Die drei ??? und das Gespensterschloss
verborgene Holztür montiert war. Sie hatte weder Klinke noch Riegel.
»Merkwürdig!«, murmelte er. »Es muss eine geheime Methode geben, die Tür zu öffnen.«
Er ließ sie zufallen. Sie rastete hörbar ein. Und nun waren sie in dem engen Gang eingeschlossen.
»Jetzt hast du was angerichtet!«, rief Peter. »Du hast uns eingeschlossen!«
»Hmm.« Der Freund versuchte, mit den Fingern irgendwo Halt zu finden, um die Tür wieder aufziehen zu können. Doch da gab es nichts anzufassen. Die ihnen zugekehrte Seite war aus glattem Holz und so exakt in den Rahmen eingepasst, dass sich kaum eine Ritze fand, in die man mit dem Fingernagel hätte eindringen können.
»Es muss einwandfrei eine Möglichkeit für Eingeweihte geben, die Tür zu öffnen«, sagte Justus. »Ich möchte nur wissen, warum sie so leicht aufging, als ich vorhin dagegen drückte.«
»Das ist doch jetzt egal«, meinte Peter. »Sieh lieber zu, wie du sie wieder aufkriegst. Ich will hier raus.«
»Ich glaube sicher, dass wir die Holzplatte und das Glas einschlagen könnten, wenn die Umstände uns dazu zwingen sollten«, sagte Justus, während er mit den Fingerspitzen über die hölzerne Rückwand der Tür strich. »Aber das sollte nicht nötig sein. Wir wollen in die andere Richtung.«
Peter wollte eben einwenden, dass Justs Ansichten sich nicht unbedingt mit denen des Zweiten Detektivs deckten, aber Just ging schon weiter durch den Gang und klopfte mit den Fingerknöcheln die Wände ab.
»Massiv«, stellte er fest. »Aber hier scheint es hinter dem Stein hohl zu klingen. Pass mal auf.«
Er klopfte nochmals. Peter horchte. Und da hörte auch er etwas. Er hörte von weit her die große ausgediente Orgel. Die unheimlichen, gequetschten Töne schienen aus allen Richtungen gleichzeitig in den engen Gang zu dringen.
»Hör dir das an!«, rief Peter. »Da spielt wieder das blaue Phantom!«
»Ich höre es«, gab Justus zurück. Er legte sein Ohr an die Mauer und lauschte eine Zeit lang. »Die Musik scheint durch die Mauer zu kommen«, stellte er fest. »Nach meiner Meinung sind wir direkt hinter der Orgel im Vorführraum.«
»Du meinst, das blaue Phantom ist hier gleich hinter der Mauer?«
»Das hoffe ich«, sagte Justus. »Schließlich dient ja unser nächtlicher Ausflug allein dem Zweck, dem blauen Phantom zu begegnen, es zu fotografieren und zu interviewen.«
»Interviewen? Du würdest es wirklich ansprechen?«
»Wenn wir es erwischen.«
»Und wenn es uns erwischt?«, fragte Peter. »Davor habe ich Angst.«
»Ich wiederhole« – Justs Ton war plötzlich streng –, »dass allen vorliegenden Berichten zufolge das blaue Phantom niemals jemandem ein Haar gekrümmt hat. Auf dieser Tatsache beruht meine Strategie. Als ich im Bett lag, habe ich zu diesem Fall einige Schlussfolgerungen gezogen. Ich habe sie vorläufig für mich behalten, um sie erst zu überprüfen. Ich denke, wir werden bald herausfinden, ob ich recht hatte oder nicht.«
»Aber wenn du dich nun irrst?«, fragte Peter. »Wenn es nicht stimmt und das blaue Phantom uns seiner Geisterschar einverleiben will – was dann?«
»Dann gebe ich zu, dass ich mich geirrt habe«, sagte Justus. »Aber ich will dir jetzt etwas prophezeien. In ein paar Sekunden wird uns panische Angst ergreifen.«
»In ein paar Sekunden?«, schrie Peter. »Was glaubst du, wie mir jetzt zumute ist?«
»Du bist nur beklommen. Die panische Angst kommt noch.«
»Dann will ich hier weg. Los, wir schlagen den Spiegel ein und machen, dass wir fortkommen.«
»Warte!« Justus hielt Peter am Handgelenk zurück. »Lass dir sagen: Angst und Schrecken sind nur Empfindungen. Du wirst sie spüren, aber ich versichere dir, dass dir durch sie kein Leid geschieht.«
Nun – sagt Justus das nur, um seinem Gefährten Mut zu machen, oder ist er dank irgendwelcher Erkenntnisse selbst von seinen Worten überzeugt?
Während Peter noch nach einer Antwort suchte, fiel ihm eine sonderbare Veränderung im Gang auf. Als sie der geisterhaften Musik jenseits der Mauer gelauscht hatten, mussten sich in der Luft unbemerkt seltsame Nebelschwaden gebildet haben. Sie waren überall – am Boden, vor den Wänden, unter der Decke.
Peter bewegte den Strahl seiner Lampe auf und nieder. In der breiten Lichtbahn wirbelten die Schwaden langsam durcheinander und flossen zu unheimlich anzusehenden Schlieren und Ranken zusammen. Unter seinem Blick schienen sich in der Luft merkwürdige, Furcht einflößende Gebilde zu formen.
»Sieh doch!«
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