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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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Athos und zeigte auf die entseelte Madame Bonacieux und auf d'Artagnan, welchen Porthos und Aramis ins Leben zurückzurufen bemüht waren. »Sind denn beide tot?« fragte Lord Winter kalt. »Glücklicherweise nicht,« antwortete Athos, »d'Artagnan ist nur ohnmächtig.«
    »Um so besser,« versetzte Lord Winter. D'Artagnan schlug die Augen wieder auf. Er entwand sich den Armen von Porthos und Aramis und stürzte sich wie ein Wahnsinniger auf den Leichnam seiner Geliebten. Athos stand auf, ging langsamen, feierlichen Schrittes auf seinen Freund zu, und als dieser in ein Schluchzen ausbrach, sagte er mit seiner so edlen, beschwichtigenden Stimme zu ihm: »Freund! sei du Mann, nur Weiber beweinen die Toten, aber Männer rächen sie.«
    »O ja,« versetzte d'Artagnan, »wenn du von Rache sprichst, so bin ich bereit, dir zu folgen.« Athos nützte diesen Augenblick der Kraft, die seinem Freunde die Hoffnung auf Rache wieder erweckte, und gab Porthos und Aramis einen Wink, sie möchten die Äbtissin holen. Die Freunde trafen sie im Korridor, tief bestürzt ob dieser Vorfälle. Sie berief einige Nonnen, und diese erschienen gegen die klösterliche Regel vor den fünf Männern. »Madame,« sprach Athos und faßte d'Artagnan am Arme, »wir überlassen Ihrer frommen Obsorge den Leib dieser unglücklichen Frau. Sie war ein Engel auf Erden, ehe sie ein Engel im Himmel wurde. Behandeln Sie dieselbe so wie eine Ihrer Schwestern, wir wollen eines Tages zurückkommen, um auf Ihrem Grabe zu beten.« D'Artagnan verbarg sein Gesicht an seines Freundes Brust und brach abermals in ein Stöhnen aus. »Weine,« sprach Athos, »weine, du Herz voll Liebe, Jugend und Leben; ach! könnte ich doch so weinen wie du.« Er zog seinen Freund nach sich, zärtlich wie ein Vater, trostreich wie ein Priester, groß wie einer, der viel ausgestanden hat. Sonach begaben sich alle fünf mit ihren Bedienten, die ihre Pferde am Zügel nachführten, in die Stadt Bethune, und hielten vor der ersten Herberge an, die sie sahen. »Verfolgen wir denn nicht diese Frau?« fragted'Artagnan. »Später,« erwiderte Athos, »erst muß ich meine Maßregeln treffen.«
    »Sie wird uns entschlüpfen,« versetzte der junge Mann, »sie wird uns entschlüpfen, Athos, und daran bist du schuld.«
    »Ich bürge für sie,« entgegnete Athos. »Ich glaube aber,« sagte Lord Winter, »es gehe mich an, wenn Maßregeln gegen die Gräfin zu nehmen sind, da sie meine Schwägerin ist.«
    »Und sie ist meine Gemahlin,« sagte Athos. D'Artagnan bebte, denn er fühlte, daß Athos seiner Sache gewiß war, weil er ein solches Geheimnis kundgab; Porthos und Aramis sahen sich erbleichend an; Lord Winter hielt Athos für wahnwitzig. »Ziehen Sie sich nun zurück,« sprach Athos, »und lassen Sie mich gewähren. Sie sehen wohl, daß die Sache mich angeht, als den Gemahl. Gebt mir nun das Papier, d'Artagnan, wenn Ihr es nicht verloren habt, das aus dem Hute jenes Mannes gefallen ist, und worauf der Name der Stadt geschrieben stand.«
    »Ah,« rief d'Artagnan, »ich begreife, der Name von ihrer Hand geschrieben.«
    »Du siehst wohl,« sagte Athos, »daß es einen Gott im Himmel gibt!«

Der Mann mit dem roten Mantel
    Bei Athos wich die Verzweiflung einem niedergepreßten Schmerz, der die glänzenden Eigenschaften dieses Mannes noch heller ans Licht stellte. Er beschäftigte sich ganz allein mit dem Versprechen, das er geleistet, und mit der Verantwortlichkeit, die er auf sich genommen, begab sich in ein Zimmer, ersuchte den Wirt, ihm eine Karte dieser Gegend zu besorgen, beugte sich über dieselbe hin, betrachtete die Linie darauf, sah, daß von Bethune nach Armentières vier verschiedene Wege gingen, und ließ die Bedienten herbeikommen. Planchet, Grimaud, Mousqueton und Bazin eilten herbei und erhielten klare, genaue und ernste Aufträge von Athos. Sie sollten mit Tagesanbruch abgehen, wobei jeder einen andern Weg nach Armentières einzuschlagen hatte. Planchet, von allen der gewandteste, sollte auf demjenigen fortziehen, den der Wagen mit dem Bedienten von Rochefort genommen, und auf den die drei Freunde gefeuert hatten. Alle vier sollten sich am nächsten Morgen um elf Uhr an einem bezeichneten Orte versammeln, hätten sie Myladys Aufenthalt entdeckt, sollten drei zurückbleiben, um sie zu bewachen, der vierte sollte nach Bethune zurückeilen, um Athos Kunde zu bringen und den drei Freunden als Führer zu dienen. Als diese Maßregeln getroffen waren, begaben sich die Bedienten zur Ruhe. Nun

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