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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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Mann.«
    »Der Kardinal hat meine Hand berührt, und ich habe die Hand des großen Mannes berührt,« rief Bonacieux. »Der erhabene Mann hat mich Freund genannt!«
    »Ja, mein Freund, ja!« sprach der Kardinal mit dem väterlichen Tone, den er bisweilen anzunehmen wußte, woran sich aber nur die Leute täuschten, die ihn nicht kannten, »und da man auf Euch ungerecht einen Argwohn warf, so verdient Ihr eine Entschädigung. Nehmt diesen Säckel mit hundert Pistolen und vergebt mir.«
    »Ich Ihnen vergeben, Monseigneur!« stammelte Bonacieux, nahm jedoch Anstand, den Säckel zu nehmen, zweifelsohne aus Furcht, dieses vorgebliche Geschenk sei nur ein Scherz. »Sie hatten die Macht, mich verhaften zu lassen, und haben die freie Macht, mich foltern und aufhängen zu lassen; Sie sind der Gebieter, und mir stände es nicht im geringsten zu, etwas dagegen zu sagen. Ihnen vergeben, Monseigneur! Ach, Sie denken wohl gar nicht daran!«
    »O, mein lieber Herr Bonacieux! Ihr wollt da Edelmut beweisen, ich sehe das und danke Euch dafür. Nun, nehmt Ihr also diesen Säckel und geht, ohne unzufrieden zu sein?«
    »Ich gehe voll Entzücken, Monseigneur!«
    »Also Gott befohlen, oder vielmehr auf Wiedersehen, denn ich hoffe, daß wir uns wiedersehen werden.«
    »So oft es Ew. Eminenz wünscht, ich stehe ganz zu Dero Befehl.«
    »Seid ruhig, das wird noch oft geschehen, denn ich habe mich mit Euch außerordentlich unterhalten.«
    »O, Monseigneur!«
    »Auf Wiedersehen, Herr Bonacieux, auf Wiedersehen.« Der Kardinal gab mit der Hand ein Zeichen, dem Bonacieux damit entsprach, daß er sich bis zur Erde neigte; dann entfernte er sich rückwärts schreitend, und als er im Vorgemach war, hörte ihn der Kardinal mit lauter Stimme rufen:
    »Es lebe Monseigneur! Es lebe Seine Eminenz! Es lebe der große Kardinal!« Der Kardinal lächelte bei der lärmenden Offenbarung der enthusiastischen Empfindungen des Meisters Bonacieux, und als das Geschrei in der Ferne verhallt war, sprach er:
    »Dieser Mann würde sich künftig für mich totschlagen lassen.«
    Sofort schickte sich der Kardinal wieder an, die Karte von Rochellemit der größten Aufmerksamkeit zu betrachten, und beschrieb mit seinem Bleistift eine Linie, wo sich jener bekannte Damm hinziehen sollte, der achtzehn Monate nachher den Hafen der belagerten Stadt einschloß. Wie er nun so ganz vertieft war in seine strategischen Beobachtungen, ging die Tür wieder auf und Rochefort trat ein.
    »Nun, was ist's?« fragte der Kardinal, lebhaft aufstehend und mit einer Behendigkeit, die den hohen Grad von Wichtigkeit bewies, die er auf die Sendung des Grafen gelegt hatte.
    »Nun,« entgegnete dieser, »eine junge Frau von sechsundzwanzig bis achtundzwanzig Jahren und ein Mann von fünfunddreißig bis vierzig Jahren wohnten wirklich, der eine vier Tage, der andere fünf Tage, in den Häusern, die Ew. Eminenz bezeichnet hat; doch ist die Frau diese Nacht und der Mann diesen Morgen abgereist.«
    »Sie waren es!« rief der Kardinal und blickte nach der Pendeluhr; »und jetzt ist es schon zu spät, um ihnen nachzusetzen, die Herzogin ist in Tours, der Herzog in Boulogne. Man muß sie in London aufsuchen.«
    »Welche Befehle erteilt Ew. Eminenz?«
    »Reden Sie kein Wort von dem, was hier vorging; die Königin bleibe in vollkommener Sicherheit; sie erfahre nicht, daß wir um ihr Geheimnis wissen, und glaube bloß, wir spüren irgend einer Verschwörung nach. Schickt mir den Siegelbewahrer Séquier.«
    »Und jener Mann– was tat Ew. Eminenz mit ihm?«
    »Welcher Mann?« fragte der Kardinal.
    »Dieser Bonacieux.«
    »Ich habe aus ihm alles gemacht, was sich machen ließ. Ich machte ihn zum Spion seiner Gemahlin.« Der Graf von Rochefort verneigte sich als ein Mann, der das große Übergewicht seines Herrn anerkennt, und entfernte sich.
    Als sich der Kardinal wieder allein befand, setzte er sich abermals, schrieb einen Brief, versiegelte ihn mit einem besonderen Petschaft und schellte an der Glocke. Der Offizier trat zum viertenmal ein. »Lassen Sie Bitray zu mir kommen,« sprach er, »und melden Sie ihm, er möge sich zu einer Reise anschicken.« Ein Weilchen darauf stand der verlangte Mann vor ihm, gestiefelt und gespornt. »Bitray!« sprach der Kardinal, »Sie machen sich unverweilt auf den Weg nach London. Verweilen Sie keinen Augenblick auf der Reise; stellen Sie diesen Brief der Mylady zu. Hier haben Sie einen Wechsel von zweihundert Pistolen; gehen Sie zu meinem Schatzmeister, um sie zu beheben.

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