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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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Hindernis,« murmelte Madame Bonacieux schmerzlich. »O, seien Sie ruhig, über das werde ich hinauskommen,« sagte d'Artagnan nach kurzer Überlegung. »Wieso?«
    »Ich gehe noch diesen Abend zu Herrn von Tréville und bitte ihn, daß er diese Gunst bei seinem Schwager, Herrn des Essarts, auswirke.«
    »Jetzt noch etwas anderes.«
    »Was?« fragte d'Artagnan, als er Madame Bonacieux innehalten sah. »Haben Sie vielleicht kein Geld?«
    »Vielleicht ist zuviel,« versetzte d'Artagnan lächelnd, »Nun,« erwiderte Madame Bonacieux, öffnete einen Schrank nnd nahm darauf jenen Sack hervor, den ihr Gemahl eine halbe Stunde zuvor so geliebkost hatte, »nehmen Sie diesen Sack.«
    »Das ist der des Kardinals!« rief d'Artagnan, in lautes Lachen ausbrechend. »Das ist der des Kardinals,« entgegnete Madame Bonacieux; »Sie sehen, er repräsentiert sich unter einer sehr achtbaren Gestalt.«
    »Fürwahr!« rief d'Artagnan, »es wird doppelt erfreulich sein, die Königin mit dem Gelde Seiner Eminenz zu retten.«
    »Sie sind ein liebenswürdiger und einnehmender junger Mann,« sagte Madame Bonacieux. »Glauben Sie mir, daß Ihre Majestät nicht undankbar sein werde.«
    »O, ich bin schon großmütig belohnt,« rief d'Artagnan, »ich liebe Sie, und Sie erlauben mir, es Ihnen sagen zu dürfen; das ist mehr Glück, als ich zu hoffen wagte.«
    »Stille!« entgegnete Madame Bonacieux zitternd. »Was ist's?«
    »Man spricht auf der Gasse.«
    »Es ist die Stimme —-«
    »Meines Gatten. Ja, ich erkenne sie.« D'Artagnan lief zur Tür und schob den Riegel vor. »Er trete nicht früher ein, als bis ich fort bin, und erst wenn ich mich entfernt habe, schließen Sie ihm auf.«
    »Ja, aber auch ich sollte mich entfernt haben. Wie ließe sich, wenn ich hier wäre, das Verschwinden des Geldes rechtfertigen?«
    »Sie haben recht, auch Sie müssen fortgehen.«
    »Fortgehen —- wie? er wird uns sehen.«
    »So müssen Sie in meine Wohnung hinaufsteigen.«
    »Ha,« rief Madame Bonacieux, »Sie sagen mir das in einem Tone,der mir Angst einflößt.« Madame Bonacieux sprach diese Worte mit einer Träne in den Augen. D'Artagnan bemerkte diese Träne und warf sich bewegt und gerührt auf die Knie vor ihr nieder. »Bei mir«, stammelte er, »sind Sie so sicher wie in einem Tempel, ich gebe Ihnen mein Wort als Edelmann.«
    »So gehen wir,« sprach sie; »ich vertraue Ihnen, mein Freund.« D'Artagnan schob wieder vorsichtig den Riegel zurück, und beide glitten leicht wie Schatten durch die innere Tür in den Gang, stiegen geräuschlos über dir Treppe und gingen in d'Artagnans Zimmer.
    Als sie sich nun hier befanden, verrammelte der junge Mann zur größten Sicherheit die Tür; dann traten sie beide zum Fenster und sahen durch eine Ritze des Balkens Herrn Bonacieux, der sich mit einem Mann im Mantel unterredete. Bei dem Anblick des Mannes im Mantel sprang d'Artagnan auf, entblößte halb seinen Degen und stürzte zur Tür. Es war der Mann von Meung. »Was wollen Sie tun?« rief Madame Bonacieux. »Sie bereiten unser Verderben.«
    »Aber ich habe geschworen, diesen Menschen zu töten!« rief d'Artagnan. »Ihr Leben ist in diesem Moment angelobt und gehört nicht Ihnen. Im Namen der Königin verbiete ich Ihnen, sich in irgend eine Gefahr, als in die der Reise zu begeben.«
    »Und befehlen Sie mir in Ihrem eigenen Namen nichts?«
    »In meinem Namen,« versetzte Madame Bonacieux mit lebhafter Rührung, »in meinem Namen bitte ich Sie. Doch horchen wir; mich dünkt, daß sie von mir reden.« D'Artagnan näherte sich wieder dem Fenster und horchte. Herr Bonacieux machte die Tür wieder auf, und als er die Wohnung leer fand, kehrte er zu dem Mann im Mantel zurück, den er einen Augenblick allein gelassen hatte. »Sie ist fort,« sprach er, »sie wird nach dem Louvre zurückgekehrt sein.«
    »Seid Ihr versichert,« entgegnete der Fremde, »daß sie es nicht ahnt, in welcher Absicht Ihr Euch entfernt habt?«
    »Gewiß, versetzte Bonacieux mit Bestimmtheit, »sie ist eine allzu oberflächliche Frau.«
    »Ist der Gardekadett zu Hause?«
    »Ich glaube nicht; wie Sie sehen, ist sein Fensterbalken geschlossen und man sieht kein Licht durch die Spalten flimmern.«
    »Gleichviel, man sollte sich überzeugen.«
    »Wie das?«
    »Man pocht an seiner Tür.«
    »Ich will seinen Bedienten fragen.«
    »Geht.« Bonacieux kehrte in sein Haus zurück, trat durch dieselbe Tür, durch welche die zwei Flüchtlinge gegangen waren, stieg zu d'Artagnan hinauf und pochte an die Tür.

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