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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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einleuchtend. Buckingham blieb fast ein Jahr abwesend. Acht Tage vor seiner Ankunft starb Lord Winter plötzlich, indem er mich als seine einzige Erbin hinterließ. Woher kam der Schlag? Gott, der alles weiß, weiß gewiß auch das; ich will niemanden anklagen.«
    »Ha, welch ein Abgrund!« rief Felton, »welch ein Abgrund!«
    »Lord Winter war gestorben, ohne daß er vorher seinem Bruder etwas mitgeteilt hätte. Das schreckliche Geheimnis sollte allen verhüllt bleiben; bis es gleich einem Ungewitter über das Haupt des Schuldigen hereinbrechen würde. Ihr Beschützer sah die Heirat seines Bruders mit einem jungen, armen Mädchen nur mit Unwillen an. Ich fühlte, daß ich keine Stütze von einem Mann erwarten durfte, der in seinen Erbschaftshoffnungen getäuscht worden war, und so begab ich mich nach Frankreich, wo ich mein ganzes übriges Leben zubringen wollte. Da jedoch mein Vermögen in England lag, und durch den Krieg jede Verbindung abgebrochen wurde, so mangelte es mir an allem, und ich mußte notgedrungen wieder dahin zurückkehren; vor sechs Tagen bin ich in Portsmouth gelandet.«
    »Und dann?« fragte Felton. »Nun, Buckingham erfuhr zweifelsohne meine Zurückkunft, er sprach darüber mit Lord Winter und sagte ihm, daß seine Schwägerin eine Entehrte, eine Gebrandmarkte sei. Die edle und reine Stimme meines Gemahls konnte mich nicht mehr in Schutz nehmen. Lord Winter glaubte alles, was man ihm sagte, um so leichter, als er dabei ein Interesse hatte; er ließ mich festnehmen, hierherführen, und unter Ihre Bewachung stellen. Das übrige ist Ihnen bekannt; übermorgen schickt er mich in die Verbannung, verstößt mich unter die ehrlosen Deportierten. Ach, der Faden ist gut gesponnen, das Komplott trefflich geschmiedet, doch meine Ehre wird es nicht überleben. Sie sehen wohl ein, Felton, daß ich sterben muß; Felton, geben Sie mir das Messer.« Mylady sank nach diesen Worten, als wäre sie an allen Kräften erschöpft, schwach und schmachtend in die Arme des jungen Offiziers. »Nein, nein,« rief er, »du sollst leben, geehrt und rein sollst du leben und triumphieren sollst du über deine Feinde.« Mylady stieß ihn sanft mit der Hand zurück, zog ihn aber mit dem Blick an sich; verschleierte die Stimme und die Augen und rief: »O, den Tod, den Tod! Viel lieber den Tod als die Schande! Felton, mein Bruder, mein Freund, ich beschwöre dich!«
    »Nein,« rief Felton,»nein, du sollst leben und gerächt werden.«
    »Felton, ich bringe allem, was mich umgibt, nur Unglück; Felton, gib mich auf, Felton, last mich sterben.«
    »Wohlan, so sterben wir zusammen!« rief er. Mehrere Schläge schallten an der Tür. »Horch,« sprach sie, »man hat uns belauscht; man kommt, es ist um uns geschehen, wir sind verloren!«
    »Nein,« sagte Felton, »es ist die Wache, die mir bloß bedeutet, daß eine Runde kommt.«
    »Nun, so gehen Sie schnell zur Tür, um selbst zu öffnen.« Felton tat es. Diese Frau war bereits sein ganzes Denken und Fühlen. Er stand dem Sergeanten gegenüber, der eine Wachpatrouille befehligte. »Nun, was ist's?« fragte der junge Leutnant. »Sie sagten mir, daß ich die Tür öffnen soll, wenn ich um Hilfe rufen hörte,« sagte der Soldat, »allein Sie haben vergessen, mir den Schlüssel zu lassen. Ich hörte Sie nun rufen, ohne zu verstehen, was sie verlangten, und wollte die Tür öffnen, doch war sie inwendig abgesperrt und so habe ich den Sergeanten gerufen.«
    »Und da bin ich,« versetzte der Sergeant. Felton war sinnverwirrt, fast verrückt und sprachlos. Mylady sah ein, sie müsse sich hier der Umstände bemächtigen. Sie eilte nun zum Tisch und erfaßte das Messer, das Felton dort niedergelegt hatte. »Mit welchem Rechte«, sprach sie, »wollen Sie mir wehren, zu sterben?«
    »Großer Gott!« rief Felton, als er das Messer in ihrer Hand blitzen sah. In diesem Moment ließ sich im Korridor ein ironisches Lachen hören. Der Baron ward von dem Lärm herbeigezogen, und stand im Schlafrock an der Türschwelle mit dem Degen in der Hand. »Ach, ach!« rief er, »wir sind nun beim letzten Akt der Tragödie. Ihr seht, Felton, das Drama ist durch alle Phasen gegangen, die ich bezeichnete, aber seid ruhig, es wird kein Blut fließen.« Mylady fühlte, daß sie verloren wäre, würde sie nicht Felton einen unmittelbaren und fürchterlichen Beweis ihres Mutes geben. »Ihr irrt Euch, Mylord, das Blut wird fließen, und möchte es auf diejenigen zurückfallen, die daran schuld find.« Felton stieß einen

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