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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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in sie derart, daß er ihr die Ehe antrug. Sie verließ nun denjenigen, den sie ins Verderben gestürzt hatte, um dem Manne zu folgen, den sie zu Grunde richten sollte, und wurde Gräfin de la Fère.« Alle blickten nun Athos an, denn das war sein wirklicher Name. Athosbekräftigte mit einem Kopfnicken, daß alles das wahr sei, was der Henker gesprochen. Dieser fuhr wieder fort. »Mein armer Bruder, dem sie Ehre, Glück und alles geraubt hatte, geriet in Verzweiflung, kehrte mit dem Entschluß, sein Dasein zu enden nach Lille zurück, und als er von dem Urteilsspruch hörte, der mich anstatt seiner verdammt hatte, begab er sich freiwillig in das Gefängnis, erhängte sich aber noch an demselben Abend am Luftloch seines Kerkers. Um denen Recht widerfahren zu lassen, die mich verurteilt hatten, muß ich anführen, daß sie Wort gehalten haben. Die Identität des Leichnams war kaum nachgewiesen, als man mich wieder frei ließ. Das ist das Verbrechen, weshalb ich sie anklage, das ist die Ursache, weshalb ich sie gebrandmarkt habe.«
    »Herr d'Artagnan,« sagte Athos, »welche Strafe fordert Ihr gegen diese Frau?«
    »Die Todesstrafe!« erwiderte d'Artagnan. »Mylord von Winter,« fuhr Athos fort, welche Strafe fordern Sie gegen diese Frau?«
    »Die Todesstrafe!« entgegnete Lord Winter. »Meine Herren Porthos und Aramis,« sprach Athos, »Ihr, die Ihr Richter seid, welche Strafe verhängt Ihr über diese Frau?«
    »Die Todesstrafe!« antworteten die beiden Musketiere mit dumpfer Stimme. Mylady brach in entsetzliches Heulen aus und zerrte sich auf den Knien einige Schritte gegen ihre Richter. Athos streckte seine Hand gegen sie aus und sagte: »Anna von Breuil, Gräfin de la Fère, Mylady Winter, Eure Missetaten, haben hienieden die Menschen und Gott im Himmel ermüdet. Wenn Ihr ein Gebet wisset, so verrichtet dasselbe, denn Ihr seid verurteilt und müsset sterben!« Mylady richtete sich bei diesen Worten, die ihr keine Hoffnung mehr übrigließen, in ihrer ganzen Höhe empor und versuchte zu sprechen. Es versagte ihr jedoch die Stimme. Sie fühlte es: eine gewaltige, unwiderstehliche und unversöhnliche Hand faßte sie an den Haaren und zerrte sie unaufhaltbar fort, wie das Verhängnis den Menschen fortzieht. Sie versuchte daher auch keinen Widerstand mehr und verließ das Häuschen. Lord Winter, d'Artagnan, Athos, Porthos und Aramis folgten ihr nach.

Die Hinrichtung
    Zwei Bediente führten Mylady, indem sie jeder von ihnen an einem Arme hielt. Hinter ihr schritt der Henker und hinter diesem gingen Lord Winter, d'Artagnan, Athos, Porthos und Aramis. Planchet und Bazin kamen zuletzt. Die zwei Bedienten schleppten Mylady nach dem Fluß. Ihr Mund war wohl verstummt, doch ihre Augen sprachen mit jener unbeschreiblichen Beredsamkeit und flehten wechselweise jeden an, der sie anblickte. Als sie einige Schritte voraus war, sprach sie zu den Bedienten: »Tausend Pistolen bekommt jedervon Euch, wenn Ihr mir zur Flucht verhelft: liefert Ihr mich aber Euren Herren aus, so habe ich Rächer in der Nähe, die Euch meinen Tod schwer büßen lassen.« Grimaud zögerte, Mousqueton bebte an allen Gliedern. Athos, der Myladys Stimme vernommen hatte, trat schnell vor, Lord Winter tat dasselbe. »Schickt diese Bedienten weg,« sprach er, »sie hat mit ihnen gesprochen, wonach sie nicht mehr sicher sind.« Man berief Planchet und Bazin, die auch an die Stelle von Grimaud und Mousqueton traten. Als man zum Gestade des Flusses kam, näherte sich der Henker Mylady und band ihr die Hände und die Füße. Nun brach sie ihr Schweigen und rief: »Ihr seid feige und elende Mörder! Ihr versammelt Euch zu zehn, um eine Frau zu erwürgen, habt acht, kommt man mir auch nicht zu Hilfe, so wird man mich doch rächen!«
    »Ihr seid kein Weib,« entgegnete Athos kalt, »Ihr gehört nicht dem Menschengeschlecht an. Ihr seid ein Dämon, aus der Hölle entwischt, und wir wollen ihn wieder dahin zurücktreiben!«
    »O, meine tugendhaften Herren,« sagte Mylady, "habt wohl acht, daß nicht auch derjenige von Euch ein Mörder ist, der ein Haar auf meinem Kopfe berührt.«
    »Der Henker kann töten, ohne daß er deshalb Mörder ist, Madame,« versetzte der Mann im roten Mantel und schlug dabei an sein breites Schwert. »Er ist der Nachrichter, er ist der letzte Richter und weiter nichts.« Während er sie unter diesen Worten band, stieß Mylady wiederholt ein Geschrei aus, das gar schaurig und seltsam klang, als es durch die Nacht ertönte und gar in der Tiefe

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