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Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Titel: Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Riemen herum. Renya trat hinzu, um ihm zu helfen, und langsam konnten sie das Kettenhemd lösen. Der alte Mann gab keinen Laut von sich.
    Sein Rücken war von Peitschenhieben aufgerissen. Renya durchsuchte Schränke und Läden, bis sie ein altes Hemd fand. »Ich brauche Wasser«, sagte sie.
    »Wer hat das getan, Ciall?« fragte Tenaka.
    »Reiter … gestern. Sie suchten jemanden.« Die Augen des alten Mannes funkelten. »Sie suchten nach dir, Nadirfürst.«
    »Das glaube ich auch.«
    Renya kam mit einer randvoll mit Wasser gefüllten Kupferschale zurück. Behutsam wusch sie den Rücken des alten Mannes; dann riß sie das Hemd in Streifen, um die schlimmsten Wunden zu verbinden.
    »Warum haben sie dich ausgepeitscht? Glaubten sie, du wüßtest, wo ich bin?«
    »Nein«, antwortete Ciall traurig. »Ich glaube, es hat ihnen einfach Spaß gemacht. Die Geister konnten nichts tun. Aber ich habe ihnen leid getan – sie sagen, ich hätte mich tapfer gehalten.«
    »Warum bleibst du hier, Ciall?« fragte Renya.
    »Ich bin fortgelaufen. Als die Nadir angriffen, rannte ich weg. Ich wußte nicht wohin.«
    »Wie lange ist das her?«
    »Lange, lange. Wahrscheinlich schon Jahre. Es ist sehr nett hier. Viele Leute, mit denen ich reden kann. Sie haben mir vergeben, versteht ihr? Und was ich hier tue, ist sehr wichtig.«
    »Was tust du denn?« fragte Tenaka.
    »Ich bewache Egels Stein. Er steht am Tor, und es heißt, daß das Reich der Drenai untergehen wird, wenn Corteswain nicht mehr besetzt ist. Egel wußte Bescheid. Er war hier, wißt ihr, aber ich durfte ihn nicht sehen, als er kam; ich war noch nicht lange genug hier, und die Geister hatten noch kein Vertrauen zu mir.«
    »Schlaf jetzt, Ciall«, sagte Tenaka. »Du brauchst Ruhe.«
    »Zuerst muß ich eure Pferde verstecken«, sagte Ciall. »Die Reiter kommen bestimmt zurück.«
    »Das mache ich«, versprach Tenaka. »Renya, hilf ihm zu Bett.«
    »Ich kann nicht hier schlafen – das Bett gehört dem Gan.«
    »Orrin erlaubt es dir. Er will Hogun besuchen und heute Nacht bei ihm schlafen.«
    »Er ist ein guter Mann«, sagte Ciall. »Ich bin stolz, unter ihm zu dienen. Sie alle sind gute Männer, auch wenn sie tot sind.«
    »Schlaf jetzt, Ciall. Wir sehen uns morgen früh.«
    »Bist du der Nadirfürst, der den Angriff auf die ventrischen Räuber bei Purdol geführt hat?«
    »Der bin ich.«
    »Vergibst du mir?«
    »Ich vergebe dir«, sagte Tenaka Khan.
     
    Tenaka erwachte von Hufgeklapper auf dem gepflasterten Hof. Er warf die Decke beiseite und weckte Renya, und zusammen schlichen sie zum Fenster. Etwa zwanzig Reiter waren im Hof versammelt. Sie trugen die roten Mäntel von Delnoch und schimmernde Bronzehelme mit schwarzen Federbüschen. Der Anführer war ein großer Mann mit dreifach gegabeltem Bart. Neben ihm befand sich einer der Gesetzlosen, die Tenaka gefangengenommen hatten.
    Ciall humpelte in den Hof, den abgebrochenen Speer in der Hand.
    »Halt!« rief er. Sein Ruf löste die Spannung. Die Reiter lachten.
    Der Hauptmann hob Schweigen gebietend die Hand und beugte sich über den Hals seines Pferdes.
    »Wir suchen zwei Reiter, alter Mann. Sind sie hier?«
    »Ihr seid in der Festung nicht willkommen. Der Gan befiehlt euch davonzureiten.«
    »Hast du denn deine Lektion gestern nicht gelernt, du Dummkopf?«
    »Müssen wir euch zwingen zu gehen?« entgegnete Ciall.
    Der Gesetzlose beugte sich vor und flüsterte etwas, worauf der Hauptmann nickte. Er drehte sich im Sattel um. »Der Fährtenleser sagte, sie sind hier. Ergreift den Alten und bringt ihn zum Reden.«
    Die Reiter stiegen ab. Ciall stieß einen Schlachtruf aus und rannte los; der Offizier wandte ihm noch immer halb den Rücken zu, als Ciall ihm den abgebrochenen Speer in die Seite rammte. Er schrie und wäre beinahe gestürzt. Ciall riß den Speer heraus und stieß noch einmal zu, doch ein Reiter zu seiner Linken senkte die Lanze, trieb sein Pferd an, und Ciall wurde von den Füßen gerissen, als die Eisenspitze tief in seinen Körper drang. Die Lanze zerbrach, und der alte Mann sackte auf das Pflaster.
    Der Offizier richtete sich im Sattel auf. »Bringt mich hier weg, sonst verblute ich!« befahl er.
    »Was ist mit den Reitern?« fragte der Fährtenleser.
    »Die sind mir vollkommen egal! Von Delnoch bis hier sind Männer auf der Suche nach ihnen. Sie können nicht entkommen. Bringt mich hier weg!« Der Fährtenleser nahm die Zügel seines Hauptmannes, und der Trupp galoppierte durch das Tor davon. Tenaka rannte auf den

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