Die drei ??? und das Gespensterschloss
Besuch da.«
Justus drehte sich um, und Peter spürte, wie er erstarrte. Also sah er sie auch, die Frau, die sie unverwandt anschaute, unbeweglich, ohne vernehmbares Atmen – sie stand einfach da und schaute. Peter glaubte zu wissen, wer sie war. Sie war der Geist jenes Edelfräuleins, von dem ihnen Mr Rex erzählt hatte – die sich lieber erhängt hatte, als sich von ihrem Vater zur Heirat zwingen zu lassen.
Einen Augenblick lang standen die Jungen wie gelähmt. Die gespenstische Erscheinung blieb reglos und stumm.
»Leuchte mal dort hinüber«, flüsterte Justus. »Wenn ich sage › jetzt ‹!«
Gemeinsam richteten sie ihre Lampen auf die Gestalt.
Sie verschwand so lautlos, wie sie aufgetaucht war. An der Stelle war nichts weiter zu sehen als ein Spiegel, der sie durch den zurückgestrahlten Lichtschein blendete.
»Ein Spiegel!«, platzte Peter heraus. »Dann muss sie hinter uns gestanden haben!« Er wirbelte herum und tastete mit dem Licht die Ecken ab. Aber da war niemand außer ihnen im Zimmer.
»Sie ist fort!«, sagte Peter. »Und ich gehe auch! Das war ein Geist!«
»Bleib hier!« Sein Freund packte ihn am Handgelenk. »Uns ist in einem Spiegel ein gespenstisches Abbild erschienen, aber wir können uns auch getäuscht haben. Ich bedaure es, dass wir so überstürzt gehandelt haben. Wir hätten uns mehr Zeit nehmen sollen, um diese ungewöhnliche Erscheinung zu untersuchen.«
»Mehr Zeit?«, rief Peter entsetzt. »Und warum hast du sie dann nicht fotografiert? Du hast doch die Kamera.«
»Das ist wahr«, sagte Justus zerknirscht. »Und ich habe ganz vergessen, sie zu benutzen.«
»Es wäre sowieso nichts auf dem Film zu sehen gewesen. Geister kann man nicht fotografieren.«
»Und ebenso wenig kann sich ein Geist spiegeln«, setzte Justus seinem Freund auseinander. »Aber die Frau hier konnte das – oder sie war im Spiegel drin. Von einem Spiegelgespenst habe ich aber nie gehört. Sie könnte sich ruhig noch einmal sehen lassen.«
»Das möchtest du wohl – aber ich nicht«, erwiderte Peter. »Na schön, wir können jetzt beweisen, dass es im Gespensterschloss spukt. Gehen wir also zu Mr Hitchcock und erzählen es ihm.«
»Wir haben erst angefangen«, sagte Justus. »Es gibt noch vieles in Erfahrung zu bringen. Wir müssen weiterkommen. Diesmal vergesse ich das Fotografieren nicht wieder. Ich kann es kaum erwarten, das blaue Phantom beim Orgelspielen zu knipsen.«
Der Gleichmut des Freundes übertrug sich auch auf Peter. Er zuckte die Achseln. »Meinetwegen«, sagte er. »Aber willst du nicht unser Kreidezeichen auf unserem Weg hinterlassen?«
Zum zweiten Mal war Justus beschämt. »Du hast wirklich recht«, sagte er. »Sofort hole ich es nach.«
Er trat zum Fenster, durch das sie eingestiegen waren, und malte ein großes Fragezeichen darauf. Dann malte er vorsichtig, um die Fläche nicht zu zerkratzen, noch eines auf den Esstisch. Schließlich ging er zu dem großen Spiegel an der Wand und brachte auch dort das Geheimzeichen der drei Detektive an. »Wenn Morton und Bob uns hierher nachkommen, muss es ihnen auffallen«, erklärte er; er drückte fest auf, damit der Kreidestrich auf dem blanken Glas haften blieb.
»Für den Fall, dass wir spurlos verschwinden, meinst du wohl?«, fragte Peter. Justus gab keine Antwort. Unter dem Druck seiner Hand war der große Spiegel wie eine Tür lautlos nach hinten geschwenkt. Dahinter führte ein dunkler Gang in die Tiefen des Gespensterschlosses.
Nebel des Grauens
Die beiden Jungen starrten betroffen ins Dunkel.
»Na so was!,« sagte Peter. »Ein Geheimgang!«
»Mit einem Spiegel als Tarnung.« Justs Stirn war gefurcht. »Das müssen wir untersuchen.«
Ehe Peter Protest einlegen konnte, war der Erste Detektiv schon durch die Öffnung, die vorher der Spiegel verdeckt hatte. Er ließ das Licht seiner Lampe den engen, dunklen Gang entlangtanzen. Anscheinend war es nichts weiter als ein Korridor. Die Wände waren aus roh behauenem Stein, nur am entgegengesetzten Ende sahen die Jungen eine Tür.
»Komm mit«, sagte Justus. »Wir müssen herausfinden, wohin dieser Gang führt.«
Peter folgte ihm. Er war nicht sehr darauf erpicht, den Geheimgang zu betreten, aber er wollte auch nicht allein bleiben. In Gesellschaft war es besser, sagte er sich.
Justus untersuchte die Steinmauern sorgfältig im Schein der Taschenlampe. Dann wandte er sich nochmals um und sah sich die Spiegeltür genau an. Offensichtlich war es ein gewöhnlicher Spiegel, der über eine
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