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Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Titel: Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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zu den Toten und schoben sie beiseite. Zuletzt fanden sie eine dicke alte Frau, die ihre toten Arme schützend um ein Mädchen von fünf oder sechs Jahren geschlungen hatte. Der Rücken der Frau wies drei schreckliche Wunden auf, und sie war offensichtlich über das Kind gekrochen, um es vor den Waffen zu schützen. Doch eine Lanze war durch ihren Körper hindurch in den des Kindes gedrungen. Parsal zog das Mädchen frei. Dann erbleichte er, als er das Blut sah, das seine Kleidung durchtränkt hatte. Er trug die Kleine aus dem Dorf zu den anderen, und Valtaya eilte herbei und befreite Parsal von seiner zarten Last.
    Als sie das Mädchen behutsam ins Gras legte, schlug es die Augen auf. Sie waren strahlend blau.
    »Ich will nicht sterben«, wimmerte das Mädchen. Seine Augen schlossen sich, und die Frau aus dem Dorf kniete neben ihr nieder und hob ihren Kopf in ihren Schoß.
    »Es ist alles gut, Alaya. Ich bin es, Parise. Ich bin zurückgekommen, mich um dich zu kümmern.«
    Das Mädchen lächelte schwach; dann aber erstarrte das Lächeln und wich einer schmerzverzerrten Grimasse. Die Gefährten sahen, wie das Leben aus ihr wich.
    »O nein! Bitte nicht!« murmelte Parise. »Süße Götter des Lichts, nein!« Ihr eigenes Kind begann zu weinen, und Pagan hob es hoch und drückte es an seine Brust.
    Galand wandte sich ab und fiel auf die Knie. Parsal trat an seine Seite, und Galand sah mit Tränen in den Augen zu seinem Bruder auf. Er schüttelte den Kopf, denn Worte wollten nicht über seine Lippen kommen.
    Parsal kniete neben ihm nieder. »Ich weiß, Bruder, ich weiß«, sagte er sanft. Galand holte tief Luft und zog sein Schwert.
    »Ich schwöre bei allem, was heilig oder unheilig ist, bei allen Wesen, die krabbeln oder fliegen – ich werde nicht ruhen, bis dieses Land wieder sauber ist!« Er sprang auf und schwenkte sein Schwert durch die Luft. »Ich komme, Ceska!« brüllte er. Er schleuderte seine Waffe zur Seite und stolperte davon.
    Parsal wandte sich entschuldigend an die anderen. »Seine eigene Tochter wurde getötet. Ein reizendes Kind … ein Kind des Lachens. Aber er hat ernst gemeint, was er sagte. Und … und ich bin bei ihm.« Seine Stimme war belegt, und er räusperte sich. »Wir sind keine großen Kämpfer, er und ich. Ich war nicht einmal gut genug für den Drachen. Wir sind keine Offiziere. Aber wenn wir etwas sagen, dann meinen wir es auch so. Ich weiß nicht, was ihr jetzt vorhabt. Aber diese Leute da hinten – das sind meine Leute, meine und Galands. Nicht reich und vornehm. Nur tot. Diese dicke alte Frau starb, um das Kind zu beschützen. Und sie hat versagt. Aber sie hat es versucht, und sie hat ihr Leben bei dem Versuch gegeben. Nun, das werde ich auch!« Seine Stimme brach, und er fluchte. Er wandte sich ab und folgte seinem Bruder.
    »Nun General?« fragte Ananais. »Was machst du jetzt mit deiner Sechs-Mann-Armee?«
    »Sieben!« warf Pagan ein.
    »Siehst du, wir werden immer mehr«, sagte Ananais, und Tenaka nickte. »Warum willst du dich uns anschließen?« fragte er den schwarzen Mann.
    »Das ist meine Sache. Aber wir haben das gleiche Ziel. Ich bin Tausende von Kilometern gereist, um Ceska stürzen zu sehen.«
    »Wir begraben das Kind und brechen nach Skoda auf«, erklärte Tenaka.
    Während des langen Nachmittags ritten sie wachsam, Galand und Parsal weit entfernt an den Flanken. Gegen Abend brach plötzlich ein Sturm über die Ebene los, und die Kameraden suchten Zuflucht in einem verlassenen steinernen Turm am Ufer eines rasch dahinfließenden Flusses. Sie pflockten die Pferde auf einem nahem Feld an, sammelten, was sie an Holz bei einer Baumgruppe finden konnten, und machten eine Stelle auf dem Boden im ersten Stock des Turmes frei. Das Gebäude war alt und quadratisch. Es hatte einst zwanzig Soldaten beherbergt, denn es handelte sich um einen Wachturm aus den Tagen des Ersten Nadirkriegs. Es gab drei Stockwerke, von denen das oberste kein Dach besaß, so daß die scharfäugigen Späher nach Nadir oder Sathuli Ausschau halten konnten.
    Gegen Mitternacht, als die anderen schliefen, rief Tenaka Steiger zu sich und führte ihn die Wendeltreppe hinauf.
    Der Sturm war nach Süden gezogen, und die Sterne strahlten hell. Fledermäuse umkreisten den Turm, und von den Delnoch-Bergen fegte ein kalter Wind heran.
    »Wie geht es dir, Arvan?« fragte Tenaka, als sie unterhalb der Wehrgänge saßen, vor dem Wind geschützt.
    Steiger zuckte die Achseln. »Ich fühle mich ein bißchen fehl am

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