Die drei ??? und das Volk der Winde
schon den ganzen Tag zu Fuß unterwegs. Wir müssen Sie dringend etwas fragen, dann gehen wir wieder.«
»Na schön. Raus mit der Frage, und dann raus mit euch.« Der Mann stopfte seinen Zigarettenstummel in den Schlitz einer Bierdose.
»Wir müssen wissen, ob Ihr Lokal hier nach etwas Bestimmtem benannt ist, vielleicht nach einer Kultstätte der Indianer oder etwas Ähnlichem.«
»Und deshalb seid ihr drei ’nen ganzen Tag durch de Wüste hergelatscht?« gab der Mann ungläubig zurück. Dann kniff er ein Auge zu. »Machste Witze, Junge, oder wat is’ mit dir los?«
»Nein, das sind keine Witze. Es geht um eine sehr ernste Sache.«
Justus wischte sich erschöpft die feuchte Stirn ab.
»Hör mal, det kapier’ ick nich’. Dazu kann ick euch nischt sagen.
Ick hab’ da mal oben in Las Vegas so’n Schild gesehen, und det machte mir an, und wie ick dann den Schuppen hier uffreißen konnte – allet klar, da hab’ ick den genauso getauft. So, eure Frage seid ihr los, und jetzt haut ab, eh’ ick Zoff mit’m Staat kriech’.«
»Hören Sie, wir sind total ausgehungert. Könnten wir bei Ihnen nicht rasch was essen?« erkundigte sich Peter.
»Na ja, ick hätt’ da noch ’n paar Reste vom Grill . . .« brummelte der Barkeeper.
»Oh, großartig.« Bob atmete auf. »Das nehmen wir.«
Die drei ??? waren so ausgehungert, daß sie sich von der zwar wohlschmeckenden, ansonsten jedoch undefinierbaren Masse einen Nachschlag geben ließen.
Dann versuchte Bob, Zindler anzurufen, damit dieser sie abholen komme. »Ständig belegt«, meldete er nach ein paar Minuten. »Das Hotel hat nämlich nur einen Zweieranschluß. Hoffentlich wird die Leitung bald frei.«
Doch das Telefon blieb noch lange belegt.
Als dann das Gespräch zustande kam, war Zindler offenbar wenig begeistert von der Aufgabe, die Jungen in dem zwielichtigen Lokal mitten in der Wüste abzuholen. Und zu allem Übel wurde er bei seiner Ankunft dort auch noch von einem Bekannten – den Jungen war dieser Mann freilich unbekannt – lautstark, jedoch keineswegs liebenswürdig begrüßt. Diese Zufallsbegegnung schien Shady durchaus nicht zu behagen. Der andere Mann überfiel den Anwalt mit einem ungehaltenen Wortschwall, doch daraus konnten die drei ???, die von einem Nebentisch aus bei einer Cola höchst interessiert die Ohren spitzten, wegen des im Lokal herrschenden Geräuschpegels lediglich entnehmen, daß er an den Anwalt irgendwelche Forderungen stellte. Shady beschwor ihn ebenso wortreich, noch etwas Geduld zu haben. »Diese Masche kennen wir doch . . .«, flüsterte Bob Justus und Peter zu. Der Gesprächspartner schien sich zunächst nicht erweichen zu lassen, aber nach längerem Hin und Her kamen die beiden Männer wohl doch zu einer Einigung und tranken noch ein Bier zusammen.
Dann endlich brach der Anwalt – mittlerweile noch erheblich schlechter gelaunt als bei seiner Ankunft – in seinem perlgrauen Cadillac mit Justus, Bob und Peter auf.
»Aber Mr. Zindler, hier geht es ja gar nicht nach Comina zurück!« wandte Justus an der Wegkreuzung ein.
Shady warf einen finsteren Blick über die Schulter in die Richtung, wo die Wüstenspelunke lag.
»Jungs, ich muß noch heute abend unbedingt nach Rocky Beach zurück. Dringende Geschäfte . . .«, stieß er zwischen zusammen-gebissenen Zähnen hervor. »Ich bringe euch nach Hause, da könnt ihr nach diesem miesen Hotel in Comina mit dem chronischen Wassermangel wenigstens wieder mal ausgiebig duschen. Morgen gegen Mittag fahren wir wieder nach Comina.«
Dieser nicht geplante Abstecher in heimatliche Gefilde stellte sich jedoch als unerwarteter Vorteil für die Ermittlungen der drei ??? heraus. Onkel Titus, der über lokale Ereignisse stets bestens informiert war, wußte zu berichten, daß Marie Brewster und Martin Ishniak am nächsten Morgen dem Untersuchungsrichter in Rocky Beach vorgeführt werden sollten. Spätabends waren sie von einer Polizeistreife im Zuge der angesetzten Fahndung aufgegriffen worden. Sie hatten sich als freiwillige Nothelfer aus ihrem Unterschlupf in den Bergen hervorgewagt, um einen zwölfjährigen Indianerjungen zu suchen, der von zu Hause durchgebrannt war.
Und gerade als die beiden, mit einem älteren Bruder des Jungen unterwegs, das Kind bei den ersten Häusern von Comina schlafend, doch wohlbehalten am Straßenrand gefunden hatten, waren sie vom Streifenwagen aus entdeckt worden.
Marie in Bedrängnis
»Das ist eine schlimme Sache – Marie Brewster und Martin Ishniak
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