Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz
ist auf der Jagd nach uns?«
»Ich weiß nicht. Aber er ist ein Killer, das spüre ich. Und Ananais mag ihn nicht.«
»Mach dir keine Sorgen«, sagte er leise.
»Ich bin kein Nadir, Tenaka. Ich bin kein Fatalist.«
»Ist das alles, was dich beunruhigt?«
»Nein. Jetzt, wo du es erwähnst – die beiden Brüder, sie mögen uns nicht. Wir gehören nicht zusammen, und wir stehen einander nicht nahe – wir sind nur eine Gruppe von Fremden, die die Ereignisse zusammengeführt haben.«
»Die Brüder sind stark und gute Krieger. Ich kenne mich in diesen Dingen aus. Ich weiß auch, daß sie mir gegenüber mißtrauisch sind, aber dagegen kann ich nichts machen. Das war immer schon so. Aber wir haben ein gemeinsames Ziel. Sie werden noch lernen, mir zu trauen. Und sie werden uns nichts tun. Und was Pagan betrifft – falls er mich jagt, werde ich ihn töten.«
»Wenn du kannst!«
Er lächelte. »Ja. Wenn ich kann.«
»Bei dir hört sich das so einfach an. Ich sehe das nicht so.«
»Du machst dir zu viele Gedanken. Halte es wie die Nadir. Beschäftige dich mit einem Problem erst dann, wenn es auftaucht, und mach dir keine weiteren Sorgen.«
»Ich werde dir nie verzeihen, wenn du dich umbringen läßt«, sagte sie.
»Dann paß auf mich auf, Renya. Ich vertraue deinen Instinkten – das meine ich ehrlich. Du hast recht mit Pagan. Er ist ein Killer, und vielleicht ist er hinter uns her. Es wird interessant sein zu sehen, was er vorhat.«
»Er wird anbieten, mit uns zu reisen«, sagte sie.
»Ja, und das wäre nur sinnvoll. Er ist fremd in unserem Land, und er ist schon einmal angegriffen worden.«
»Wir sollten ihn abweisen. Wir sind so schon auffällig genug mit deinem riesigen Freund und seiner schwarzen Maske. Aber dazu noch ein schwarzer Mann in blauer Seide?«
»Ja. Die Götter – falls es sie gibt – sind heute zum Scherzen aufgelegt.«
»Ich kann nicht darüber lachen«, sagte Renya.
Tenaka erwachte aus einem traumlosen Schlaf, die Augen weit aufgerissen. Angst streifte ihn wie ein eisiger Hauch. Er stand auf. Der Mond schien unnatürlich hell, glühte wie eine Zauberlaterne, und die Zweige der Bäume raschelten und knackten, obwohl kein Windhauch sich regte.
Er blickte sich um – alle seine Gefährten schliefen. Als er zu Boden sah, traf es ihn wie ein Schlag: sein eigener Körper lag dort, in seine Decken gewickelt. Er begann zu zittern. War das der Tod?
Von allen grausamen Scherzen, die das Schicksal trieb …
Eine leichte Bewegung, wie eine Erinnerung an den Wind von gestern, ließ ihn herumfahren. Am Rand der Lichtung standen sechs Männer in dunkler Rüstung, schwarze Schwerter in den Händen. Sie kamen auf ihn zu und schwärmten dabei zu einem Halbkreis aus. Tenaka griff nach seinem eigenen Schwert, konnte es jedoch nicht berühren; seine Hand glitt durch die Waffe hindurch wie durch Nebel.
»Du bist verdammt!« sagte eine hohle Stimme. »Der Geist des Chaos ruft.«
»Wer seid ihr?« fragte Tenaka, beschämt, daß seine Stimme zitterte.
Spöttisches Gelächter kam von den dunklen Rittern.
»Wir sind der Tod«, sagten sie. Tenaka wich zurück.
»Du kannst nicht davonlaufen. Du kannst dich nicht bewegen«, sagte der vorderste Ritter. Tenaka erstarrte. Seine Beine wollten ihm nicht gehorchen, und die Ritter kamen immer näher.
Plötzlich überkam den Nadirprinzen ein Gefühl des Friedens, und die Ritter blieben stehen. Tenaka blickte nach rechts und links. Neben ihm standen sechs Krieger in silberner Rüstung und weißen Mänteln.
»Dann kommt, ihr Hunde der Finsternis«, sagte der silberne Ritter, der ihm am nächsten war.
»Wir kommen«, erwiderte der dunkle Ritter, »aber nicht, wenn du rufst.« Einer nach dem anderen verschwand unter den Bäumen.
Tenaka drehte sich langsam um, verloren und verängstigt, und der silberne Krieger, der gesprochen hatte, legte dem Nadirprinzen die Hand auf die Schulter.
»Schlaf jetzt. Die Quelle wird dich beschützen.«
Dunkelheit hüllte ihn ein wie eine Decke.
Am Morgen des sechsten Tages verließen sie den Wald und gelangten auf die ausgedehnte Ebene, die sich zwischen Skultik und Skoda erstreckte. Weit im Süden lag die Stadt Karnak, doch nur die höchsten Türme zeichneten sich als weiße Nadeln vor einem grünen Horizont ab. Nur noch vereinzelt waren Flecken von Schnee zu sehen, und das Frühlingsgras drängte sich zur Sonne empor.
Tenaka hob die Hand, als er den Rauch sah.
»Das kann kein Grasfeuer sein«, sagte Ananais und schützte
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