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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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schwach und sank, durch diese Anstrengung erschöpft, fast ohnmächtig wieder zurück. Herr de la Tremouille trat zu ihm und ließ ihn an einem Salze riechen, das ihn wieder in das Leben zurückrief. Und damit man Herrn von Tréville nicht beschuldigen könne, er habe einen Einfluß auf den Kranken genommen, so forderte er Herrn de la Tremouille auf, daß er ihn selbst befrage. Es traf ein, was Herr von Tréville vorausgesehen hatte. Bernajoux dachte zwischen Leben und Tod nicht einen Augenblick daran, die Wahrheit zu verhehlen, und erzählte den beiden Herren den Vorfall genau so, wie er gewesen war. Das war alles, was Herr von Tréville verlangte; er wünschte Bernajoux eine baldige Genesung, beurlaubte sich von Herrn de la Tremouille, kehrte unverweilt in sein Hotel zurück und ließ den vier Freunden melden, daß er sie bei der Mittagstafel erwarte. Herr von Tréville empfing eine gute, ganz antikardinalistische Gesellschaft. Es läßt sich nun bedenken, daß sich das Gespräch während der ganzen Mahlzeit um die zwei Niederlagen bewegte, welche die Leibwachen Seiner Eminenz erlitten. Da nun d'Artagnan der Held dieser zwei Tage gewesen, so fielen ihm alle Glückwünsche zu, die ihm Athos, Porthos und Aramis nicht bloß als gute Kameraden, sondern auch als Männer überließen, an denen in dieser Hinsicht schon oftmals die Reihe war. Gegen sechs Uhr erklärte Herr von Tréville, daß er nach dem Louvre gehen müsse, da aber die von Seiner Majestät bewilligte Audienzstunde schon vorüber war, stellte er sich, statt bei der kleinen Treppe Einlaß zu verlangen, mit den vier jungen Männern im Vorgemach auf. Der König war von der Jagd noch nicht zurückgekehrt. Unsere jungen Männer mengten sich in die Schar der Hofleute und warteten kaum eine halbe Stunde, als alle Türen aufgingen und der König angekündigt wurde. Bei dieser Ankündigung fühlte sich d'Artagnan bis in das Mark der Knochen durchschauert. Der darauffolgende Augenblick sollte aller Wahrscheinlichkeit nach über den Rest seines Lebens entscheiden. Seine Augen waren angstvoll nach der Tür gerichtet, durch die Seine Majestät eintreten mußte. Ludwig XIII. schritt seinem Gefolge voraus; er war im Jagdanzug, ganz bestaubt, hatte große Stiefel an und hielt in der Hand eine Peitsche. D'Artagnan erkannte mit dem ersten Blick, daß das Gemüt des Königs stürmisch aufgeregt sei. Die dreiMusketiere säumten also nicht und traten einen Schritt vorwärts, indes d'Artagnan hinter ihnen versteckt blieb. Allein, obgleich der König Athos, Porthos und Aramis persönlich kannte, ging er doch an ihnen vorüber, ohne sie anzusehen. Als aber die Augen des Königs einen Augenblick bei Herrn von Tréville anhielten, ertrug der diesen Blick mit solcher Festigkeit, daß der König sein Gesicht abwandte, worauf sich Seine Majestät murrend in seine Gemächer begab. »Die Sache geht schlimm,« sprach Athos lächelnd; »wir werden diesmal noch nicht zu Ordensrittern geschlagen.«
    »Wartet hier zehn Minuten,« sagte Herr von Tréville, »und seht Ihr mich nach Verlauf dieser Zeit nicht zurückkehren, so geht zurück in mein Hotel; denn es wäre dann unnütz, hier länger zu harren.« Die jungen Männer warteten zehn Minuten, eine Viertelstunde, zwanzig Minuten, und als sie sahen, daß Herr von Tréville noch immer nicht kam, gingen sie fort, über das, was geschehen möge, sehr beunruhigt.
    Herr von Tréville war kühn in das Kabinett des Königs getreten, und hatte Seine Majestät in einem Lehnstuhl sitzend und mit seiner Peitsche an die Stiefel klopfend in einer sehr üblen Stimmung angetroffen, was ihn jedoch nicht abhielt, den König mit seinem größten Phlegma um das Befinden zu fragen. »Es geht schlecht, mein Herr, schlecht, ich habe Langweile.«
    »Wie doch, Ew. Majestät langweilt sich?« entgegnete Herr von Tréville; »genossen Sie heute nicht das Vergnügen der Jagd?«
    »Ein schönes Vergnügen, bei meiner Seele; das hat aus der Art geschlagen, ich weiß nicht, ob das Wild keine Fährte mehr, oder ob die Hunde keine Nasen mehr haben.«
    »Wirklich, Sire, ich begreife Ihre Verzweiflung, das Unglück ist groß; Sie haben aber noch, wie mich dünkt, eine hübsche Anzahl von Falken und Sperbern.«
    »Und keinen Menschen, der sie abrichtet; die Falkoniers sterben aus, nur ich verstehe noch die Kunst der Falknerei. Nach mir wird alles zu Ende sein, man wird noch mit Fußfallen, Schlingen und Marderfallen jagen, hätte ich nur Zeit, Schüler zu bilden! Doch ja, da

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