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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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sei in den Wald von Saint-Germain auf die Hirschjagd gegangen. Herr von Tréville ließ sich das zweimal sagen, und jedesmal bemerkten seine Gefährten, daß sich sein Gesicht verdüsterte. »Hat Seine Majestät gestern schon den Entschluß gefaßt, diese Jagd zu machen?« fragte er. »Nein, Ew. Exzellenz,« erwiderte der Kammerdiener, »der Oberjäger kam diesen Morgen und meldete, er habe in dieser Nacht einen Hirsch zum Vergnügen Seiner Majestät in Bereitschaft gehalten. Anfangs erklärte der König, daß er nicht gehen wollte, doch konnte er der Lust nicht widerstehen, die ihm diese Jagd verhieß, und so ist er nach dem Frühmahl fortgefahren.«
    »Und hat der König den Kardinal gesehen?« fragte Herr von Tréville. »Das ist ganz wahrscheinlich,« antwortete der Kammerdiener, »denn ich sah diesen Morgen die Pferde an den Wagen Seiner Eminenz gespannt und fragte, wohin die Fahrt gehe, und man gab mir zur Antwort: ›nach Saint-Germain‹.«
    »Man eilte uns zuvor,« sprach Herr von Tréville. »Meine Herren, ich will diesen Abend mit dem König sprechen, doch rate ich nicht, daß IhrEuch dahin wagt.« Diese Ansicht war zu vernünftig, und kam übrigens von einem Manne, der den König zu gut kannte, als daß es die vier Männer versucht hätten, ihm zu widersprechen. Herr von Tréville forderte sie auf, nach Hause zurückzukehren und auf Nachricht von ihm zu warten.
    Als Herr von Tréville nach seinem Hotel zurückkehrte, bedachte er, es wäre für ihn wohl am geratensten, zuerst Klage zu führen. Sonach schickte er einen seiner Bedienten zu Herrn de la Tremouille mit einem Schreiben, worin er ihn ersuchte, die Leibwache des Herrn Kardinals aus seinem Hause zu entfernen und seine Leute über die Frechheit zu tadeln, daß sie einen Ausfall auf die Musketiere gemacht haben. Allein Herr von Tremouille, der schon durch seinen Stallmeister, den besagten Verwandten des Bernajoux, unterrichtet war, ließ ihm antworten, es käme weder Herrn von Tréville noch auch seinen Musketieren zu, Klage zu führen, sondern vielmehr ihm, dessen Leute die Musketiere angefallen und verstümmelt hätten, und dem sie sein Hotel verbrennen wollten. Da indes der Kampf zwischen diesen zwei hohen Herren sich hätte in die Länge ziehen können, weil natürlich jeder auf seiner Ansicht bestehen mußte, so ersann Herr von Tréville ein Mittel, das zum Zweck hatte, alles ans Ende zu bringen; er wollte nämlich selbst zu Herrn de la Tremouille gehen. Er begab sich somit unverweilt in dessen Hotel und ließ sich melden. Die zwei hohen Herren begrüßten sich sehr höflich, denn wenn sie auch nicht Freunde waren, so achteten sie sich doch. Beide waren Männer von Herz und Ehre, und da Herr de la Tremouille, ein Protestant, den König nur selten sah, und zu keiner Partei gehörte, so handelte er gewöhnlich ohne Vorurteil in seiner sozialen Stellung. Indes war diesmal sein Empfang, wenn auch höflich, doch kälter als gewöhnlich. »Mein Herr,« sprach Herr von Tréville, »wir beide glauben, einer habe sich über den andern zu beklagen, und so bin ich denn gekommen, daß wir uns über diese Angelegenheit ins klare setzen.«
    »Recht gern,« antwortete Herr de la Tremouille, »allein ich muß Ihnen im voraus sagen, daß ich gut unterrichtet bin, und daß alles Unrecht auf Seite Ihrer Musketiere liegt.«
    »Mein Herr,« versetzte Tréville, »Sie sind ein zu verständiger und rechtlicher Mann, um den Vorschlag nicht anzunehmen, den ich Ihnen machen will.«
    »Tun Sie das, mein Herr, ich höre.«
    »Wie steht es mit Herrn Bernajoux, dem Vetter Ihres Stallmeisters?«
    »Sehr schlimm, mein Herr. Außer dem Degenstich, den er am Arm erhielt – der übrigens nicht gefahrvoll ist –, ward ihm noch ein zweiter versetzt, der ihm durch die Lunge drang, so zwar, daß der Arzt das Traurigste voraussagt.«
    »Ist der Verwundete bei Selbstbewußtsein?«
    »Vollkommen.«
    »Spricht er?«
    »Mit Anstrengung, doch spricht er.«
    »Gut, begeben wir uns zu ihm.Beschwören wir ihn im Namen Gottes, der ihn vielleicht bald abruft, daß er die Wahrheit sage. Er sei Richter in seiner eigenen Sache, und was er sagen wird, das will ich glauben.« Herr de la Tremouille bedachte sich ein Weilchen und willigte dann ein, weil es schwer war, ihm einen vernünftigeren Vorschlag zu machen. Somit gingen beide in das Zimmer hinab, worin der Verwundete lag. Als dieser die zwei edlen Herren zum Besuche kommen sah, versuchte er sich in seinem Bett aufzurichten, doch war er zu

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