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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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die zu schreckenvoll in meine Ohren schallte, als daß ich sie nicht erkannt hätte, ,nun, sindwir ein bißchen sanfter geworden? Werden wir unsere Freiheit mit dem einzigen Versprechen des Schweigens erkaufen? – Hören Sie mich,' fügte er hinzu, 'ich bin ein guter Mensch, und wiewohl ich den Puritanern nicht gewogen bin, so lasse ich Ihnen doch wie den Puritanerinnen Gerechtigkeit widerfahren, wenn sie hübsch sind. Nun, leisten Sie mir einen kleinen Eid auf das Kreuz, ich begehre nichts weiter.' 'Auf das Kreuz!' rief ich mit Zittern, denn bei dem Tone der verhaßten Stimme gewann ich wieder meine ganze Kraft; 'auf das Kreuz schwöre ich, daß mir kein Versprechen, keine Drohung, keine Folter den Mund verschließen soll; auf das Kreuz schwöre ich. Sie anzuklagen als einen Mörder, als einen Ehrenräuber, als einen Feigen; auf das Kreuz schwöre ich, daß ich, wenn ich jemals wieder diesen Ort verlasse, im Namen der ganzen Menschheit gegen Sie Rache fordern werde.' 'Haben Sie wohl acht,' entgegnete er in drohendem Tone, wie ich ihn noch nicht vernommen hatte, 'ich besitze ein Mittel, das ich nur im äußersten Fall anwenden werde, um Ihnen den Mund zu verschließen, oder mindestens zu verhindern, daß man von dem, was Sie aussagen, nur ein Wörtchen glaubt.' Ich strengte alle Kräfte an, um ihm mit einem schallenden Gelächter zu antworten. Er sah, daß nun zwischen uns Krieg sei auf Leben und Tod. 'Hören Sie,' sprach er, 'ich gebe Ihnen noch den Rest der Nacht und den morgigen Tag. Überlegen Sie das wohl. Geloben Sie zu schweigen, und Reichtum, Ansehen, Ehre soll Sie umgeben; drohen Sie zu sprechen, so werde ich Sie der Schande überliefern.' 'Sie?' rief ich, 'Sie?' 'Der ewigen, unverlöschbaren Schande!' 'Sie?' wiederholte ich. Ha, ich sage Ihnen, Felton, ich hielt ihn für verrückt. 'O, lassen Sie mich,' sagte ich, 'und gehen Sie, wenn Sie nicht wollen, daß ich mir den Kopf an der Wand zerschlage.' 'Gut, Sie wollen es so haben, also morgen abend.' 'Morgen abend,' stammelte ich, stürzte auf den Boden nieder und biß vor Wut in den Teppich.« Felton stemmte sich an einen Schrank, und Mylady sah mit dämonischem Entzücken, der junge Offizier habe vielleicht gar nicht die Kraft, ihre Erzählung bis ans Ende anzuhören.

Ein Stoff zu einer klassischen Tragödie
    Nach kurzem Stillschweigen, wobei Mylady den jungen Mann, der ihr zuhorchte, fest ins Auge faßte, fuhr sie fort zu erzählen: »Drei Tage hindurch hatte ich weder etwas gegessen noch getrunken, und dabei schreckliche Martern ausgestanden, bisweilen schwebte es wie Wolken um meine Stirn und verdüsterte mir die Augen; das war eine Geisteszerrüttung. Der Abend rückte heran, ich war so schwach, daß ich jeden Augenblick in Ohnmacht sank, und sooft das geschah,dankte ich Gott, weil ich meinen Tod schon nahe glaubte. Ich hörte mitten in einer solchen Ohnmacht die Tür aufgehen; der Schrecken brachte mich zum Selbstbewußtsein. Mein Verführer trat mit einem vermummten Mann ein; auch er selbst war vermummt; ich erkannte das imponierende Wesen, das die Hölle seiner Person zum Unheil der Menschen verliehen hat. 'Nun,' sprach er, 'sind Sie entschlossen, den verlangten Eid zu schwören?' 'Sie sagten ja schon, die Puritaner haben nur ein Wort; das meinige haben Sie bereits gehört, ich habe beteuert, daß ich Sie hienieden vor dem Gericht der Menschen und im Himmel vor dem Gericht Gottes belangen werde.' 'Sie verharrten also auf Ihrem Entschluß?' 'Das schwöre ich vor Gott, der mich hört.' 'Sie sind eine nichtswürdige Dirne!' rief er mit Donnerstimme','und sollen als eine solche gezüchtigt werden – Sie, gebrandmarkt in den Augen der Welt, die Sie anrufen, suchen Sie es dieser Welt zu beweisen, daß Sie weder schuldig sind, noch auch verrückt.' Darauf wandte er sich zu dem Manne, der ihn begleitete, und rief: 'Henker, versieh dein Amt!'«
    »O, seinen Namen, seinen Namen!« stammelte Felton aufs neue, »nennen Sie seinen Namen.«
    »Ungeachtet meines Schreiens, ungeachtet meines Widerstrebens – denn ich fing jetzt an einzusehen, man beabsichtigte mit mir noch etwas Schlimmeres als den Tod –, faßte mich der Henker an, riß mich zu Boden, band mir die Arme fest, und ich, fast erstickt von Schluchzen, fast ohne Bewußtsein und Gott anrufend, der mich nicht hörte, ich stieß plötzlich einen entsetzlichen Schrei des Schmerzes und der Schande aus; man drückte mir ein glühendes Eisen, ein rotes Eisen, das Eisen des Henkers auf die Schulter.« Felton

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