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Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Titel: Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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verrottet, und die steinerne Öffnung lachte ihnen wie ein zahnloser Mund entgegen.
    »Können wir nicht hier draußen lagern?« fragte Renya.
    »Zu viele Walddämonen«, erwiderte Tenaka und duckte sich, als sie nach ihm schlug.
    »Halt!« rief eine zittrige Stimme, und Tenakas Augen wurden schmal.
    Im offenen Torbogen stand ein alter Mann in rostigem Kettenhemd. In den Händen hielt er einen Speer, dessen Spitze abgebrochen war. Tenaka zügelte sein Pferd.
    »Dein Name, Reiter!« rief der alte Mann.
    »Ich bin Schwerttänzer. Das ist meine Frau.«
    »Kommt ihr in Frieden?«
    »Wir sind für niemanden eine Bedrohung, sofern man uns nicht bedroht.«
    »Dann könnt ihr hereinkommen«, sagte der alte Mann. »Der Gan erlaubt es.«
    »Bist du der Gan von Dros Corteswain?« fragte Tenaka.
    »Nein. Das ist der Gan«, erwiderte der alte Mann und deutete neben sich. »Seht ihr ihn denn nicht?«
    »Doch, gewiß. Verzeihung! Mein Kompliment für deinen diensthabenden Offizier.«
    Tenaka ritt durch den Torbogen und stieg ab. Der alte Mann humpelte auf ihn zu. Er sah aus wie mindestens achtzig; sein Haar war dünn und strähnig und klebte wie Nebel an dem gelben Schädel. Sein Gesicht war eingefallen, und unter seinen wäßrigen Augen zeigten sich blaue Schatten.
    »Keine falsche Bewegung«, warnte er. »Seht zu den Wehrgängen hinauf. Da stehen Bogenschützen, die jeden eurer Schritte beobachten.« Tenaka sah hinauf – die Brüstungen waren leer bis auf einige schlafende Tauben.
    »Sehr wirkungsvoll«, sagte er. »Gibt es hier etwas zu essen?«
    »O ja. Für die, die hier willkommen sind.«
    »Sind wir willkommen?«
    »Der Gan sagt, du siehst aus wie ein Nadir.«
    »Das bin ich auch. Aber ich habe die Ehre, in der Armee der Drenai zu dienen. Ich bin Tenaka Khan vom Drachen. Würdest du mich dem Gan vorstellen?«
    »Es sind zwei Gans«, erklärte der alte Mann. »Das hier ist Gan Orrin – er ist der erste Gan. Hogun ist unser Kundschafter.«
    Tenaka verbeugte sich tief. »Ich habe schon von Gan Orrin gehört. Mein Kompliment für die Verteidigung von Dros Delnoch.«
    »Der Gan sagt, ihr seid willkommen und könnt ihn in seinem Quartier aufsuchen. Ich bin sein Adjutant. Ich heiße Ciall – Dun Ciall.«
    Der alte Mann legte seinen zerbrochenen Speer beiseite und schlenderte davon zu der dunklen Inneren Festung. Tenaka löste den Sattelgurt, damit sein Pferd umherstreifen und Gras suchen konnte. Renya tat es ihm nach; dann folgten sie Dun Ciall.
    »Es ist verrückt!« sagte Renya. »Hier ist keine Menschenseele.«
    »Er scheint aber harmlos zu sein. Vor allem hat er etwas zu essen. Ich will mit unseren Vorräten so gut haushalten wie nur möglich. Hör zu – der Mann redet von den ursprünglichen Gans von Dros Delnoch, als mein Ahnherr gegen Ulric kämpfte. Orrin und Hogun waren die Befehlshaber, ehe Rek zum Bronzegrafen wurde. Laß dem Alten seinen Sparren – aus Freundlichkeit.«
    Im Quartier des Gan hatte Ciall einen Tisch für drei Personen gedeckt. Ein Krug mit rotem Wein stand in der Mitte, und in einem Kessel über dem Feuer schmorte ein Eintopf. Mit zitternden Händen füllte der alte Mann ihre Teller, sprach ein Gebet zur Quelle und griff nach seinem Holzlöffel. Tenaka probierte den Eintopf. Er war bitter, schmeckte aber nicht schlecht.
    »Sie sind alle tot«, sagte Ciall. »Ich bin nicht verrückt. Ich weiß, daß sie tot sind. Aber sie sind trotzdem hier.«
    »Wenn du sie siehst, dann sind sie auch hier«, sagte Renya.
    »Verkaufe mich nicht für dumm, Frau! Ich sehe sie, und sie erzählen mir Geschichten, wunderbare Geschichten. Sie haben mir vergeben. Die Menschen nicht, aber Geister sind besser als Menschen. Sie wissen mehr. Sie wissen, daß ein Mann nicht immer stark sein kann. Sie wissen, daß es Zeiten gibt, in denen man nichts anderes tun kann als davonzulaufen. Sie haben mir vergeben – gesagt, ich könnte Soldat sein. Sie vertrauen mir, daß ich mich um die Festung kümmere.«
    Plötzlich stöhnte Ciall und griff sich an die Seite. Renya sah, daß Blut durch das rostige Kettenhemd auf die Holzbank floß.
    »Du bist verletzt«, sagte sie.
    »Es ist nichts. Ich spüre gar nichts. Ich bin jetzt ein guter Soldat – das sagen sie mir.«
    »Zieh dein Kettenhemd aus«, sagte Tenaka sanft.
    »Nein. Ich bin im Dienst.«
    »Zieh es aus, habe ich gesagt«, donnerte Tenaka. »Bin ich nicht Gan? Solange ich hier bin, dulde ich keine Disziplinlosigkeit.«
    »Jawohl, Gan«, sagte Ciall und fummelte an den uralten

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