Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz
Sorgen wegen eines Mannes, der sich von nur vier Packratten überwältigen ließ. Renya, grab ihn aus.«
Tenaka zog sich ein Stück zurück, nahm mit überkreuzten Beinen Platz und betrachtete die Hügel. Es waren keinerlei Anzeichen von Bewegung zu sehen, aber er wußte, daß sie beobachtet wurden. Er reckte den verletzten Rücken – in den letzten fünf Tagen war er gut verheilt.
Renya kratzte die festgestampfte Erde weg und befreite so die Arme des Mannes, die hinter seinem Rücken gefesselt waren. Sobald er sie frei hatte, stieß er Renya beiseite und mühte sich selbst so lange ab, bis er sich ausgegraben hatte. Ohne ein Wort an Renya zu richten, ging er zu Tenaka und kauerte sich vor ihn.
»Ich habe beschlossen, dich nicht zu töten«, sagte Subodai.
»Für einen Speer bist du sehr klug«, sagte Tenaka, ohne den Blick von den Hügeln zu wenden.
»Das stimmt. Ich sehe, deine Frau ist eine Drenai. Zierlich!«
»Ich liebe zierliche Frauen.«
»Es spricht etwas für sie«, pflichtete Subodai ihm bei. »Verkaufst du mir ein Schwert?«
»Womit willst du bezahlen?«
»Ich gebe dir ein Packratten-Pony.«
»Deine Großzügigkeit wird nur noch von deinem Selbstvertrauen übertroffen«, stellte Tenaka fest.
»Du bist Schwerttänzer, das Drenai-Halbblut«, sagte Subodai, zog seine gegürtete Felljacke aus und klopfte Ameisen von seinem kräftigen, untersetzten Körper.
Tenaka machte sich nicht die Mühe zu antworten; er beobachtete eine Staubwolke in den Hügeln, wo offenbar einige Männer auf ihre Pferde stiegen.
»Mehr als vier«, sagte Subodai. »Was ist mit dem Schwert?«
»Sie verschwinden«, sagte Tenaka. »Sie werden mit Verstärkung zurückkommen.« Er erhob sich, ging zu seinem Pferd und schwang sich in den Sattel. »Lebwohl, Subodai.«
»Warte!« rief der Nadir. »Das Schwert!«
»Du hast noch nicht mit dem Pony bezahlt.«
»Das werde ich schon noch – ich brauche nur Zeit.«
»Ich habe keine Zeit. Was hast du sonst noch zu bieten?«
Subodai steckte in der Klemme. Falls er ohne eine Waffe hier zurückgelassen wurde, war er innerhalb einer Stunde tot. Er überlegte, ob er Tenaka angreifen sollte, verwarf die Idee aber sogleich wieder – der zuversichtliche Blick aus den violetten Augen war entmutigend.
»Ich habe sonst nichts«, sagte Subodai. »Aber ich kann dir ansehen, daß du etwas im Sinn hast.«
»Sei für zehn Tage mein Leibeigener und führe mich zu den Wölfen«, schlug Tenaka vor.
Subodai spie aus. »Das ist kaum besser als hier zu sterben. Zehn Tage, sagst du?«
»Zehn Tage.«
»Und heute zählt als der erste Tag?«
»Ja.«
»Einverstanden.« Subodai streckte die Hand aus. Tenaka ergriff sie und zog ihn zu sich aufs Pferd. »Ich bin froh, daß mein Vater das nicht mehr erleben muß«, murmelte der Nadir.
Während sie nach Norden galoppierten, dachte Subodai über seinen Vater nach. Ein starker Mann und ein guter Reiter – und ein Mann mit Temperament!
Sein Temperament hatte ihn auch das Leben gekostet. Nach einem Pferderennen, das Subodai gewann, hatte sein Vater ihn beschuldigt, den Sattelgurt seiner Stute gelockert zu haben. Der Streit hatte sich zu einem Kampf mit Fäusten und Messern ausgeweitet.
Subodai sah immer noch den erstaunten Ausdruck auf dem Gesicht seines Vaters vor sich, als ihm das Messer seines Sohnes in die Brust drang. Ein Mann sollte immer wissen, wann er sein Temperament zügeln muß.
Der Nadir drehte sich im Sattel um; seine schwarzen Augen blieben auf Renya haften. Das war mal eine Klassefrau! Vielleicht nicht gut für die Steppe – aber für vieles andere. Noch neun Tage würde er Schwerttänzer dienen – dann würde er ihn töten und seine Frau nehmen.
Er betrachtete die Pferde. Es waren schöne Tiere. Plötzlich grinste er, als die Lebensfreude ihn wieder übermannte.
Die Frau würde er nehmen.
Die Pferde würde er behalten.
Denn sie waren es wert, mehr als einmal geritten zu werden.
Lake schwitzte heftig beim Drehen des dicken hölzernen Griffes, mit dem er den Bogenarm mit der ledergeflochtenen Halbkugel zurückkurbelte. Ein junger Mann in Lederschürze reichte ihm ein locker zusammengeschnürtes Bündel von fünfzig Pfeilen, die Lake in die Schale seiner Maschine legte. In zehn Meter Entfernung lehnten zwei Gehilfen eine dicke hölzerne Tür an die gegenüberliegende Wand.
Ananais saß in einer Ecke, an die graue Wand des alten Stalles gelehnt. Bis jetzt hatte es allein über zehn Minuten gedauert, die Maschine zu laden. Zehn
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