Die drei Musketiere
übel gewählt, es wäre wohl besser hinter der Abtei Saint- Germain oder im Pré-aux-Cleres.«
»Was Ihr da sagt, verrät Kopf,« erwiderte d'Artagnan; »zum Unglück aber habe ich wenig Zeit, da ich um die Mittagsstunde anderwo sein muß. Also zur Sache, mein Herr!« Bernajoux war nicht der Mann, der sich auf solche Weise zweimal auffordern ließ. In demselben Augenblick funkelte sein Degen in der Hand, er stürzte auf seinen Gegner los und hoffte, ihn vermöge seiner großen Jugend leicht einzuschüchtern. D'Artagnan hatte aber tags zuvor seine Lehre bereits gemacht, und ganz erfrischt durch seinen Sieg, ganz trunken über sein künftiges Glück, war er fest entschlossen, nicht einen Schritt weit zurückzuweichen. Die zwei Degen hatten sich auch allsogleich vereinigt, und da d'Artagnan seine Stellung fest behauptete, so trat sein Gegner einen Schritt zurück. Allein d'Artagnan nützte den Augenblick, wo die Klinge des Bernajoux bei dieser Bewegung von der Linie abwich, entfernte seine Klinge, führte einen Streich von oben herab, und traf seinen Gegner in die Schulter. Da er aber nicht stürzte und sich nicht für überwunden erklärte, sondern sich nur mehr dem Hotel de Tremouille zuwandte, in dessen Diensten er einen Verwandten hatte, so setzte ihm d'Artagnan lebhaft zu, der nicht wußte, wie schwer er seinen Gegner verwundet hatte, und hätte ihn ohne Zweifel mit einem zweiten Streich zu Boden geschmettert, als auf den Lärm, der sich von der Straße bis zum Spielhaus verbreitete, zwei Freunde des Gardesoldaten, die ihn mit d'Artagnan sprechen und dann hinausgehen sahen, mit dem Degen in der Hand aus dem Spielhaus eilten und sich auf den Sieger warfen. Sogleich erschienen aber auch Athos, Porthos und Aramis, und zwangen die zwei Gardesoldaten in dem Augenblick zum Rückzug, wo sie ihren jungen Kameraden angriffen. In diesem Moment stürzte Bernajoux nieder; da die Leibwache nur zwei gegen vier waren, so schrien sie: »Zu Hilfe, Hotel de la Tremouille!« Auf dieses Geschrei lief alles aus dem Hotel und warf sich auf die vier Gefährten, die gleichfalls riefen: »Zu Hilfe, Musketiere!« Dieser Ruf wurde gewöhnlich erhört, denn man wußte, daß die Musketiere Gegner Seiner Eminenz waren, und liebte sie um ihres Hasses willen. Auch hatten sich die Leibwachen der Kompagnien, die dem Herzog Rouge, wie ihn Aramis nannte, nicht gehörten, bei diesen Zwistigkeiten in der Regel für die Musketiere erklärt. Es kamen also drei Gardesoldaten von der Kompagnie des Herrn des Essarts, während der dritte nach dem Hotel des Herrn von Tréville eilte und dort rief: »Zu Hilfe, Musketiere! Zu Hilfe!« Wie denn das Hotel des Herrn von Tréville gewöhnlich voll von Soldaten dieses Korps war, die ihren Kameradenschleunigst zu Hilfe kamen, so wurde das Gefecht allgemein, doch neigte sich der Vorteil auf die Seite der Musketiere. Die Garde des Herrn Kardinals und die Leute des Herrn de la Tremouille zogen sich in das Hotel zurück, dessen Tore noch zeitig genug zugemacht wurden, um die Feinde abzuhalten, daß sie nicht zugleich mit ihnen eindrangen. Der Verwundete wurde gleich anfangs weggeschafft, und zwar, wie gesagt, in einem üblen Zustand. Die Aufregung stieg unter den Musketieren und ihren Verbündeten auf den höchsten Grad, und schon hielt man Rat, ob man nicht, um die Vermessenheit der Bedienten des Herrn de la Tremouille zu bestrafen, das Hotel in Brand stecken sollte. Man machte einen Vorschlag, der auch mit Begeisterung aufgenommen wurde, als es zum Glück elf Uhr schlug; d'Artagnan und seine Freunde gedachten ihrer Audienz, und da sie es beklagt hätten, wenn man einen so schönen Streich ohne sie ausgeführt hätte, so ergaben sie sich in Ruhe. Man schleuderte bloß noch einige Pflastersteine an die Tore, da aber die Tore widerstanden, so ließ man ab: außerdem hatten sich einige, die man als Rädelsführer des Unternehmens ansehen mußte, von der Gruppe entfernt und waren nach dem Hotel des Herrn von Tréville gegangen, der sie auch erwartete, da ihm dieser Auftritt bereits bewußt war. »Sogleich nach dem Louvre,« sprach er, »nach dem Louvre, ohne einen Augenblick zu verlieren; trachten wir, den König zu sehen, ehe uns der Kardinal zuvorkommt: wir erzählen ihm die Sache als eine Folge des gestrigen Vorfalls, und so geht beides durch.«
Herr von Tréville ging nun, von den vier jungen Männern begleitet, nach dem Louvre, jedoch zum großen Erstaunen des Kapitäns der Musketiere meldete man diesem, der König
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