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Die dreißig tolldreisten Geschichten - 3 (German Edition)

Die dreißig tolldreisten Geschichten - 3 (German Edition)

Titel: Die dreißig tolldreisten Geschichten - 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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ihre dreieinige Aufgabe. Und also willkommen mir, Weib; willkommen mir, Eva!
    Und dann begann der Autor, sein Tintenfaß zu brauchen und daraus zu schöpfen. Ein fruchtbares Tintenfaß war das und war gefüllt mit einer zerebralen Substanz, mit einem Gebräu aus Gottes Küche voll übernatürlicher Kräfte. Mit der schwarzen Tinte aus dem einen Halse schrieb er ernste Dinge; lustige Narrheiten quollen aus der andern Hälfte in roter Tinte. Manchmal aber hat der Autor aus Achtlosigkeit die beiden Tinten vermengt, daß es ganz buntscheckig wurde auf den Seiten seines Hefts. Oft, wenn er ein schweres Werk nach dem Geschmack dieser Zeit vollendet, in einem Stil, den zu hobeln und zu glätten, zu bügeln und polieren ihm unendliche Mühe gemacht, hatte er Lust nach vergnüglicherem Tun, und ungeachtet des geringen Vorrats der lustigen Tinte auf der linken Seite, tunkte er herzhaft ein und schrieb diese sehr lustigen und tolldreisten Geschichten, deren Autorität und Würde niemand anzweifeln wird, da sie aus göttlicher Quelle flössen, wie es die einfache Erzählung des Autors unumstößlich beweist.
    Freilich, einige Lumpenkerle werden wegen dieser Parabel ein neues Geschrei anheben. Und darüber braucht man sich nicht zu wundern, da bekanntlich auf diesem Kotspritzer des Kosmos, den man die Erde nennt, nicht ein einziger Mensch, nicht ein Stumpen von Mensch zu finden ist, der damit vollkommen zufrieden wäre. So ist der Autor in keiner schlimmeren Lage als Gott selber. Er schafft einzig und allein in Nachahmung Gottes und beweist dies durch at qui. Denn nicht wahr, durch die Gelehrten ist bewiesen und in voller Klarheit dargetan, daß Gott der Herr nicht nur die großen Welten, sozusagen die großen Maschinen erschaffen hat, mit gewaltigem Ketten- und Räderwerk, mit ungeheuren Gewichten und schrecklichem Getöse, also daß das Spiel ihrer Kräfte fast furchtbar anzusehen ist, sondern daß ihn manchmal auch die Laune ankam, kleinere und unbedeutendere Sachen zu machen, närrische und groteske Gebilde, worüber man wohl lachen und seine Lust daran haben darf. Oder ist es nicht so? Und ebenso verhält es sich auch mit jedem bedeutenden Werk und insbesondere mit dem gewaltigen Bau, den der Autor aufzuführen unternommen hat. Diese fast übermenschliche Aufgabe, dieses langatmige, groß angelegte Werk, das seine Kräfte zu übersteigen droht, konnte er nur zu Ende führen, indem er nach dem Beispiel des Weltenschöpfers sich von Zeit zu Zeit an leichteren Sachen erlustigte, an der Bildung zierlicher Insekten und lächerlicher kleiner Ungetüme, die er dann mit bunten Farben schmückte und mit goldenen Panzern bekleidete, obwohl er meistens Mangel an Gold hatte. Und so mag es denn herumkribbeln und -krabbeln am Fuß der ragenden Felsen, hohen Schneeberge und andrer griesgrämiger Philosophien, dieser ernsten und dickleibigen Werke, dieser marmornen Kolonnaden und wahrhaft großartigen, in Porphyr ausgehauenen Gedankendenkmäler der Menschheit. Heda, ihr aasgierigen Geier, werdet ihr es nicht endlich satt bekommen, meine lustige Muse zu beschmutzen und zu beschmeißen, deren phantastische Musik und tolle Sarabanden, deren Juchzer und Sprünge und Purzelbäume euch Bauchgrimmen machen; wollt ihr euch nicht die Krallen ein wenig stumpf nagen, um ihre weiße Haut mit dem blauen Geäder, ihren wollüstigen Rücken, ihre schlanken Hüften, ihre Füße, die das Bett dem Boden vorziehen, ihr sanftes Gesichtchen, ihr Herz ohne Galle nicht mehr so unbarmherzig zu zerfleischen? Was sagt ihr dazu, ihr Querköpfe, wenn ihr erfahret, daß dieses gute Geschöpf, das aus dem Herzen des Volks hervorgegangen und von den Engeln des Himmels durch die Person des Boten Merkurius mit einem Ave begrüßt worden? Was sagt ihr dazu, wenn ihr hört, daß es sich hier um die Quintessenz der Kunst handelt, da alles in dieser Schöpfung ist: Notwendigkeit, Tugend, Phantasie, weiblicher Geschmack und Geschmack des Pantagruelismus im Quadrat. Mit einem Wort, alles. Schweigt also, und feiert und lobpreist den Autor, der im besten Zug ist, aus seinem zweimäuligen Tintenfaß seine hundert glorreichen, tolldreisten Geschichten zu schöpfen und damit die fröhliche Wissenschaft zu bereichern.
    Also zurück, ihr Hunde! Einen Tusch, ihr Herren Musikanten! Maul halten, ihr Heuchler! Hinaus mit euch, ihr Dunkelmänner! Macht Platz meinen lustigen Gesellen und Kameraden! Und ihr, meine kleinen lieben Pagen, gebt den Damen eure zierliche Hand, kitzelt sie ihnen

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