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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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Niemand antwortete. Porthos hatte für diesen Abend Planchet ausgeborgt, um eine größere Figur zu spielen. D'Artagnan hütete sich, ein Lebenszeichen von sich zu geben. In dem Moment, wo der Finger des Bonacieux anklopfte, fühlten die zwei jungen Leute ihre Herzen heftig schlagen. »Es ist niemand hier,« murmelte Bonacieux. »Gleichviel, treten wir immerhin bei Euch ein, wir sind doch sicherer als auf einerTürschwelle.«
    »O mein Gott!« seufzte Madame Bonacieux, »jetzt werden wir nichts mehr hören.«
    »Im Gegenteil,« sagte d'Artagnan, »wir werden um so besser hören.« D'Artagnan hob die drei oder vier Dielen auf, die sein Zimmer zu einem zweiten Dionys-Ohr machten. breitete einen Teppich auf den Boden, kniete nieder und gab Madame Bonacieux einen Wink, sich gegen die Öffnung zu neigen, wie er es tat. »Seid Ihr versichert, daß niemand hier ist?« fragte der Unbekannte. »Ich bürge dafür,« versetzte Bonacieux. »Und Ihr denkt, daß Eure Gemahlin...«
    »Nach dem Louvre zurückgekehrt ist.«
    »Ohne daß sie mit jemand anderm als mit Euch sprach?«
    »Ich bin davon überzeugt.«
    »Das ist ein wichtiger Punkt, versteht Ihr wohl?«
    »Ist also die Nachricht, die ich Ihnen brachte, von Bedeutung?«
    »Von sehr großer, mein lieber Bonacieux, ich verhehle es Euch nicht.«
    »So wird der Kardinal mit mir zufrieden sein?«
    »Ich zweifle daran nicht.«
    »Der große Kardinal!«
    »Seid Ihr versichert, daß Eure Gemahlin, als sie mit Euch sprach, keine Eigennamen genannt hat.«
    »Ich glaube nicht.«
    »Sie hat weder Frau von Chevreuse, noch Herrn von Buckingham, noch Frau von Bernet genannt?«
    »Nein, sie sagte mir bloß, daß sie mich nach London schicken wolle, um dem Interesse einer hochgestellten Person zu dienen.«
    »Der Verräter!« flüsterte Madame Bonacieux. »Stille,« versetzte d'Artagnan und faßte sie bei der Hand, die sie ihm ließ, ohne daran zu denken. »Gleichviel!« fuhr der Mann im Mantel fort, »Ihr seid ein Schwachkopf, daß Ihr nicht getan habt, als ob Ihr den Auftrag übernehmen wollet. Ich besäße jetzt den Brief, der bedrohte Staat wäre gerettet, und Ihr...«
    »Und ich?«
    »Nun, der Kardinal würde Euch ein Adelsdiplom geben.«
    »Hat er das gesagt?«
    »Ja, er wollte Euch diese Überraschung bereiten.«
    »O, seien Sie ruhig,« versetzte Bonacieux, »meine Frau hält mich hoch in Ehren, noch ist es Zeit.«
    »Der Alberne!« flüsterte Madame Bonacieux. »Stille,« sagte d'Artagnan, indem er ihr die Hand noch wärmer drückte. »Wie, ist es noch Zeit?« fragte der Mann im Mantel. »Ich kehre nach dem Louvre zurück, erkundige mich nach Madame Bonacieux. und sage, daß ich mir die Sache überlegte, ich erneuere das Geschäft, nehme den Brief in Empfang und laufe zum Kardinal.«
    »Nun, so beeilt Euch; ich möchte bald das Resultat Eures Ganges in Erfahrung bringen.« Der Unbekannte ging fort. »Der Abscheuliche!« rief Madame Bonacieux und bezeichnete mit diesem Prädikat abermals ihren Gemahl. »Stille!« rief d'Artagnan und drückte noch immer wärmer ihre Hand.
    Ein entsetzliches Geheul unterbrach jetzt die Betrachtungen d'Artagnans und der Madame Bonacieux. Es war ihr Gemahl, der das Verschwinden seines Sackes gewahr wurde und über den Dieb fluchte. »O mein Gott!« rief Madame Bonacieux, »er wird das ganzeQuartier in Aufruhr setzen.« Bonacieux kreischte noch lange fort, da sich aber ein ähnliches Geschrei häufig vernehmen ließ, so zog es niemand nach der Gasse Fossayeurs, und da überdies das Haus des Krämers seit einiger Zeit in bösem Leumund stand, so ging er fort, als er niemand kommen sah, und weil er sein Kreischen fortsetzte, so vernahm man seine Stimme noch ferne in der Richtung der Gasse Bac. »Da er nun fort ist, müssen auch Sie sich entfernen,« sagte Madame Bonacieux; »Mut und besonders Klugheit. Bedenken Sie, daß Sie sich der Königin widmen.«
    »Ihr und Ihnen!« rief d'Artagnan; »seien Sie unbesorgt, schöne Konstanze, ich werde, Ihres Dankes würdig, zurückkommen; werden Sie mich aber dann auch Ihrer Liebe würdig halten?« Die junge Frau antwortete nur mit einer lebhaften Röte, die ihre Wangen bemalte. Wenige Augenblicke darauf entfernte sich auch d'Artagnan und hüllte sich gleichfalls in einen weiten Mantel, aus welchem kavaliermäßig die Scheide eines langen Degens hervorragte.

Feldzugsplan.
    D'Artagnan verfügte sich unmittelbar zu Herrn von Tréville. Er hatte bedacht, der Kardinal würde in wenig Minuten durch diesen verwünschten

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