Die drei ??? und die Perlenvögel
legt Austernlaich in Drahtkästen und bringt diese unter Wasser.
Wenn die Austern drei Jahre alt sind, öffnet man sie und setzt einen winzigen Splitter Perlmutt zwischen die Schalen ein, und zwar in das Bindegewebe des sogenannten Mantels der Auster.
Dann beläßt man die Kästen für weitere drei bis sechs Jahre unter Wasser. Zwischendurch öffnet und untersucht man die Austern regelmäßig. Das Tier wird durch den eingebrachten kleinen harten Fremdkörper gereizt und bildet um diesen Kern eine Perle wie . . .«
»Wie eine Art Schutzverband«, fiel es Peter ein.
»Ja, richtig, es ist tatsächlich eine Art Schutz.« Bob wandte sich wieder seinen Notizen zu. »Nach etwa sechs Jahren sind die Perlen voll ausgebildet und werden aus den Austern entfernt, nach Größe sortiert und verkauft. In Japan ist das eine bedeutende Industrie. Es gibt einzelne Zuchtperlen, die mehrere hundert Dollar wert sind.«
»Kann man das denn nicht durch gezielte Zuchtmaßnahmen in den Griff bekommen?« erkundigte sich Peter. »Wie beim Zuchtrind?«
Bob lachte. »Leider nein. Man kann nur versuchen, die Entste-hung einer Perle durch Einbringen eines harten Körnchens, neuerdings auch durch Injektion einer Ölmasse, zu begünstigen, statt einfach zu warten, bis vielleicht ein Fremdkörper zufällig eindringt. Größe und Form lassen sich auch bei Zuchtperlen nicht beeinflussen.«
»Also werden an Kyotos Arbeitsplatz Perlen gezüchtet.« Peter streichelte Cäsars Gefieder durch den Maschendraht des Taubenhauses. »Und deshalb kontrollieren die Wachen die Arbeiter vor dem Weggehen. Damit keiner Perlen stiehlt.
Stimmt’s, Justus?«
»Stimmt.« Der Erste Detektiv lehnte sich auf seinem Drehsessel zurück. »Wenn sie zur Arbeit kommen, werden sie allerdings nicht durchsucht. Und das hat Parker Frisbee und Kyoto eine Idee eingegeben. Eine ganz simple Idee. Sie ist wirklich einmalig. Parker Frisbee stellt eine Brieftaube in den Laderaum von Kyotos Transporter. Wenn Kyoto zur Austernzucht kommt, nimmt er die Taube aus dem Käfig und schmuggelt sie in seiner Essensbox durchs Tor.«
Justus schwieg kurz und kämpfte mit der Versuchung, auch noch das restliche halbe Sandwich zu essen. Doch er schob es zur Seite.
»Wenn Kyoto an einem Tag in einer der Austern eine besonders schöne Perle findet, wartet er bis zur Mittagspause, nimmt dann die Taube aus dem Blechbehälter und befestigt die Perle an ihrem Bein. Dort sind ja so viele Vögel, daß einer mehr überhaupt nicht auffällt. Die Taube fliegt zum heimatlichen Schlag bei Parker Frisbee zurück und liefert die Perle bei ihm ab.«
»Und wenn Kyoto bis Mittag keine gute Perle entdeckt hat«, sagte Bob, »dann schickt er Parker Frisbee eine Nachricht auf japanisch: ›Heute keine Perlen‹. Eben die Nachricht, wie wir sie an der Taube mit der fehlenden Zehe gefunden haben, die von Miss Melodys Habichten geschlagen wurde. Nur . . .«
Er hielt inne und versuchte, mit den Tatsachen klarzukommen.
»Nur . . .« wiederholte er verwirrt.
»Nur gehörte diese eine Taube gar nicht Parker Frisbee«, beendete Justus den Satz. »Sie gehörte Blinky. Zumindest hatte Blinky sie im ›Seahorse‹ bei sich. In genau so einem Käfig, mit Mull bespannt.«
Ohne sich dessen richtig bewußt zu werden, brach Justus ein Stück von seinem restlichen Brötchen ab. »Sehen wir uns noch das andere Buch an, Bob«, schlug er vor.
Das zweite Buch, das Bob aus der Bibliothek mitgebracht hatte, war ein Straßenatlas von Südkalifornien. Justus steckte den Happen in den Mund, damit er die Hände frei hatte, und schlug im Atlas die Seite mit dem kleinen Maßstab auf, die Rocky Beach und Santa Monica in allen Einzelheiten darstellte. Die beiden anderen blickten ihm über die Schulter.
»Das da ist Wills Beach.« Justus legte den Finger auf einen Küstenstrich, der sich von Osten nach Westen erstreckte.
»Folglich muß hier die Austernzucht sein. Und Parker Frisbee wohnt . . .« Sein Finger wanderte die Küste entlang bis Rocky Beach, wobei er geistesabwesend kaute. »Hier. Im Westen der Stadt. Das weiß ich, weil ich seine Privatadresse im Telefonbuch nachgeschlagen habe.«
Er nahm ein Lineal aus dem Schreibtisch und legte es zwischen den beiden Punkten an. »Und was ersehen wir daraus?« fragte er.
»Ein problemloser Flug, hauptsächlich übers Meer, zwischen der Austernzucht und Frisbees Haus, wo er vermutlich auch seinen Taubenschlag hat«, antwortete Peter. »Eine Strecke von etwa zehn Kilometern.«
»Dafür
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