Die drei !!! - Undercover im Netz
leicht vor und zurück und schien völlig abwesend zu sein. Nur seine Tasche hielt es immer noch fest umklammert, als würde sie einen wertvollen Schatz enthalten.
»Wie heißt du?«, fragte Kim.
Keine Antwort.
Marie seufzte. »So kommen wir nicht weiter.« Sie griff nach der Tasche, doch das Mädchen ließ sie nicht los. »Wir wissen, dass du was gestohlen hast«, sagte Marie eindringlich. »Wenn du auf stur schaltest, müssen wir dich der Polizei übergeben.«
»Willst du das wirklich?«, hakte Kim nach, als die Unbekannte weiterhin stumm blieb.
Endlich reagierte das Mädchen. Es schüttelte den Kopf und ließ sich die Tasche abnehmen.
»Na also«, brummte Marie und leerte die Tasche auf dem Boden aus. Was sie zu sehen bekam, verschlug ihr erst mal die Sprache.
Auch Franzi war überrascht. »Heiliger Bimbam!«, stieß sie nach einer Schrecksekunde hervor. Sie hatte mit einem geklauten Lippenstift gerechnet. Vielleicht mit zweien. Aber was dort auf dem schmutzigen Fußboden des Einkaufszentrums lag war eine Kosmetikauswahl, die jedem Hollywoodstar Ehre gemacht hätte. Franzi zählte fünf verschiedene Lippenstifte, drei Mascaras, mehrere Döschen mit Lidschatten, Rouge, Glitzerpuder und Schminkpinsel in allen Größen.
»Wow!« Marie nahm einen der Lippenstifte und betrachtete ihn fachmännisch. Sie war Expertin auf dem Kosmetiksektor und selbst immer top gestylt. »Longlasting Strawberry von NewFace. Der kostet mindestens zwanzig Euro im Laden. Auch die anderen Sachen sind von absoluten Edelmarken. Selbst ich leiste mir so was nur ab und zu.«
Franzi grinste. »Und das will schon was heißen!« Wenn sie in Maries Badezimmer stand, war sie immer wieder erstaunt über die zahllosen Kosmetikprodukte, die sich in den Regalen und über dem Waschbecken türmten.
Marie taxierte das seltsame Mädchen aufmerksam. »Du kennst dich aus, was?«
Die Unbekannte zuckte nur mit den Schultern. Sie kaute auf ihrer Unterlippe herum, die bereits zu bluten begann.
»Wie hast du es überhaupt geschafft, so viel Zeug mitgehen zu lassen?«, fragte Franzi. »Die haben doch bestimmt Überwachungskameras in dem Laden.«
»Ich hatte eben Glück.« Es war das erste Mal, dass sie die Stimme des Mädchens hörten. Sie klang trotzig und etwas rau. »Du musst die Sachen zurückgeben«, sagte Kim.
Das Mädchen starrte sie feindselig an. »Auf keinen Fall!«
Die Antwort kam so schnell und entschlossen, dass Franzi überrascht nach Luft schnappte. Wie konnte jemand so stur sein?
»Das Zeug gehört dir nicht«, stellte Franzi klar. »Du hast es gestohlen. Wenn du es nicht freiwillig zurückgibst, werden wir die Polizei einschalten.«
»Nicht die Polizei!« Die Augen des Mädchens waren jetzt weit aufgerissen. Es erinnerte Franzi an ein Reh, das von einem herannahenden Auto geblendet wird.
»Dann geh mit uns zurück in die Parfümerie und gib die Sachen zurück«, sagte Kim noch einmal. »Vermutlich bekommst du dort Hausverbot, aber vielleicht verzichten sie auf eine Anzeige, wenn du dich freiwillig stellst.«
Das Mädchen sackte in sich zusammen. Plötzlich schien es keine Energie mehr zu haben. Es nickte nur und flüsterte: »Okay.« Während Marie das Diebesgut zurück in die Tasche räumte, drückte Kim aufmunternd den Arm der Unbekannten. »Du wirst sehen, das ist die richtige Entscheidung.«
Doch das Mädchen reagierte nicht mehr. Es hatte sich wieder ganz in sein Schneckenhaus zurückgezogen.
Die drei !!! nahmen die Unbekannte in die Mitte. Langsam machten sie sich durch die auf den Ausgang zuströmenden Besucher auf den Rückweg zur Parfümerie. Es war inzwischen kurz vor sieben, das Einkaufszentrum würde bald schließen. Franzi schüttelte den Kopf. Wer hätte gedacht, dass der Shoppingnachmittag so eine dramatische Wendung nehmen würde? Eigentlich hatten sie um diese Zeit längst in der gemütlichen Sofaecke des Cafe Lomo sitzen wollen, jede einen Becher dampfenden Kakao Spezial vor sich auf dem Tisch ...
Eine Gruppe lärmender Jugendlicher kam den drei !!! entgegen und drängelte sich zwischen ihnen hindurch. Plötzlich ging alles blitzschnell. Das Mädchen versetzte Franzi einen Stoß, so dass sie zur Seite taumelte. Dann entriss es Marie die Tasche und rannte los.
»Verflixt!«, fluchte Marie. »Sie will abhauen!«
»Hinterher!«, rief Kim.
Franzi war bereits losgelaufen. Doch es war beinahe unmöglich, der Flüchtenden gegen den Besucherstrom zu folgen. Ständig waren Franzi irgendwelche Leute im Weg, sodass sie
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