Die drei ??? und der Automarder
Ende war, kamen Justus und Bob im Eiltempo zum Tor heraus.
»Ihr kommt alle beide zu spät«, rügte Justus. »Bob und ich mußten die Telefonlawine ganz allein starten.«
»Mein Vater hat mich doch zu Fuß losgeschickt«, erklärte Paul.
»Tut mir leid, Freunde.«
»Und du, Peter?« Justus blinzelte. »Ein Extrastück Torte zum Nachtisch, nehme ich an.«
Peter riß die Augen auf. »Woher weißt du das?«
»Reine Logik«, sagte Justus leichthin. »Klarer Rückschluß.«
Bob lachte’. »Wir haben bei dir angerufen. Deine Mutter sagte uns das von der Torte. Das ist bei Justus bloß der Futterneid.«
»Nur kleine Geister sind neidisch«, setzte sich Justus überlegen zur Wehr. »Im übrigen sagte Mrs. Shaw, sie würde mir ein Stück Torte aufheben.«
Noch während sie alle lachten, öffnete sich die Fahrertür des Rolls-Royce, und ein kräftig gebauter Mann mit schmalem Gesicht und humorvoller Miene stieg aus. Er trug eine Chauffeurlivree, und die zugehörige Dienstmütze hielt er nun in den Händen.
»Guten Abend, die Herrschaften«, sagte er ernsthaft.
»Guten Abend, Morton«, erwiderte Justus. »Auf der heutigen Fahrt haben wir einen Gast bei uns: Paul Jacobs.«
Morton verbeugte sich vor dem großen Jungen. »Sehr erfreut, junger Herr.«
»Heute abend haben wir es eilig, Morton«, fuhr Justus fort. »Wir müssen Punkt neun an der Valerio Street 142 sein.«
»Das dürfte keinerlei Schwierigkeiten bereiten«, entgegnete der Chauffeur. »Bitte im Wagen Platz zu nehmen.«
Sobald sie losgefahren waren, erläuterte Justus rasch sein Vorhaben. Sie würden bis zur Ecke der Valerio Street fahren, und dort würden er, Bob und Peter unauffällig aussteigen. Dann würden Morton und Paul in die Straße einbiegen und an der Stelle parken, wo es Paul immer getan hatte. Paul würde aussteigen und laut kundgeben, daß Morton nun einige Zeit zur freien Verfügung hätte, denn er würde mindestens eine Stunde im Haus seines Freundes zubringen. Morton würde dann losgehen, als habe er vor, eine Tasse Kaffee zu trinken, und Paul würde zum Haus seines Freundes gehen. Aber statt das Haus zu betreten, würde Paul sich beim Gehweg verstecken, damit er den Rolls-Royce beobachten konnte. Inzwischen würden die drei ??? sich angeschlichen und an der anderen Straßenseite versteckt haben.
»Es steht allerdings zu befürchten, Morton, daß am Rolls-Royce ein geringfügiger Schaden entstehen könnte«, setzte Justus mit leichtem Unbehagen hinzu.
»Bearbeiten die Herrschaften gerade einen Fall?«
»So ist es.«
»Dann gehört es zum Einsatzrisiko«, entgegnete der Chauffeur gelassen. »Und worauf, wenn ich fragen darf, könnte sich dieser Schaden erstrecken?«
»Möglicherweise wird eine Scheibe zu Bruch gehen.«
Morton seufzte. »Nun denn, wenn es sein muß.«
»Oder vielleicht«, fuhr Justus fort, »gibt es eine kleine Beule oder zwei.«
Mortons Blick wanderte liebevoll über die glänzende schwarz-goldene Motorhaube, und er erschauerte unwillkürlich.
»Na ja«, meinte Justus rasch, »es dürfte allenfalls ein Seitenfenster kosten.«
»Ein Fenster, junger Herr, das könnte ich verschmerzen.«
Nun hatten sie die Ecke erreicht, wo die Valerio Street abbog.
Morton brachte den Wagen geräuschlos zum Halten, und Justus’
Plan begann anzulaufen. Wenige Minuten später parkte der Rolls-Royce vor dem Haus Nummer 142, und die drei ??? hatten sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite hinter einem Gebüsch niedergelassen. Dank der vielen Bäume und Sträucher in den großen Vorgärten gab es in dieser Gegend reichlich Sichtschutz. Die Straße wirkte dadurch heimelig und wie eingefriedet.
Aus ihrem Versteck belauschten die drei ??? Paul Jacobs und Morton bei ihrem eingeübten Dialog. Schließlich betrat Paul den betonierten Gartenweg zu dem, großen, stuckverzierten Haus seines Freundes und verschwand im Schatten der vorgebauten Veranda. Morton entfernte sich auf der Straße und pfiff dazu einen flotten britischen Marsch, und dann wurde es wieder ganz still. Die Jungen warteten im Abenddunkel.
Peter sah die Frau als erster.
»Seht mal, da«, flüsterte er.
Eine hochgewachsene Frau in Hose und Herrenhemd führte im warmen Sommerabend eine dänische Dogge aus. Sie ging nicht auf dem Bürgersteig, sondern auf der Fahrbahn, und sie trug einen blanken schwarzen Spazierstock mit schwerem Silberknauf. Der riesige Hund zog sie hinter sich her, und dabei beschnüffelte er jeden Straßenbaum und jeden Autoreifen am Weg.
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