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Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Titel: Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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sich. »Tja, ich lege mich jetzt schlafen.« Er ging zurück zum Lager und blieb unterwegs bei Renya stehen, die unglücklich ins Feuer starrte.
    Er hockte sich neben sie. »Mit manchen Männern ist es seltsam«, sagte er. »Wenn es um Geschäfte oder Krieg geht, können sie wahre Giganten sein, klug und stark bis zum Übermaß. In Herzensangelegenheiten aber sind sie wie Kinder. Frauen sind anders. Sie sehen das Kind im Mann als das, was es ist.«
    »Er hätte mich getötet«, flüsterte sie.
    »Glaubst du das wirklich?«
    »Du nicht?«
    »Renya, er liebt dich. Er könnte dir nichts tun.«
    »Warum dann? Warum sagt er es dann?«
    »Damit du es glaubst. Damit du ihn haßt. Damit du gehst.«
    »Na, das hat ja auch geklappt«, sagte sie.
    »Das ist schade. Trotzdem … du hättest den Pfeil nicht abschießen dürfen.«
    »Das weiß ich!« fuhr sie auf. »Das brauchst du mir nicht zu sagen. Ich … ich konnte nur nicht ertragen mit anzusehen, wie diese Hunde ein Kind umbringen!«
    »Darauf war auch ich nicht erpicht.« Er warf einen Blick auf die Frau, die auf der anderen Seite des Feuers lag und schlief. Der schwarze Riese Pagan saß mit dem Rücken an einen Baum gelehnt, das Kind in den Armen. Es hatte ein pummeliges Händchen aus seiner Decke gestreckt und um Pagans Finger geklammert, der mit tiefer Stimme sanft auf das Kleine einsprach.
    »Er kann gut mit Kindern umgehen, nicht wahr?« meinte Ananais.
    »Ja. Und mit Waffen.«
    »Ein wahrhaft geheimnisvoller Mann. Trotzdem, ich behalte ihn im Auge.«
    Renya blickte in die strahlend blauen Augen über der schwarzen Maske. »Ich habe dich gern, Ananais. Wirklich.«
    »Hast du mich gern, dann hab’ auch meine Freunde gern«, sagte er und nickte in Richtung der hochgewachsenen Gestalt von Tenaka Khan, der zu seinen Decken ging.
    Renya schüttelte den Kopf und starrte wieder ins Feuer.
    »Schade«, sagte er.
     
    Zwei Stunden nach Einbruch der Dunkelheit ritten sie ins Dorf. Galand hatte es ausgekundschaftet und berichtet, daß die Soldaten nach Süden, in Richtung der Türme von Karnak, aufgebrochen waren. Das Dorf war zerstört; von den geschwärzten Balken stiegen dunkle Rauchwolken auf. Überall lagen Tote, während am Rand der ausgebrannten Häuser zehn Kreuze errichtet worden waren, an denen die Rastmitglieder des Dorfes hingen. Man hatte sie ausgepeitscht und geschlagen, ehe man sie an die Balken genagelt hatte; dann hatte man ihnen die Beine gebrochen, so daß die geschundenen Körper zusammensackten und so die Luftzufuhr zu den Lungen abschnitten. »Wir sind Barbaren geworden«, sagte Steiger, der sein Pferd von dem Anblick abwandte. Belder nickte nur, doch er folgte dem jungen Drenai zu den Feldern hinter dem Dorf.
    Tenaka stieg auf dem Dorfplatz vom Pferd, wo die meisten Toten lagen – mehr als dreißig Frauen und Kinder.
    »Das ist doch sinnlos«, sagte er, als Ananais zu ihm kam. »Wer soll jetzt die Felder bestellen? Wenn das überall im Reich geschieht …«
    »Es geschieht überall«, sagte Galand.
    Die Frau mit dem Kind zog ihren Schal über den Kopf und schloß die Augen. Pagan sah die Bewegung, ritt an ihre Seite und nahm ihr die Zügel aus der Hand.
    »Wir warten außerhalb des Dorfes auf euch«, sagte er. Valtaya und Renya folgten ihm.
    »Es ist seltsam«, meinte Ananais. »Jahrhundertelang haben die Drenai Fremde abgewehrt, die so etwas mit unserem Land gemacht hätten. Und jetzt tun wir es selbst. Was für Männer ziehen sie jetzt bloß ein?«
    »Es hat immer schon Leute gegeben, die diese Art von Arbeit liebten«, erwiderte Tenaka.
    »In deinem Volk, vielleicht«, sagte Parsal leise.
    »Was soll das heißen?« fuhr Ananais den schwarzbärtigen Krieger an.
    »Vergiß es!« befahl Tenaka. »Du hast recht, Parsal, die Nadir sind ein grausames Volk. Aber das hier waren keine Nadir. Und auch keine Vagrier. Wie Ananais sagte – jetzt tun wir uns das selbst an.«
    »Vergiß, was ich gesagt habe, General«, bat Parsal leise. »Ich bin nur wütend. Laßt uns hier weggehen.«
    »Sag mir eins«, sagte Galand plötzlich. »Wird es etwas an all dem ändern, wenn wir Ceska töten?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Tenaka.
    »Er muß vernichtet werden.«
    »Ich glaube nicht, daß sechs Männer und zwei Frauen ein Reich zu Fall bringen können. Du etwa?«
    »Vor ein paar Tagen«, sagte Ananais, »war es nur ein Mann.«
    »Parsal hat recht. Laßt und hier verschwinden«, sagte Tenaka.
    In diesem Moment begann ein Kind zu weinen, und die vier Männer rannten

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