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Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Titel: Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Minuten für fünfzig Pfeile! Ein Bogenschütze konnte in derselben Zeit doppelt so viele Pfeile abschießen. Doch Lake gab sich viel Mühe, und Ananais sah keinen Grund, ihn zu entmutigen.
    »Fertig?« fragte Lake seine Gehilfen am anderen Ende des Raumes. Beide nickten und brachten sich dann rasch hinter großen Hafer- und Weizensäcken in Sicherheit.
    Lake warf Ananais einen um Zustimmung bittenden Blick zu; dann betätigte er den Auslöser. Der massive Arm schoß vor, und fünfzig Pfeile hämmerten in das Holz der Tür; einige drangen sogar durch sie hindurch bis zur Wand, wo sie funkensprühend herunterfielen. Ananais ging zu der Tür, beeindruckt von der Durchschlagskraft. Die Tür war in einem kläglichen Zustand. In der Mitte, wo mehr als ein Drittel der Pfeile getroffen hatte, war ein großes Loch.
    »Was meinst du?« fragte Lake ängstlich.
    »Sie müßten breiter streuen«, sagte Ananais. »Wenn wir diese Ladung auf einen Haufen angreifender Bastarde losgelassen hätten, wäre fast die Hälfte der Pfeile nur in zwei der Biester eingedrungen. Sie müßten seitlich streuen – kannst du das hinkriegen?«
    »Ich glaube schon. Aber gefällt dir die Maschine?«
    »Hast du Schrot?«
    »Ja.«
    »Dann lade es in die Kugel.«
    »Aber dann geht sie zu Bruch!« protestierte Lake. »Sie wurde entworfen, um Pfeile zu verschießen.«
    Ananais legte dem jungen Mann eine Hand auf die Schulter. »Sie ist dazu bestimmt zu töten, Lake. Versuchs mit dem Schrot.«
    Einer der Gehilfen brachte einen Sack mit Schrot und schüttelte ein paar hundert kieselsteingroße Bleikugeln in die Kupferschale. Ananais übernahm es, den Hebelarm zurückzukurbeln, und der Lederriemen konnte binnen vier Minuten wieder eingehakt werden.
    Dann stellte Ananais sich daneben und nahm den Auslöser in die Hand. »Geht zur Seite«, befahl er. »Und vergeßt die Säcke. Geht raus.« Die Helfer brachten sich eilends in Sicherheit, und Ananais zog an dem Riemen. Der massige Hebelarm schoß nach vorn, und die Kugeln donnerten gegen die eichene Tür. Der Lärm war ohrenbetäubend, und das Holz zersplitterte ächzend, so daß die Tür in mehrere Teile zerbrach. Ananais betrachtete die Lederkappe des Arms – sie war verbogen und zerrissen.
    »Besser als Pfeile, Jung-Lake«, sagte er, als der junge Mann zu seiner Maschine rannte und die Schale und den Lederzug prüfte.
    »Ich werde eine Schale aus Messing anfertigen«, sagte er, »und die Streuung vergrößern. Wir werden zwei Kurbeln brauchen, zu beiden Seiten eine. Und ich lasse das Schrot so feilen, daß es an jeder Seite Spitzen hat.«
    »Wie schnell kannst du so eine Maschine bauen?« fragte Ananais.
    »Ich habe bereits drei fertig. Für die Verbesserungen brauchen wir einen Tag, dann haben wir vier.«
    »Gute Arbeit, Kamerad!«
    »Mir macht nur Kummer, wie wir sie ins Tal bringen sollen.«
    »Mach dir darüber keine Gedanken – wir wollen die Maschinen nicht in vorderster Front aufstellen. Nimm sie mit zurück in die Berge; Galand wird dir sagen, wo du sie postieren sollst.«
    »Aber sie könnten helfen, die Schlachtordnung zu halten«, meinte Lake. Ananais nahm ihn am Arm und führte ihn aus den Ställen hinaus an die klare Nachtluft.
    »Versteh doch, mein Freund: nichts kann uns helfen, die vordersten Reihen zu halten. Wir haben nicht die Männer dazu. Es gibt zu viele Pässe und Pfade. Wenn wir zu lange warten, werden wir abgeschnitten und umzingelt. Die Waffen sind hervorragend, und wir werden sie einsetzen – aber weiter hinten.«
    Lakes Ärger schwand und wich einer dumpfen, müden Resignation. Tagelang hatte er sich rastlos angetrieben auf der Suche nach etwas, nach irgendeiner Möglichkeit, die Flut zu wenden. Aber er war nicht dumm, und insgeheim hatte er gewußt, daß auch die Maschinen keine entscheidende Wende bringen konnten.
    »Wir können die Stadt nicht schützen«, sagte er.
    »Städte lassen sich wieder aufbauen«, erwiderte Ananais.
    »Aber viele Leute werden sich weigern, die Stadt zu verlassen. Die meisten! Es würde mich jedenfalls nicht wundern.«
    »Dann werden sie sterben, Lake.«
    Der junge Mann zog sich die Lederschürze aus und setzte sich auf ein Faß. Er knüllte die Schürze zu einer Kugel zusammen und schleuderte sie zu Boden. Ananais hatte Mitleid mit ihm, denn er wußte, daß Lake auf seine zerbrochenen Träume blickte.
    »Bei den Göttern, Lake, ich wünschte, ich könnte etwas sagen, um dich aufzumuntern. Ich weiß, wie du dich fühlst … ich fühle genauso. Es

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