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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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meine Hand, und eines Tages entdeckte ich, daß diese Frau gebrandmarkt war. Diese Frau trägt an der linken Schulter das Brandmal einer Lilie.«
    »Ha!« rief Mylady sich aufraffend, »ich fordere Euch auf, das Tribunal aufzufinden, das dieses schmähliche Urteil über mich verhängt hat; ich fordere Euch auf, denjenigen zu stellen, der es vollstreckt hat.«
    »Still!« rief eine Stimme, »das zu beantworten kommt mir zu!« Der Mann im roten Mantel trat gleichfalls vor. »Wer ist dieser Mann? Wer ist dieser Mann?« rief, vom Schrecken fast zermalmt, Mylady, während ihre Haare sich lösten und sich auf dem leichenfahlen Haupte sträubten, als wären sie lebendig. Aller Augen wandten sich nach diesem Manne, denn er war, Athos ausgenommen, allen unbekannt. Aber auch Athos starrte ihn mit ebensoviel Verwunderung an als die andern; er wußte nicht, wie derselbe mit dem schaudervollen Drama, das sich eben entwickelte, im Zusammenhang stehen könne. Nachdem sich nun der Unbekannte langsamen und feierlichen Schrittes und auf eine Weise Mylady genähert hatte, daß ihn nur der Tisch von ihr schied, nahm er seine Vermummung ab. Mylady stielte eine Weile lang mit allen Zeichen eines wachsenden Schreckens das blasse, mit schwarzen Haaren und schwarzem Bart umwachsene Gesicht an, dessen einziger Ausdruck eine eisige Fühllosigkeit war. Dann sprang sie plötzlich in die Höhe, wich bis an die Mauer zurück und rief: »O nein! nein! nein! das ist eine höllische Erscheinung! Er ist es nicht! Ha, zu Hilfe! zu Hilfe!« kreischte sie mit heiserer Stimme und kehrte sich nach der Wand um, als wollte sie sich mit ihren Händen einen freien Ausweg bahnen. »Doch wer seid Ihr?« riefen alle Zeugen dieses Auftritts. »Fragen Sie diese Frau,« entgegnete der Mann im roten Mantel, »denn Sie sehen Wohl, daß sie mich wiedererkannt hat.«
    »Der Henker von Lille! Der Henker von Lille!« kreischte Mylady, von einem wahnsinnigenSchrecken erfaßt und sich mit den Händen an die Mauer klammernd, um nicht zu fallen. Alle Anwesenden traten zurück, und der Mann im roten Mantel stand allein mitten im Gemach. Die Ruchlose stürzte auf die Knie und ächzte: »O Gnade! Barmherzigkeit!« Der Unbekannte wartete, bis es wieder still wurde, dann sprach er: »Ich sagte es, daß sie mich wiedererkannt hat. Ja, ich bin der Henker von Lille. Vernehmen Sie meine Geschichte.«
    Die Augen aller waren auf den Mann gerichtet, dessen Worten man mit ängstlicher Spannung entgegenhorchte. »Diese junge Frau war einst als ein junges Mädchen so schön, wie sie heute ist. Sie war in dem Kloster der Benediktinerinnen von Templemar. Ein junger Mann von unbefangenem, gläubigem Herzen, der sich dem geistlichen Stande widmen wollte, lernte sie kennen. Sie unternahm es, ihn zu verführen, und ihren Künsten ist es auch gelungen. Ihr Liebesverhältnis konnte nicht lange bestehen, ohne beide ins Verderben zu bringen. Sie wußte ihn zu bereden, mit ihr die Gegend zu verlassen; um aber gemeinschaftlich zu entfliehen, und einen andern Teil von Frankreich zu erreichen, wo sie unbekannt und eben deshalb ruhig leben könnten, war Geld vonnöten, das keines von beiden besaß. Der junge Mann entwendete die Kirchengefäße und verkaufte sie, doch wurden sie beide in dem Moment verhaftet, wo sie abreisen wollten. Acht Tage darauf hatte sie den Sohn des Kerkermeisters verführt, und sich geflüchtet. Jener liebende Jüngling wurde zu zehnjähriger Kettenstrafe und Brandmarkung verurteilt. Ich war, wie diese Frau sagte, Henker in der Stadt Lille. Ich mußte den Schuldigen brandmarken, und der Schuldige, meine Herren, war – mein Bruder. Ich schwur es dieser Frau, die ihn ins Verderben brachte und mehr als seine Mitschuldige war, da sie ihn zum Verbrechen anstachelte, daß sie mindestens seine Strafe teilen sollte. Ich vermutete den Ort ihres Aufenthaltes, verfolgte sie, erreichte sie auch, knebelte sie, und drückte ihr dasselbe Mal auf, das ich meinem Bruder eingebrannt habe. Am Tage nach meiner Zurückkunft nach Lille gelang es meinem Bruder, gleichfalls zu entwischen. Man klagte mich der Mitschuld an. und verurteilte mich so lange zum Gefängnis, bis er wieder dahin zurückgekehrt wäre. Mein armer Bruder wußte von diesem Richterspruch nichts. Er war mit seiner Geliebten wieder zusammengekommen und mit ihr nach Berry gegangen, wo er eine Bedienstung erhielt. Er gab diese Frau für seine Schwester aus. Der Herr jenes Gutes lernte diese vorgebliche Schwester kennen und verliebte sich

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