Die drei ??? und der Phantomsee
entkommen, dann wären Sie niemals verdächtigt worden. Die Polizei hätte dann nach Java-Jim gefahndet! Also schlichen Sie ins Haus, riefen mich von dort aus an und taten so, als seien Sie zu Hause, und dann gingen Sie wieder ins Freie, um auf uns zu warten. Die Schuhabdrücke stammen von Ihnen, und den Überfall von Java-Jim haben Sie fingiert!«
Nun hatten sich alle Blicke auf Professor Shay gerichtet. In der Ferne hörte man einen Polizeiwagen mit heulender Sirene auf der Landstraße näherkommen.
»Und das gedenkst du mir alles zu beweisen, mein Junge?«
Professor Shay lächelte.
»Ja, genau. Sie haben nämlich einen großen Fehler gemacht«, erwiderte Justus. »Sie sagten heute früh um acht Uhr, Sie seien zu Hause, und als wir herkamen, taten Sie so, als seien Sie eben hergefahren. Aber es hat immerhin schon lange vor acht Uhr heftig geregnet.«
»Geregnet?« Professor Shay lachte. »Was hat denn das mit –«
»Der Boden unter Ihrem Wagen ist trocken«, sagte Justus gelassen,
»und Ihr Motor ist kalt. Sie müssen schon lange vor acht Uhr hier gewesen sein.«
Mit einem Wutschrei drehte sich Professor Shay um und rannte los, auf die Straße zu. Der Sirenenton des Polizeiwagens kam näher. Shay machte einen Satz zur Seite, zu den dunklen Bäumen hin – und ein schmaler Schatten sprang zwischen den feuchten Büschen hervor und stürzte sich auf ihn! Es gab ein kurzes Handgemenge, und mittlerweile bremste der Polizeiwagen heftig.
Zwei Beamte sprangen heraus und überwältigten Professor Shay und seinen Angreifer.
Als die Jungen, Patrick und Rory herzugelaufen kamen, blickte Hauptkommissar Reynolds ganz verdutzt drein. Vor ihm standen nämlich Shay und – Stebbins!
»Was wird hier gespielt, ihr Burschen?« fragte der Polizeichef streng. »Ist dieser junge Mann, der da auf Professor Shay losgegangen ist, nun der Dieb? Ist das dieser Stebbins?«
»Ja, ich bin Stebbins«, rief erregt der langmähnige junge Mann.
»Aber ein Dieb bin ich nicht! Das ist Shay!«
»Er hat recht, Herr Kommissar«, sagte Justus. »Professor Shay ist der Dieb!« Er erklärte alles, was er kombiniert hatte.
»Ich vermute, Stebbins war auch nie zuvor ein Dieb. Ich glaube, er hatte schon vor einiger Zeit gemerkt, daß Professor Shay hinter dem Schatz her war, und da ließ ihn der Professor unter falscher Anklage verhaften und ins Gefängnis bringen!«
»Das stimmt!« Stebbins nickte. »Als ich auf Bewährung entlassen wurde, kam ich wieder hierher, um Professor Shay das Handwerk zu legen und meine Unschuld zu beweisen!«
Der Kommissar sah Professor Shay ernst an. »Wenn Sie den Schatz haben, Professor, dann schlage ich vor, daß Sie uns unverzüglich sagen, wo er sich befindet. Das kann Ihnen jetzt nur nützen.«
Professor Shay zuckte die Achseln. »Na schön. Justus hat mich besiegt. Unter dem Rücksitz meines Wagens ist ein Hohlraum, da steckt alles drin.«
Zwei Polizisten montierten den Rücksitz ab. Sie holten eine Matrosenjacke, eine Seemannsmütze, schmutzige Stiefel, eine schwere Hose aus dem Auto – und eine Gummimaske von Java-Jims Gesicht mit dem schwarzen Bart und den Narben! »Die hat er sich einfach über den Kopf gezogen«, sagte Hauptkommissar Reynolds. »Und mit Mütze, Jacke und verstellter Stimme war er –
Java-Jim!«
Aber da hörte schon niemand mehr zu. Alle starrten auf die glitzernde Masse unten im Wagen. Da waren Ringe, Armreifen, Halsketten, juwelenbesetzte Dolche und Dosen, und Hunderte von Goldmünzen. Der Schatz, den indonesische Piraten aus zahllosen Schiffen und Städten geraubt hatten!
»Eine Wucht!« stieß Peter hervor. »Das muß Millionen wert sein!«
»Phantastisch!« sagte auch der Kommissar.
»Kaum zu fassen!« Rory war maßlos verblüfft.
Da jammerte plötzlich Professor Shay: »Das gehört alles mir, verstanden? Ich bin nicht der Dieb – das war der alte Angus!
Er hat das alles meinem Urahn gestohlen! Ich bin ein Nachkomme des Kapitäns der ›Argyll Queen‹!«
»Das zu beurteilen ist Sache des Gerichts«, sagte der Kommissar streng. »Nach hundert Jahren bezweifle ich, daß Sie diesen Besitzanspruch durchsetzen können. Und Ihr Kapitän hat schließlich den Schatz seinerseits gestohlen – von den Piraten. Und die waren die eigentlichen Diebe. Ich sehe es so, daß alles jetzt Mrs. Gunn gehört. Und Sie – gut, nehmen wir zu Ihren Gunsten an, daß Sie kein Dieb sind, aber Einbruch und Tätlichkeiten gehen auf Ihr Konto!«
»Und die falsche Beschuldigung von Stebbins!«
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