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Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Titel: Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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beleidigt den Sinn für natürliche Gerechtigkeit, wenn der Feind alle Vorteile auf seiner Seite hat. Ich erinnere mich an einen meiner alten Lehrer, der einmal sagte, daß hinter jeder dunklen Wolke die Sonne nur darauf wartet, dich zu verbrennen.«
    Lake grinste. »Ich hatte auch mal so einen Lehrer. Ein merkwürdiger alter Knabe, der in einer Hütte nahe den Bergen im Westen lebte. Er sagte, im Leben gebe es drei Sorten von Menschen: Gewinner, Verlierer und Kämpfer. Die Gewinner widerten ihn an mit ihrer Arroganz, die Verlierer mit ihrem Gejammer und die Kämpfer mit ihrer Dummheit.«
    »Zu welcher Sorte zählte er sich selbst?«
    »Er sagte, er hätte alle drei Rollen durchprobiert, aber keine hätte ihm gefallen.«
    »Na, jedenfalls hat er es versucht. Mehr kann man nicht tun, Lake. Auch wir werden es versuchen. Wir werden sie schlagen und treffen. Wir werden sie in einem ständigen Kleinkrieg in den Schlamm drücken. Knochen und Schädel, Stahl und Feuer. Und mit Glück, wenn Tenaka zurückkommt, wird er sie mit seinen Nadir in Grund und Boden stampfen.«
    »Wir scheinen im Moment nicht gerade vom Glück verfolgt zu sein«, meinte Lake.
    »Für sein Glück ist man selbst verantwortlich. Ich glaube nicht an Götter, Lake. Habe ich nie getan. Wenn es sie gibt, scheren sie sich sehr wenig – wenn überhaupt – um gewöhnliche Sterbliche. Ich glaube nur an mich selbst. Und weißt du, warum? Weil ich nie verloren habe! Man hat mich mit Speeren durchbohrt, niedergestochen und vergiftet. Ich bin hinter einem wilden Pferd hergeschleift worden, wurde von einem Stier auf die Hörner genommen und von einem Bären gebissen. Aber ich habe nie verloren. Sogar mein Gesicht hat mir ein Bastard abgerissen, aber ich bin immer noch da. Das Siegen wird zur Gewohnheit.«
    »Es ist schwer, es dir nachzutun, Schwarzmaske. Ich habe einmal einen Wettlauf gewonnen und war Dritter bei den offenen Wettkämpfen im Ringen. Oh … und als Kind hat mich mal eine Biene gestochen, und ich habe tagelang geweint.«
    »Du schaffst es, Lake! Sobald ich dir beigebracht habe, ein guter Lügner zu sein! Und jetzt wieder rein mit dir und an die Arbeit. Kümmere dich um die Maschinen, die du dir ausgedacht hast.«
     
    Drei Tage lang, vom Morgengrauen bis Sonnenuntergang, zogen Rayvan und Scharen von Helfern durch die Stadt und bereiteten die Menschen auf die Evakuierung in die Berge vor. Es war eine undankbare Aufgabe. Viele weigerten sich, überhaupt darüber nachzudenken, und mache spotteten sogar über die Bedrohung, die Rayvan ihnen ausmalte. Warum sollte Ceska die Stadt angreifen? fragten sie. Deswegen war die Stadt ja ohne Mauern erbaut worden: Es gab keinen Grund, sie zu überfallen. Streitigkeiten flammten auf, Türen wurden zugeschlagen. Rayvan ertrug Beleidigungen und Demütigungen und zog weiter durch die Straßen.
    Am Morgen des vierten Tages sammelten sich die Flüchtlinge auf den Feldern östlich der Stadt. Sie hatten ihren Besitz auf Karren geladen, von denen einige von Maultieren, andere von Ponies oder gar Ochsen gezogen wurden. Die weniger glücklichen schleppten ihre Habseligkeiten in Leinensäcken auf dem Rücken. Alles in allem waren es weniger als zweitausend Flüchtlinge – mehr als doppelt so viele hatten sich entschlossen, in der Stadt zu bleiben.
    Galand und Lake setzte sich an die Spitze auf dem langen, mühsamen Marsch ins Hochland, wo bereits dreihundert Männer in versteckten Tälern Holzhütten zimmerten.
    Lakes Maschinen, eingehüllt in geöltes Leder, lagen auf sechs Wagen, die an der Spitze der Kolonne mitgeführt wurden.
    Rayvan, Decado und Ananais schauten zu, als die Flüchtlinge aufbrachen. Dann schüttelte Rayvan den Kopf, fluchte und ging ohne ein weiteres Wort zurück in den Ratssaal. Die beiden Männer folgten ihr. Sobald sie drinnen war, brach ihr Zorn sich Bahn.
    »Was, in des Chaos Namen, geht bloß in ihren Köpfen vor?« tobte sie. »Haben sie noch nicht genug von Ceskas Terror? Manche von ihnen sind jahrelang meine Freunde gewesen. Sie sind verläßliche, kluge, vernünftige Menschen. Wollen sie denn unbedingt sterben?«
    »So einfach ist das nicht, Rayvan«, sagte Decado leise. »Sie kennen die Schliche des Bösen nicht, und sie können sich nicht vorstellen, weshalb Ceska die Bevölkerung der Stadt abschlachten sollte. Für sie ergibt das keinen Sinn. Und du fragst, ob sie von Ceskas Herrschaft noch nicht genug haben. Kurz und knapp – nein! Sie haben Männer gesehen, denen man die Arme abgehackt

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