Die drei ??? und das Volk der Winde
»Es ist für mich eine unerträgliche Vorstellung, daß Martin verurteilt wird und ins Gefängnis kommt! Aber wenn ich aussage, wird er mir das nie verzeihen.«
»Wenn Sie aussagen, meine Liebe?« Zindler tätschelte voll Mitgefühl die Hand der jungen Frau. »Sollten Sie etwas wissen, das Martin entlastet, dann müssen Sie das unter allen Umständen jetzt mir sagen. Unsere drei wackeren Jungdetektive und ich – wir sind doch Ihre Freunde. Vielleicht können wir für Sie und Martin etwas erreichen.«
»Sie, Mr. Zindler? Sie sind doch Cliffords Anwalt. Da stehen Sie doch auf seiner Seite.«
»Die Justiz ist unbestechlich, meine Liebe. Versuchen Sie meine wohlmeinende Absicht zu erkennen. Mir persönlich liegt überhaupt nichts daran, daß Sie und Ihr Verlobter unter falschem Verdacht in der Untersuchungshaft festgehalten werden.«
»Oh, ich bin so durcheinander! Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll. Und wem kann ich eigentlich noch trauen?« stieß Marie weinend hervor.
Nun wandte sich Justus an die junge Frau. »Marie, hat nun Martin dieses Fossil aus dem Versteck in unserem Anhänger geholt oder nicht?« fragte er.
»Ja, er hat’s getan«, bestätigte Marie. »Aber Diebstahl war das nicht. Der Tanzende Dinosaurier ist das Eigentum von Martins Stammesvolk. Wir haben ihn dorthin zurückgebracht. Wir beide wollten bei Martins Familie bleiben, aber bei diesem unglückseligen Zwischenfall mit dem vermißten Kind hat man uns festgenommen. Martins Großvater – Pamir, der Stammeshäuptling – war sehr befriedigt darüber, daß der Dinosaurier wieder in sein angestammtes Heiligtum verbracht wurde. Aber Pamir wird sehr erzürnt sein, nachdem Martin nun nicht mehr mit mir zum Stamm zurückgekehrt ist.«
»Und wie heißt dieser Indianerstamm?« erkundigte sich Bob.
Begreiflicherweise mochte er die Karten lieber nicht gleich auf den Tisch legen. Er wollte zunächst nicht preisgeben, daß das Detektivteam bei seinen Nachforschungen bereits zu beachtlichen Zwischenergebnissen gekommen war.
Marie seufzte. Sie wischte sich die Tränen ab, dann faßte sie einen Entschluß.
»Man nennt diesen Stamm das ›Volk der Winde‹. Doch dieses Volk kennt niemand.«
»Aber Marie . . . was reden Sie denn da?« warf der Anwalt mißbilligend ein. »Schließlich leben wir im zwanzigsten Jahrhundert.« Offenbar ging Zindler mit Bob darin einig, daß Marie Brewster von seinem Aufenthalt in Comina mit den drei Jungen und von der geplanten zweiten Fahrt aus taktischen Gründen vorerst besser nichts erfuhr.
»Martins Stammesvolk lebt seit über hundert Jahren völlig von der Außenwelt abgeschirmt«, erklärte Marie. »Und demzufolge haben sich diese Menschen bis heute ihre angestammte Kultur erhalten und führen ihr ursprüngliches, naturverbundenes Leben abseits unserer Zivilisation. Junge Leute dürfen manchmal den Stamm für bestimmte Zeit verlassen, um das moderne Leben in der Welt kennenzulernen. Einer der von den Stammesältesten hierfür Erwählten ist zur Zeit Martin.«
»Clifford behauptet, Martin bemühe sich nur um Sie, weil er an Ihr Geld will«, warf Bob ein.
»Das ist lachhaft!« wehrte sich Marie. »Das Volk der Winde ist viel wohlhabender, als die Brewsters es jemals waren oder sein werden. Auf dem Siedlungsgebiet gibt es reiche Bodenschätze.
Deshalb hat Onkel Arnold dort immer wieder Land angekauft, um es vor Mißbrauch zu bewahren. Sollten nämlich Spekulanten vom wahren Wert dieses Gebietes erfahren, würde das Indianervolk gnadenlos von seinem Land vertrieben werden. Und aus diesem Grund müssen wir Eingeweihten Stillschweigen bewahren. Die Kenntnis dieses Sachverhalts hätte Clifford indessen nicht zurückgehalten, sondern in seinem Vorhaben eher noch bestärkt.«
»Marie, ich mache Ihnen einen Vorschlag«, erbot sich Justus.
»Wenn wir Abgesandte des Volkes der Winde hierherbringen und dem Untersuchungsrichter alle Umstände erläutern, dann müßte er nach meinem Dafürhalten das Verfahren gegen Martin Ishniak sofort einstellen.«
Shady Zindler nickte. »Es wäre doch bestimmt nicht im Sinne des Volkes der Winde, wenn Martin für eine Handlung, auf die das l Strafgesetz gar nicht anwendbar ist, verurteilt würde«, wandte er ein. »Und obendrein hätte Ihr Verlobter doch seinen guten Ruf eingebüßt. Das alles droht auf einen Justizirrtum hinauszulaufen.
Marie, ich stelle mich Ihnen und Martin als Rechtsanwalt zur Verfügung. Honorar verlange ich nicht. Das bin ich Ihnen schuldig, für die
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