Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Titel: Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
Vom Netzwerk:
hatte, aber sie können sich fragen: Hat er es vielleicht verdient? Sie haben von Hunger und Krankheit in anderen Gegenden gehört, doch Ceska hatte immer eine Antwort darauf parat. Er schiebt mit seltenem Geschick stets die Schuld von sich. Und ehrlich gesagt: Die Leute wollen es auch gar nicht wissen. Für die meisten Menschen bedeutet Leben ihr Zuhause und ihre Familien, zu sehen, wie die Kinder heranwachsen, zu hoffen, daß das nächste Jahr besser wird als dieses.
    In Südventria lebt eine ganze Gemeinde auf einer Vulkaninsel. Ungefähr alle zehn Jahre spuckt der Berg Asche, Staub und brennendes Gestein und tötet Hunderte von Menschen. Und dennoch bleiben sie, immer in der Überzeugung, das Schlimmste sei nun überstanden.
    Aber quäle dich nicht, Rayvan. Du hast getan, was du konntest. Mehr kann niemand verlangen.«
    Sie sank auf ihrem Stuhl zusammen und schüttelte den Kopf. »Ich hätte Erfolg haben können. Rund viertausend Menschen werden hier unten sterben. Grauenhaft! Und das alles, weil ich einen Krieg angefangen habe, den ich nie gewinnen kann.«
    »Unsinn!« widersprach Ananais. »Warum tust du dir das an? Der Krieg ist ausgebrochen, weil Ceskas Männer in die Berge kamen und unschuldige Menschen niedermetzelten. Du hast nur deinen Mann verteidigt. Wo wären wir denn, würden wir solche Greuel einfach hinnehmen? Mir gefällt die Lage nicht. Sie stinkt schlimmer als ein seit Tagen toter Fisch im Sommer! Aber es ist nicht meine Schuld. Ebensowenig wie deine. Du willst einen Schuldigen? Dann beschuldige die, die Ceska an die Macht gebracht haben. Die Soldaten, weil sie ihm noch immer folgen. Seine Mutter, weil sie ihm das Leben schenkte. Aber jetzt genug davon! Jeder Mann und jede Frau da unten hatte die Wahl, sie konnten frei entscheiden. Ihr Schicksal liegt in ihren eigenen Händen. Du bist nicht für sie verantwortlich.«
    »Ich will nicht mit dir streiten, Schwarzmaske. Aber irgendwo bei dieser furchtbaren Geschichte muß jemand sich verantwortlich fühlen. Ich habe den Krieg nicht verursacht, wie du sagst. Aber ich habe mich dazu ausersehen, diese Menschen zu führen, und jeder, der stirbt, geht auf mein Konto. Ich kann es nun einmal nicht anders sehen. Weil ich liebe. Kannst du das verstehen?«
    »Nein«, gab Ananais offen zu. »Aber ich akzeptiere es.«
    »Ich verstehe es«, sagte Decado. »Aber deine Liebe sollte denen gelten, die dir vertraut haben und in die Berge zogen. Mit den Flüchtlingen von außerhalb Skodas und den Stadtbewohnern haben wir jetzt über siebentausend Menschen dort. Wir werden Probleme mit Lebensmitteln, Hygiene und Krankheiten bekommen. Wir müssen Versorgungslinien aufbauen. Lager, Vorräte, Medizin. Das alles verlangt Organisation und Arbeitskraft. Und jeder Mann, den wir dabei verlieren, ist ein Krieger weniger gegen Ceska.«
    »Ich werde die Organisation selbst übernehmen«, sagte Rayvan. »Ich kenne etwa zwanzig Frauen, die mir dabei helfen könnten.«
    »Bei allem Respekt«, sagte Ananais, »aber du wirst auch Männer brauchen. So zusammengepfercht, gehen den Leuten schnell die Nerven durch, und einige gelangen bestimmt zu der Überzeugung, sie bekämen kleinere Rationen als andere. Viele der Männer unter den Flüchtlingen sind Feiglinge, und oft macht gerade das sie zu Raufbolden. Es wird Diebe geben – und bei so vielen Frauen auch Männer, die versuchen, ihren Vorteil daraus zu ziehen.«
    Rayvans graue Augen funkelten. »Damit werde ich schon fertig, Schwarzmaske. Glaub mir! Niemand wird meine Autorität in Frage stellen.«
    Unter seiner Maske mußte Ananais grinsen. Rayvans Stimme klang wie Donner, und ihr eckiges Kinn war kampflustig vorgereckt. Wahrscheinlich hat sie recht, dachte er. Es muß schon ein kühner Mann sein, der sich mit ihr anlegt.
    Während der nächsten Tage teilte Ananais seine Zeit zwischen der kleinen Armee, die den äußeren Bergring besetzte, und der Errichtung einer behelfsmäßigen Festung auf dem Inneren Ring. Kleinere Pfade in die Täler wurden versperrt und die Hauptzugänge – die Täler Tarsk und Magadon – hastig mit Felsblöcken zugemauert. In den langen Stunden des Tageslichts verstärkten die harten Männer von Skoda die Befestigungen, indem sie große Felsen von den Bergen herabrollten und sie an den Taleingängen verteilten. Langsam wuchsen die Mauern. Flaschenzüge und hölzerne Türme wurden von geschickten Baumeistern aufgestellt, mit denen große Felsen an Seilen hochgezogen und an ihren Platz gehievt werden konnten,

Weitere Kostenlose Bücher