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Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Titel: Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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gingen. Ihr Dolch schlitzte dem Mann so schnell die Kehle auf, daß er keinen Schmerz verspürte und sich nur wunderte, warum er so rasch schwächer wurde. Renya war sofort wieder auf den Füßen und stieß den markerschütternden Schrei aus, der die Gesetzlosen in Drenai so entsetzt hatte. Die Ponies stiegen vor Angst auf die Hinterbeine, und der Gegner, der Renya am nächsten war, ließ seine Lanze fallen und packte mit beiden Händen die Zügel. Renya sprang ihn an und hieb ihm eine Faust an die Schläfe. Er flog aus dem Sattel, versuchte wieder aufzustehen, sank dann aber bewußtlos zurück.
    Die übrigen beiden Stammeskrieger rissen sich los und rasten davon, als Subodai zu Tenaka galoppierte.
    »Deine Frau …«, flüsterte er und tippte sich an die Stirn. »Sie ist verrückt wie ein Mondkalb!«
    »Ich mag es, wenn Frauen verrückt sind«, erwiderte Tenaka.
    »Du bewegst dich gut, Schwerttänzer. Du bist mehr Nadir als Drenai, denke ich.«
    »Es gibt Leute, die das nicht gerade für ein Kompliment halten.«
    »Idioten. Ich habe keine Zeit für Dummköpfe. Wie viele von den Pferden darf ich behalten?« fragte der Nadir, der prüfend die sechs Ponies betrachtete.
    »Alle«, antwortete Tenaka.
    »Warum so großzügig?«
    »Dann brauche ich dich nicht zu töten«, entgegnete Tenaka. Die Worte trafen Subodai wie ein eisiges Messer, doch er zwang sich zu einem Grinsen und erwiderte den kühlen Blick aus Tenakas violetten Augen. Subodai erkannte das Wissen darin, und das machte ihm Angst. Tenaka wußte von seinem Vorhaben, ihn zu töten und auszurauben – das war so sicher, wie Ziegen Hörner haben.
    Subodai zuckte die Achseln. »Ich hätte gewartet, bis meine Leibeigenschaft zu Ende ist«, sagte er.
    »Ich weiß. Komm, wir wollen weiter.«
    Subodai schauderte. Der Mann war übermenschlich. Er starrte die Ponies an und zuckte die Achseln. Ob übermenschlich oder nicht – in Tenakas Gesellschaft wurde er reich.
    Vier Tage lang zogen sie nach Norden, umritten Dörfer und Gemeinden. Doch am fünften Tag gingen ihnen die Lebensmittel aus, und sie ritten in ein Zeltdorf, das sich ins Tal eines Bergflusses schmiegte. Es war nur ein kleines Dorf mit nicht mehr als vierzig männlichen Einwohnern. Ursprünglich hatten sie zum Stamm der Doppelhaar weit im Osten gehört, aber sie hatten sich gespalten, und jetzt waren sie Keistas – ›Kein Stamm‹ – und Freiwild für alle. Sie begrüßten die Reisenden mit Vorsicht, da sie nicht wußten, ob sie einer größeren Gruppe angehörten. Tenaka konnte förmlich sehen, wie ihre Gedanken arbeiteten – das Nadirgesetz der Gastfreundschaft besagte, daß keinem Gast ein Leid geschehen durfte, solange er sich im Lager aufhielt. Aber draußen auf der Steppe …
    »Seid ihr weit von eurem Stamm entfernt?« fragte der Keista-Anführer, ein stämmiger Krieger mit einem Narbengesicht.
    »Ich bin nie weit von meinem Volk«, antwortete Tenaka und nahm eine Schale mit Trauben und getrockneten Früchten entgegen.
    »Dein Mann da ist ein Speer«, meinte der Anführer.
    »Wir wurden von Packratten verfolgt«, sagte Tenaka. »Wir haben sie erschlagen und ihre Ponies genommen. Es ist traurig, wenn ein Nadir einen andern Nadir töten muß.«
    »Aber das ist nun mal der Lauf der Welt«, bemerkte der Anführer.
    »Nicht zu Ulrics Zeiten.«
    »Ulric ist schon lange tot.«
    »Manche behaupten, er wird wiederkommen«, sagte Tenaka.
    »Die Menschen sagen immer solche Dinge über große Männer. Ulric ist nichts weiter als totes Fleisch und staubige Knochen.«
    »Wer führt die Wölfe?« fragte Tenaka.
    »Bist du ein Wolfsschädel?«
    »Ich bin, was ich bin. Wer führt die Wölfe?«
    »Du bist Schwerttänzer.«
    »Ja.«
    »Warum bist du zurück in die Steppe gekommen?«
    »Warum schwimmen Lachse flußaufwärts?«
    »Um zu sterben«, antwortete der Anführer. Zum ersten Mal lächelte er.
    »Alles muß einmal sterben«, sagte Tenaka. »Einst war diese Wüste hier ein Ozean. Selbst der Ozean starb, als die Welt zerbrach. Wer führt die Wölfe?«
    »Sattelschädel ist der Khan. Behauptet er wenigstens. Doch Sprechendes Messer hat eine Armee von fünftausend Kriegern. Der Stamm hat sich gespalten.«
    »Dann tötet jetzt nicht nur ein Nadir den anderen, sondern auch ein Wolf den anderen?«
    »Der Lauf der Welt«, wiederholte der Anführer.
    »Welcher ist am nächsten?«
    »Sattelschädel. Zwei Tage nach Nordosten.«
    »Ich werde heute bei euch bleiben. Morgen gehe ich zu ihm.«
    »Er wird dich töten,

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