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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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Frankreich bei dem ersten Lärm.«
    »Und was soll ich bis dahin tun?«
    »Warten.«
    »Wenn sie aber kommen?«
    »Der Wagen meines Bruders wird noch vor ihnen eintreffen.«
    »Wenn ich in dem Moment, da man Sie abholt, von Ihnen fern bin, etwa beim Mittag- oder Abendessen?«
    »So hören Sie, was zu tun ist.«
    »Was?«
    »Bitten Sie unsere gute Äbtissin, das Mahl mit mir einnehmen zu dürfen, damit Sie mich so wenig wie möglich zu verlassen brauchen.«
    »Wird sie das erlauben?«
    »Was ist denn an der Sache Ungereimtes?«
    »O schön, schön, auf diese Weise trennen wir uns nicht einen Augenblick.«
    »Nun, gehen Sie jetzt hinab, und tragen Sie ihr die Bitte vor; mein Kopf ist mir so schwer, ich will einen Gang durch den Garten machen.«
    »Gehen Sie, und wo werde ich Sie wieder treffen?«
    »Hier, nach einer Stunde.«
    »O, ich danke; wie gütig sind Sie doch!«
    »Wie sollte ich nicht eine warme Teilnahme für Sie empfinden, da Sie so schön und liebenswürdig sind, und sind Sie nicht auch die Freundin von einem meiner besten Freunde?«
    »Der liebe d'Artagnan, wie dankbar wird er Ihnen sein!« Die zwei Frauen wechselten ein holdseliges Lächeln und schieden.
    Nach Verlauf einer Stunde vernahm Mylady eine süße Stimme, die ihr zurief. Es war Madame Bonacieux. Die gütige Äbtissin gab ihr natürlich die Erlaubnis zu allem, und für den Anfang sollten sie das Abendbrot gemeinschaftlich verzehren. Als sie in den Hof kamen, hörten sie einen Wagen rollen, der vor dem Tor anhielt. Mylady lauschte und sagte dann: »Hören Sie?«
    »Ja, das Rollen eines Wagens.«
    »Es ist derjenige, den uns mein Bruder sendet.«
    »O, mein Gott!«
    »Auf, nur mutvoll!« Man läutete an der Klosterpforte. Mylady hatte nicht geirrt. »Gehen Sie hinauf in Ihr Zimmer,« sprach sie zu Madame Bonacieux. »Sie haben wohl einige Kleinodien, die Sie gern mitnehmen.«
    »Ich habe seine Briefe,« antwortete sie. »Gut, so holen Sie dieselben; kommen Sie dann wieder schnell zu mir, daß wir geschwind ein kleines Abendbrot nehmen; vielleicht reisen wir einen Teil der Nacht, wo wir Kräfte nötig haben.«
    »Großer Gott!« rief Madame Bonacieux, »mein Herz droht zu brechen, ich kann nicht von hinnen.«
    »Nur Mut, meine Teure, nur Mut! Bedenken Sie, daß Sie in einer Viertelstunde schon gerettet sind, und das, was Sie tun, nur für ihn tun.«
    »Ja, ja, alles für ihn, alles. Sie erwecken mir durch ein einziges Wort den Mut wieder. Gehen Sie, ich folge.« Madame Bonacieux nahm das Glas, das vor ihr stand, zur Hand. In demselben Moment aber, wo sie trinken wollte, erstarrte ihre Hand. Sie hörte von der Ferne das herannahende Stampfen eines Galopps, und fast zu gleicher Zeit glaubte sie Pferdegewieher zu vernehmen. Dieses Getöse riß sie aus ihrer Freude, wie uns das Brausen eines Sturmes mitten aus einem schönen Traume weckt; sie wurde blaß und lief nach dem Fenster, indes sich Madame Bonacieux am ganzen Leibe zitternd erhob und sich auf den Stuhl stemmte, um nicht umzusinken. Man sah noch nichts, doch hörte man den Galopp immer lauter. »O, mein Gott!« rief Madame Bonacieux, »was hat dieses Geräusch zu bedeuten?«
    »Es kommt von unsern Freunden, oder von unsern Feinden,« entgegnete Mylady mit schauerlicher Kaltblütigkeit. »Bleiben Sie, wo Sie sind, ich werde es Ihnen sagen.« Madame Bonacieux blieb auf ihrem Platze stehen, stumm, regungslos und blaß wie eine Bildsäule. Indes wurde das Geräusch immer stärker. Die Pferde konnten nicht mehr über fünfhundert Schritte entfernt sein. Man konnte sie bloß deshalb nicht sehen, weil die Straße eine Biegung hatte. Allein das Stampfen war so deutlich, daß man fast die Anzahl der Pferde an dem Hufschlag unterscheiden konnte. Mylady spähte mit aller Anstrengung der Aufmerksamkeit. Es war gerade noch hell genug, um die Ankömmlinge erkennen zu können. Auf einmal sah sie an der Krümmung des Weges Tressenhüte schimmern und Federn flattern. Sie zählte zwei, dann fünf, endlich acht Reiter. Einer davon ritt den andern umzwei Pferdelängen voran. Mylady brach in Stöhnen aus. Sie erkannte in demjenigen, der voraus ritt, d'Artagnan. »O, mein Gott! seufzte Madame Bonacieux, »was ist es denn?«
    »Es ist die Uniform der Leibwachen des Kardinals, verlieren wir keinen Augenblick,« schrie Mylady, »entfliehen wir, schnell hinweg!«
    »Ja, ja, entfliehen wir,« wiederholte Madame Bonacieux, vermochte aber keinen Schritt zu tun, da sie der Schrecken an ihren Platz fesselte. Man hörte die

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