Die drei ??? Schattenwelt 1: Teuflisches Duell (drei Fragezeichen) (German Edition)
doch nicht blutig. Noch nicht! Justus tastete nach seinem zerschlitzten Shirt.
»Heb die Waffe auf, sonst bist du draußen!«
Er tat wie ihm geheißen. Dabei überschlugen sich seine Gedanken. Wie konnte er sich verteidigen? Wie diese unerwartete Prüfung bestehen? Kurz dachte er an seine Freunde. Peter hätte vielleicht eine Chance, aber Justus war bei Weitem nicht so sportlich und beweglich! Er streckte den Degen von sich, versuchte in eine Art Verteidigungsstellung zu gehen.
Die Unbekannte machte einen Ausfallschritt, griff an. Die Waffen klirrten. Immerhin hielt Justus diesmal stand.
Ganz kurz! Schon pfiff der Degen erneut heran – vor und zurück und wieder vor – und über Justus’ Oberschenkel hing die Hose in Fetzen! Es tat weh. Er sah nach unten: ein kleiner Schnitt in der Haut und ein paar Tropfen Blut.
Der Anblick machte ihn wütend, von seiner zerstörten Hose einmal abgesehen. Er musterte seine Gegnerin genau. Sie beugte sich leicht vor, stützte sich auf ihr rechtes Bein. Gleich würde sie wieder angreifen!
Justus nutzte die Gelegenheit. Er preschte vor und trat ihr wuchtig gegen das Standbein. Sie stürzte. Der Degen rutschte ihr aus der Hand und klimperte auf den Boden. Justus fuchtelte mit der Waffe vor sich in der Luft. »Jetzt hört mir mal zu! Ich brauche wenigstens etwas Vorbereitung.«
Seine Gegnerin setzte sich auf. Zu seiner Überraschung lachte sie unter dem Gitternetz und zog den Helm ab. Die grinsende Blondine, die sie vorhin empfangen hatte, kam zum Vorschein. »Prima. Du imponierst mir. Du zeigst keine Angst – und du hast immerhin standgehalten. Der kleine Schnitt am Bein wäre normalerweise nicht genug für einen ordentlichen Schmiss, aber für deine Probemitgliedschaft reicht es aus.«
Der Erste Detektiv tastete über die Wunde. »Ein Schmiss? Alpha Lambda Chi ist eine schlagende Verbindung?« So nannte man Studentenverbindungen, zu deren Aufnahmeprüfung meist das Fechtritual gehörte, bei dem der Prüfling im Gesicht mindestens eine dauerhafte Narbe – den Schmiss – davontragen musste. Aber solche Verbindungen gab es doch eigentlich nur in Deutschland! Das wurde immer seltsamer. »Das habt ihr euch wohl von den deutschen Universitäten abgeschaut, was? Und kämpft da auch der eine in Schutzmontur und der andere nicht?«
Gamma grinste, während die Studentin den zweiten Degen an sich nahm und den Raum verließ – durch eine Tür, die dem eigentlichen Eingang gegenüberlag. »Bei uns ist nichts einfach nur normal.«
»Bin ich nun Mitglied?«, fragte Justus.
»Ganz bestimmt nicht. Ich trage deinen Fall jetzt unserem Meister vor.«
»Bernhard Egglesforth III.?«
»Genau dem.«
»Du kennst ihn?«
»Was geht es dich an?«, fragte Gamma.
»Ich mein ja nur …«
»Du willst wissen, wer er ist. Warum?«
»Dieser exzentrische Name, der klingt, als könne er gar nicht echt sein. Außerdem weiß offenbar niemand, wer er ist. Ein Geheimnis – und ich liebe es, Rätsel zu lösen. Mich reizt die Beschäftigung mit dem Unbekannten, mit ungeklärten Fragen und dem Geheimnisvollen!«
»Ja, du bist neugierig.« Gamma sah zufrieden aus. »Das ist gut. Ich melde mich bei dir.«
»Willst du nicht wissen, wo ich wohne?«, fragte Justus.
Sein Gegenüber drehte sich um. »Zweifelst du etwa daran, dass ich dich finde?« Er verließ den Raum.
Justus kam sich wie ein Trottel vor, als er mit seinen zerfetzten Kleidern in den Vorraum ging. Peter und Bob waren nicht mehr dort. Er schaute auf die Uhr. Wenn er sich beeilte, konnte er sich noch umziehen und trotzdem pünktlich zur Vormittagssitzung seines Psychologie-Kurses kommen. Sein Bein schmerzte, aber er achtete nicht darauf. Nach dieser kleinen Auseinandersetzung wollte er erst recht hinter die Kulissen von Alpha Lambda Chi schauen!
Verbrechen aller Art
Der Zweite Detektiv konnte sich kaum auf den Unterricht konzentrieren. Zum einen interessierte ihn nicht im Geringsten, was Mrs A. C. Berany mit ihrem dämlichen Strohhut über das Wesen des guten Gedichts erzählte. Zum anderen fragte er sich, wie es Justus wohl ergangen war.
Gemeinsam mit Bob hatte er vorhin entschieden, dass sie ihrem Freund momentan sowieso nicht beistehen konnten. Sie waren in ihre Kurse gegangen. Peter trug sein Telefon in der Hosentasche; es war auf Vibration eingestellt. Er wartete auf einen Anruf von Justus.
Samantha sagte nur kurz, dass sie den Vorfall vom Vortag am besten vergessen sollten, dann verhielt sie sich völlig
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