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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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Verbrechen nicht zulassen.«
    »Wasser, Wasser!« schrie d'Artagnan, »Wasser!«
    »O, arme, arme Frau!« seufzte Athos mit gebrochener Stimme. Madame Bonacieux schlug unter d'Artagnans Küssen die Augen wieder auf. »Sie kommt zu sich!« rief der junge Mann, »o mein Gott, mein Gott! ich danke dir.«
    »Madame,« fragte Athos. »Madame, in des Himmels Namen, wem gehört dieses leere Glas?«
    »Mir,« erwiderte die junge Frau mit ersterbender Stimme. »Wer hat aber den Wein eingeschenkt, der in diesem Glase war?«
    »Sie.«
    »Doch, wer sie?«
    »Ha, ich erinnere mich,« stammelte Madame Bonacieux. »die Gräfin Winter.« Die vier Freunde stießen einen einzigen, gleichzeitigen Schrei aus, aber Athos' Stimme beherrschte die andern. In diesem Moment wurde das Gesicht der Madame Bonacieuxleichenfahl. Ein dumpfer Schmerz warf sie nieder. Sie sank schwer atmend in Porthos' und Aramis' Arme. D'Artagnan erfaßte Athos' Hände mit unsäglicher Angst und sagte: »Wie -— du meinst?« Seine Stimme ward von einem heftigen Schluchzen erstickt. »Ich glaube alles,« versetzte Athos und biß in seine Lippen, daß das Blut hervorrann. »D'Artagnan, d'Artagnan!« rief Madame Bonacieux, »ach wo bist du? Verlaß mich nicht; du siehst; daß ich sterbe.« D'Artagnan ließ Athos' Hände los, die er in seinen krampfhaft gepreßten Fäusten gehalten hatte. Ihr so schönes Angesicht war ganz verstört, ihre glasigen Augen hatten schon keinen Blick mehr, ein krampfhaftes Beben schüttelte ihren ganzen Leib, und der Schweiß floß ihr in Strömen von der Stirn. »Im Namen des Himmels, eilt!« rief Porthos. Aramis schrie um Hilfe. »Umsonst,« versetzte Athos, »umsonst! für das Gift, das sie eingeflößt, gibt es kein Gegengift.«
    »Ja, Hilfe, Hilfe!« ächzte Madame Bonacieux. »Hilfe!« Dann raffte sie alle ihre Kräfte zusammen, nahm den Kopf des jungen Mannes zwischen ihre beiden Hände, starrte ihn eine Sekunde lang an, als wäre ihre ganze Seele in ihren Blick übergeschmolzen, und preßte mit einem jammervollen Schrei ihre Lippen auf die seinigen. »Konstanze, Konstanze,« stammelte d'Artagnan. Ein Seufzer ertönte aus dem Munde von Madame Bonacieux, der den von d'Artagnan berührte. Dieser Seufzer war die so reine, so liebevolle Seele, die zum Himmel emporschwebte. D'Artagnan hielt nur noch eine Leiche in seinen Armen. Der junge Mann stieß einen Schrei aus und stürzte neben seiner Geliebten nieder, so blaß und starr wie sie. Porthos weinte. Athos streckte die geballte Hand zum Himmel empor. Aramis schlug ein Kreuz. In diesem Augenblick erschien ein Mann an der Tür, der fast so blaß war wie diejenigen, die im Zimmer waren. Er blickte um sich, sah Madame Bonacieux entseelt und d'Artagnan ohnmächtig. Er traf gerade in dem Moment der Erstarrung ein, die immer auf große Katastrophen erfolgt. »Ich habe mich nicht geirrt,« sprach er, »hier ist Herr d'Artagnan, und Sie sind seine drei Freunde: Athos, Porthos und Aramis.« Die drei genannten Männer blickten den Fremden verwunderungsvoll an; allen dünkte, daß sie ihn kennen sollten. »Meine Herren,« sprach der Fremde, »Sie suchen wie ich eine Frau, und diese«, fügte er mit einem schauerlichen Lächeln hinzu, »muß wohl hier durchgereist sein, da ich dort eine Leiche sehe.« Die drei Freunde blieben stumm; nur erinnerte sie die Stimme wie vorher das Gesicht an einen Mann, den sie schon einmal gesehen hatten; sie konnten sich aber nicht entsinnen, unter welchen Umständen. »Meine Herren,« fuhr der Fremde fort, »indem Sie mich nicht wieder als denjenigen erkennen wollen, der Ihnen zweifelsohne sein Leben zu verdanken hat, so muß ich meinen Namen sagen: ich bin Lord Winter,der Schwager jener Frau.« Die drei Freunde drückten laut ihr Erstaunen aus. Athos erhob sich, bot ihm die Hand und sagte: »Willkommen, Mylord! Sie gehören zu uns.«
    »Ich bin fünf Stunden nach ihr von Portsmouth abgesegelt,« sprach Lord Winter; »ich kam drei Stunden nach ihr in Boulogne an; ich verfehlte sie um zwanzig Minuten in Saint-Omer; endlich habe ich in Lilliers ihre Spur verloren. Ich reiste nun auf gut Glück und erkundigte mich nach Ihnen, als ich Sie im Galopp vorübersprengen sah. Ich erkannte Herrn d'Artagnan, rief Ihnen auch zu, doch gaben Sie keine Antwort. Ich wollte Ihnen nachreiten, doch war mein Pferd zu erschöpft, um mit den Ihrigen gleichen Schritt halten zu können, und doch scheint es, daß Sie bei all Ihrer Hast zu spät gekommen sind.«
    »Sie sehen es,« versetzte

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