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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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Runde?«
    »Gerade unter uns.«
    »Sie wird uns entdecken.«
    »Wenn keine Blitze zucken, nicht.«
    »Sie wird unten an die Leiter stoßen.«
    »Zum Glück ist diese um sechs Fuß zu kurz.«
    »Mein Gott, da sind sie!«
    »Stille!« Beide blieben zwanzig Fußüber der Erde schweben, ohne Atem zu holen. Inzwischen gingen die Soldaten unter ihnen lachend und schwätzend weiter. Für die Flüchtlinge war das ein schreckenvoller Augenblick. Die Patrouille schritt vorüber; man vernahm, wie ihre Tritte stets entfernter verhallten, und das Gemurmel ihrer Stimmen stets schwächer wurde. »Jetzt sind wir gerettet,« sagte Felton. Mylady stieß einen Seufzer aus und wurde ohnmächtig. Felton fing wieder an tiefer zu steigen. Als er unten an der Leiter ankam, und für seine Füße keine Stütze mehr fühlte, klammerte er sich mit den Händen an, und als er bei der letzten Sprosse anlangte, ließ er sich an dem Handgelenk herab, und kam so auf die Erde. Er bückte sich, hob die Geldbörse auf und faßte sie zwischen die Zähne. Hierauf faßte er Mylady unter die Arme und ging rasch fort in entgegengesetzter Richtung von jener, welche die Patrouille genommen hatte. Er verließ alsbald den Rundgang, kletterte zwischen den Felsen hinab und ließ einen scharfen Ton mit der Pfeife hören, als er ans Meeresufer kam. Ein ähnliches Signal gab Antwort, und fünf Minuten darauf sah er einen Mann auf einer Barke heranrudern. »Zur Schaluppe!« rief Felton, »und schnell vorwärts!« Die vier Männer fingen an zu arbeiten, allein die See ging zu hoch, als daß sie viel auszurichten vermocht hätten. Zum wenigsten entfernte man sich vom Schloß, und das war die Hauptsache. Die Nacht hüllte Wasser und Land in tiefe Dunkelheit, und schon konnte man von der Barke aus das Ufer nicht mehr wahrnehmen, wonach die Barke vom Ufer aus noch schwerer zu bemerken war. Ein schwarzer Punkt schwankte auf der See. Das war die Schaluppe. Indes die Barke unter dem kräftigen Ruderschlag der vier Männer vorwärtsrückte, band Felton den Strick und das Taschentuch los, welche Myladys Hände zusammenschnürte. Als er ihre Hände befreit hatte, schöpfte er Seewasser und spritzte ihr davon ins Angesicht. Mylady stieß einen Seufzer aus und rief dann: »Ha, wo bin ich?«
    »Gerettet!« antwortete der junge Offizier. »O, gerettet,« stammelte sie, »gerettet! Ja, hier ist der Himmel, hier ist das Meer! Die Luft, die ich atme, ist die Freiheit. Ha, Dank, Felton, tausend Dank!« Der junge Mann preßte sie an sein Herz. »Doch was habe ich denn an den Händen?« fragte Mylady; »es ist, als hätte man sie mir in einen Schraubenstock gepreßt.« Mylady erhob die Arme; die Handgelenke waren wirklich gequetscht. »Ach!« seufzte Felton, indem er die schönen Hände anblickte und schmerzvoll den Kopf hin und her wiegte. »O, es ist nichts,« sagte Mylady, »es ist nichts; jetzt erinnere ich mich wieder.« Sie ließ ihre Augen herumkreisen. »Er ist hier,« sagte Felton und stieß mit dem Fuß an den Säckel des Goldes. Man näherte sich der Schaluppe. Der Matrose von der Wache rief die Barke an. Die Barke gab Antwort.»Was für ein Schiff ist das?« fragte Mylady. »Das, welches ich für Sie gemietet habe.«
    »Wohin wird es mich führen?«
    »Wohin Sie wünschen, nur müssen Sie mich in Portsmouth ans Land setzen.«
    »Was wollen Sie tun in Portsmouth?« fragte Mylady. »Die Aufträge des Lord Winter vollziehen,« erwiderte Felton düster lächelnd. »Welche Aufträge?«
    »Sie erraten nicht?«
    »Nein, ich bitte, erklären Sie sich.«
    »Aus Mißtrauen gegen mich wollte er Sie selbst bewachen, und schickte mich fort, daß ich Ihren Deportationsbefehl von Buckingham unterfertigen lasse.«
    »Doch wenn er Ihnen mißtraute, wie konnte er Ihnen diesen Auftrag geben?«
    »Konnte er denn glauben, daß ich darum wisse, was ich trage, da er mir nichts davon sagte, und ich das Geheimnis bloß von Ihnen habe?«
    »Das ist wahr, und Sie gehen nach Portsmouth?«
    »Ich habe keine Zeit zu verlieren; morgen ist der Dreiundzwanzigste und Buckingham segelt morgen mit der Flotte ab.«
    »Er segelt morgen ab, und wohin?«
    »Nach La Rochelle.«
    »Er soll nicht absegeln,« rief Mylady und vergaß auf ihre gewöhnliche Geistesgegenwart. »Seien Sie unbekümmert,« sagte Felton, »er wird nicht absegeln.« Mylady zitterte vor Freude; sie las tief im Herzensgrund des jungen Mannes, der Tod Buckinghams stand mit allen Buchstaben darin geschrieben. »Felton,« sprach sie, »Sie sind groß

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