Die drei ??? und das Aztekenschwert
dir, Justus.«
»Zu mir?«
»Solange ich lebe, werden wir Alvaros von unserem Land nichts mehr verkaufen«, sagte Pico ingrimmig. »Aber im Lauf der Generationen haben die Alvaros eine Menge Möbel, Kunsthand-werk, Bücher, Kleidung, Hausgeräte und so weiter angesammelt.
Es ist schmerzlich, sich von Traditionswerten zu trennen, aber wir müssen unsere Zahlungen aufbringen, und so wird es Zeit, daß wir Entbehrliches verkaufen. Ich habe gehört, daß dein Onkel Titus solche Dinge zu einem angemessenen Preis auf-kauft.«
»Na, und ob!« rief Peter. »Je älter, je lieber!«
»Ich glaube«, sagte Justus, »Onkel Titus wird begeistert sein.
Gehen wir!«
Justus hatte keine Eltern mehr. Er wohnte am Stadtrand von Rocky Beach bei seinem Onkel Titus und seiner Tante Mathilda.
Gegenüber dem Wohnhaus, auf der anderen Straßenseite, lag der Familienbetrieb, das »Gebrauchtwaren-Center T. Jonas.«
Dieser Super-Trödelmarkt war im ganzen Küstengebiet von Südkalifornien bekannt. Er führte nicht nur den handelsüblichen Schrott und Trödel – alte Eisenrohre und Bauholz, billige Möbel, gebrauchte Haushaltsgeräte –, sondern auch viele Kostbarkeiten, die Onkel Titus mit liebevoller Sorgfalt zusammentrug: hölzerne Wandverkleidungen mit Schnitzwerk, antike Badezimmerein-richtungen aus Marmor, schmiedeeiserne Gitter.
Das Alltagsgeschäft im Betrieb überließ Onkel Titus seiner Ehe-frau Mathilda. Er interessierte sich mehr fürs Aufspüren von Wertobjekten, die sich gewinnbringend verkaufen ließen.
Haushaltsauflösungen, Konkursversteigerungen, Verkaufsaktionen infolge Brandschaden – all diese Gelegenheiten nahm er wahr, und mit Feuereifer war er zur Stelle, wenn es Hausgeräte aus langjährigem Familienbesitz zu erwerben galt. Wie Justus und Peter vorausgesagt hatten, war er vom Angebot der Alvaros begeistert.
»Worauf warten wir noch?« sagte er mit funkelnden Augen Schon Minuten später startete der Lastwagen der Firma Jonas nach, Norden, landeinwärts in Richtung auf die Ausläufer des Küstengebirges, wo die Alvaro-Ranch lag. Patrick, einer der beiden muskelstarken irischen Helfer im Betrieb, saß am Lenkrad, neben sich Onkel Titus und Diego. Justus, Peter, Bob und Pico saßen hinten auf der Pritsche des offenen Wagens. Die Nachmittagssonne schien noch, aber schon ballten sich dunkle Novemberwolken über den Bergen zusammen.
»Was meint ihr, ob die Wolken dort endlich Regen bringen?« fragte Bob. Seit Mai hatte es nicht mehr geregnet, doch nun konnte der Winterregen mit jedem Tag einsetzen.
Pico zuckte die Achseln. »Vielleicht. Es sind nicht die ersten Wolken, die wir in diesem Herbst beobachtet haben. Den Regen könnten wir schon gebrauchen. Auf der Alvaro-Ranch haben wir zum Glück das Staubecken, aber es muß jedes Jahr aufgefüllt werden. Der Wasserstand ist zur Zeit sehr niedrig.«
Pico sah hinaus auf die dürre braune Landschaft mit ihrem spärlichen Bewuchs von staubbedeckten Immergrünen Eichen.
»Früher einmal«, sagte er, »gehörte all das Land hier den Alvaros.
Die ganze Küste entlang und bis weit über die Berge hinaus. Mehr als zwanzigtausend Morgen!«
»Die Hacienda Alvaro.« Bob nickte. »Wir haben das in der Schule gelernt. Eine Landzuweisung durch den König von Spanien.«
»Ja«, sagte Pico. »Unsere Familie lebt schon sehr lange in der Neuen Welt. Juan Cabrillo, der als erster Europäer in das noch unbekannte Kalifornien vordrang, hat das Gebiet im Jahre 1542
für Spanien in Besitz genommen. Aber Carlos Alvaro war schon vor dieser Zeit auf dem amerikanischen Kontinent! Er diente unter dem Konquistador Hernando Cortez, als dieser das Aztekenreich besiegte und 1521 den Süden von Mexiko eroberte.«
»Das war ja schon einhundert Jahre, ehe die Pilgerväter bei Plymouth Rock an Land gingen!« rief Peter.
»Und wann kamen nun die Alvaros nach Kalifornien?« fragte Justus.
»Viel später«, antwortete Pico. »Die Spanier begannen erst mehr als zweihundert Jahre nach Cabrillos Entdeckung damit, Kalifornien zu besiedeln. Kalifornien lag ja sehr weit von der neuspani-schen Hauptstadt Mexico City entfernt, und die kriegerischen Indianerstämme und das unwirtliche Land legten ihnen große Hindernisse in den Weg. Zunächst war Kalifornien für die Spanier nur auf dem Seeweg zu erreichen.«
»Damals glaubten sie sogar, Kalifornien sei eine Insel, nicht?« meinte Justus.
Pico nickte. »Eine Zeitlang, ja. Dann führte Hauptmann Gaspar de Portolà 1769 eine Expedition in den Norden und
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