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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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ich alles vergeben und vergessen, und noch mehr...«– sie bot ihm die Hand– »ich will Euch wieder meine Freundschaft schenken.« Bonacieux war feig und habsüchtig, doch liebte er seine Frau und wurde weich. Ein Mann von fünfzig Jahren kann gegen eine Frau von dreiundzwanzig Jahren nicht lange einen Groll bewahren. Madame Bonacieux sah, daß er zauderte, und sprach: »Nun, seid Ihr entschlossen?«
    »Aber bedenkt doch ein wenig, liebe Freundin, was Ihr von mir verlangt; London ist weit von Paris, sehr weit, und vielleicht ist der Auftrag, den Ihr mir gebt, nicht ohne Gefahr?«
    »Was liegt daran, wenn Ihr derselben ausweicht?«
    »Doch, Madame Bonacieux, doch,« versetzte der Krämer, »ich widersetze mich geradezu Eurem Verlangen; die Intrigen machen mich schaudern, ich habe die Bastille gesehen! Brrr! die Bastille ist schrecklich. Nur daran denkend, durchrieselt mich ein Schauer. Man drohte mir mit der Folter. Wißt Ihr, was die Folter ist? Hölzerne Keile, die man einem zwischen die Beine treibt, bis die Knochen krachen! Nein, ich bin entschlossen, nicht abzureisen. Hm, zum Kuckuck, warum geht Ihr denn nicht selbst?«
    »Wahrlich, ich glaube, daß ich mich in bezug auf Euch bis jetzt nicht geirrt habe. Ihr seid ein Mann, und dazu einer der tollkühnsten.«
    »Und Ihr– Ihr seid ein Weib, ein erbärmliches, albernes und abgestumpftes Weib.«
    »Ha, Ihr fürchtet Euch. Nun gut, wenn Ihr nicht auf der Stelle abreiset, lasse ich Euch auf Befehl der Königin verhaften und in die Bastille stecken, vor der Ihr solche Angst habt.«
    Bonacieux versank in tiefes Nachdenken, er erwog reiflich in seinem Gehirn den doppelten Zorn, den des Kardinals und den der Königin; der des Kardinals zeigte sich ungemein überwiegend. »Lasset mich von seiten der Königin verhaften,« sprach er, »ich werde meine Zuflucht zu Seiner Eminenz nehmen.« Madame Bonacieux fühlte, sie sei schon zu weit gegangen und erschrak darüber. Sie betrachtete ein Weilchen mit Ängstlichkeit jenes dumme Gesicht, auf dem sich eine unbeugsame Entschlossenheit ausprägte, wie das schon ist bei Blöden, die sich fürchten.
    »Wohlan, es sei!« sprach sie, »vielleicht habt Ihr am Ende doch recht: ein Mann sieht in der Politik schärfer als Frauen, zumal Ihr, Herr Bonacieux, der Ihr mit dem Kardinal gesprochenhabt. Indes ist es doch hart,« fügte sie hinzu, »daß mein Gemahl, ein Mann, auf dessen Liebe ich rechnen zu können glaubte, mich so lieblos behandelt und meinen Wünschen nicht willfahrt.«
    »Weil Ihre Wünsche zu weit führen könnten,« antwortete Bonacieux triumphierend, »und weil ich Ihnen mißtraue.«
    »So will ich davon abstehen,« sagte die junge Frau seufzend, »gut, reden wir nichts mehr davon.«
    »Wenn Ihr mir doch wenigstens sagen möchtet, was ich in London tun soll«, erwiderte Bonacieux, der sich etwas spät daran erinnerte, daß ihm Rochefort den Auftrag gegeben, die Geheimnisse seiner Gemahlin zu erforschen. »Es ist unnötig, daß Ihr es erfahret,« entgegnete die junge Frau, die jetzt ein instinktmäßiges Mißtrauen zurückhielt. Allein, je mehr die junge Frau zauderte, um so wichtiger dachte sich Bonacieux das Geheimnis, das ihm anzuvertrauen sie sich weigerte. Er beschloß daher, auf der Stelle zu Herrn von Rochefort zu gehen und ihm zu melden, daß die Königin einen Boten suche, um ihn nach London zu schicken. »Vergebt, wenn ich Euch verlasse, liebe Madame Bonacieux,« sagte er, »da ich aber nicht wußte, daß Ihr zu mir kommt, so habe ich einem meiner Freunde ein Rendezvous gegeben: ich kehre sogleich wieder zurück, und wollet Ihr bloß eine halbe Minute warten, so will ich Euch, wie ich meinen Freund abgefertigt habe, hier abholen und nach dem Louvre zurückführen, da es schon spät zu werden anfängt.«
    »Danke, mein Herr,« antwortete Madame Bonacieux, »Ihr seid nicht wacker genug, um mir dienstbar zu sein; ich will allein nach dem Louvre zurückkehren.«
    »Wie es beliebt, Madame Bonacieux,« entgegnete der Exkrämer. »Werde ich Euch bald wiedersehen?«
    »Zweifelsohne. In der kommenden Woche wird mir mein Dienst, wie ich hoffe, einige Freiheit gönnen, und diese will ich benutzen, um in unsern Angelegenheiten wieder Ordnung herzustellen, die wohl ein bißchen gestört worden sein muß.«
    »Gut, ich erwarte Euch... Ihr seid mir doch nicht gram?«
    »Ich —- nicht im geringsten.«
    »Nun, auf baldiges Wiedersehen.«
    »Gewiß.« Bonacieux küßte seiner Gemahlin die Hand und ging rasch fort. »Nun,«

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