Die drei ??? und der Eisenmann (drei Fragezeichen) (German Edition)
holte Luft und schob sie mit einem kräftigen Ruck zur Seite. »Willkommen in meinem Reich«, sagte er.
Peter und Bob sahen sich an. Gab es einen Grund, Drago zu misstrauen? Schräg und undurchschaubar war ihr Begleiter, zweifellos, aber er hatte ihnen geholfen. Justus schien ohnehin alles egal zu sein. Er wollte nur noch ins Warme und drängelte von hinten.
Kurzentschlossen traten die drei Detektive ein. Drago schob sich an ihnen vorbei und drückte auf die Play-Taste eines uralten Kassettenrekorders. Kühle, langgezogene Töne erklangen, strukturiert durch einen teilnahmslos wirkenden Beat. »Fühlt euch wie zu Hause!«, sagte er und verbeugte sich mit einer ausschweifenden Handbewegung.
Es war ein länglicher Raum, der in den Berg hineingehauen worden war, in der Grundfläche vielleicht drei mal acht Meter groß. Durch ein paar schmale, schießschartenartige Einkerbungen konnte man das Meer draußen erahnen. Von der Decke her flackerte ein einsames Licht. Der Kocher, der auf dem Boden stand, war gasbetrieben. Mehrere Nachfüllkartuschen lagen daneben. In einer Ecke des Raumes stand eine Liege, auf der ein einzelner zerknäulter Schlafsack lag. Auch Campingbesteck gab es. Es lagerte in einem alten Metallregal, in das auch ein paar Klamotten wahllos hineingestopft worden waren. Peter erinnerte das Ganze ein wenig an die Behausung von Rubbish George, als er noch Stadtstreicher war. Dieser Bunker aber hatte noch mehr zu bieten. Lauter Eisenteile lagen verstreut auf dem Boden: Schrauben, Gewinde, Rohre. An einer Wand stand eine Halterung, auf die ein großes Bild hochkant gespannt war.
Neugierig trat Peter näher. »Sie malen?« Doch es war eher ein Text, der mit weißer Farbe auf eine dicke, leinwandartige Bespannung geschrieben war, angereichert mit allerlei montierten Metallobjekten.
»Reden wir später drüber«, sagte Drago und warf einen Blick auf das Bild. »Aber stand meine Staffelei heute morgen nicht weiter vorn?« Er kratzte sich am Kinn und sah sich in seinem Zimmer um. »Die Bücher liegen auch anders … mein Bett … Es muss jemand da gewesen sein!« Er sah Bob scharf an. »Habt ihr etwa hier herumgestöbert?«
»Aber nein!«, rief Bob. »Wir sind erst … wirklich, wir sind noch nicht weitergekommen als bis zu dem Eisenmann!«
»Na gut«, sagte Drago nachdenklich und schwieg. Sein Blick fiel auf Justus. Das schien ihn von seinen Gedanken abzulenken. »Dann befördern wir euren Freund erst mal in den Schlafsack. Er muss wieder auf Betriebstemperatur kommen!«
Dankbar nahm Justus das Angebot an und wickelte sich in die wärmende Decke ein.
»Sie leben nicht ständig hier, Drago?«, fragte Bob mit einem Blick auf die karge Ausstattung des düsteren Zimmers.
Drago strich sich die blonden Haare aus der Stirn. »Da liegst du richtig. Ich bin nur tageweise hier. Auf Dauer ist das ja auch nicht auszuhalten. Da geht mir irgendwann die Fantasie durch. Wie mit euch, meine seltsamen Besucher …« Er grinste und holte zwei Metallplatten aus der Tasche, die er aneinanderrieb. Schaudernd erkannten Peter und Bob das Geräusch aus dem Nebel. »Wisst ihr«, fuhr Drago fort, »ich lebe in meinen Geschichten und sehe schon fast Gespenster. Aber es gibt da im Moment auch ein paar ganz reale und sehr unangenehme Dinge, die mich an diesen einsamen Ort treiben. Abgesehen davon, dass ich mein künstlerisches Werk fertigstellen möchte. Normalerweise lebe ich in meinem Schlösschen in Pacific Palisades.«
»In Pacific Palisades?«, rief Bob erstaunt. »Wir wohnen nur ein Stück weiter in Rocky Beach, da sind wir ja fast Nachbarn! Und was arbeiten Sie hier?«
Drago hockte sich vor den Campingkocher und setzte Wasser auf. »Ich schreibe Geschichten. Und bearbeite sie mit Metall. Ich bezeichne mich gerne als Schriftschmied. Euer Städtchen kenne ich übrigens ganz gut. Wisst ihr, ich brauche für meine Arbeit alle möglichen Trouvaillen. Glücksfunde sozusagen. In Rocky Beach gibt es einen sehr lohnenswerten Schrottplatz!«
Justus setzte sich auf, als hätte man ihn aus dem Schlaf geweckt. »Dort habe ich Sie also schon mal gesehen!« Es war sein erster Satz seit einer halben Stunde. So langsam schien er wieder unter die Lebenden zu kommen.
»Kann gut sein.« Drago nickte. »Die Stofftapeten habe ich allerdings bestimmt nicht bei dir, sondern bei einem netten älteren Herrn gekauft …«
»Onkel Titus!«, rief Bob dazwischen.
»… und seine sehr zuvorkommende und charmante Frau hat sie mir sorgfältig
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