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Die Drenai-Saga 3 - Waylander

Die Drenai-Saga 3 - Waylander

Titel: Die Drenai-Saga 3 - Waylander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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jagen könnten, können einen Reiter auf einer trockenen Ebene nicht finden! Wenn ich meine Augen schließe, kann ich alle Dinge sehen – die Kinder, die hinter dem Zelt spielen, deine grasenden Pferde, meine jüngste Frau, wie sie meiner ältesten Frau erzählt, daß sie Angst vor meiner Berührung hat, weil sie sie an den Tod erinnert. Und doch kann ich dich nicht sehen, Ochsenschädel. Woran liegt das?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Du sprichst die Wahrheit.
Aber ich weiß es.
Irgendwo hast du einen Freund, einen Freund mit großer Macht, der einen Zauber über deinen Geist gelegt hat. Nur mit wahren Augen kann man dich sehen.«
    »Ich habe einen solchen Freund.«
    »Sitzt er in einer belagerten Festung?«
    »Vielleicht. Ich weiß nicht.«
    »Er ist in großer Gefahr.«
    »Ich kann ihm nicht helfen.«
    »Ich glaube, du bist der Schlüssel.«
    »Wir werden sehen. Wie lange ist es her, daß diese Reiter kamen? Sagten sie, sie würden zurückkommen?«
    »Sie sagten es nicht … aber ich weiß es. Sie werden bei Sonnenuntergang in unser Lager kommen.«
    »Aus welcher Richtung?«
    »Aus Osten. Durch deine Reise nach Norden wirst du ihnen entgehen – aber nur für den Augenblick. Eure Wege werden sich kreuzen, und nichts kann daran etwas ändern. Du brauchst mehr Freunde, Ochsenschädel – allein bist du verloren.« Der alte Keista schloß die Augen und schauderte. Als plötzlich ein kühler Hauch durch das Zelt fuhr, so daß die Kerzen tropften, schüttelte er sich zitternd und riß die Augen auf.
    »Du mußt von hier fort, und ich muß mein Lager abbrechen«, sagte er. Angst stand in seinen dunklen, schrägstehenden Augen.
    »Was siehst du?«
    »Deine Feinde sind wahrhaftig mächtig. Sie haben das neunte Tor der Hölle geöffnet und die Gestaltwechsler losgelassen. Du mußt weit und schnell reiten, Ochsenschädel.«
    »Was sind die Gestaltwechsler?«
    »Ich kann dir nicht mehr sagen. Die Zeit ist zu Ende, und jeder Herzschlag bringt uns der Vernichtung näher. Beherzige dies in deiner Seele: Versuch nicht, gegen sie zu kämpfen! Fliehe! Sie sind Macht, und sie sind Tod. Fliehe!«
    Der alte Mann sprang auf die Füße und rannte aus dem Zelt. Waylander konnte seine gebrüllten Befehle und den Anflug von Panik in seiner Stimme hören. Er stellte fest, daß seine Habseligkeiten in einem ordentlichen Stapel neben sein Pferd gelegt worden waren, packte sie rasch zusammen und ritt aus dem Lager. Cadoras’ Pferd ließ er als Bezahlung für die Hilfe zurück, die sie ihm gewährt hatten.
    Jetzt lagerte er etwa zwölf Kilometer weiter und dachte über die Worte des alten Mannes nach: »Kämpfe nicht. Fliehe.«
    Aber was waren sie, diese Gestaltwechsler? Warum konnte er sie nicht töten? Hatten sie kein schlagendes Herz? Was für ein Ding konnte eine Begegnung mit Waylander dem Schlächter überleben?
    Der alte Mann war kein Feigling. Er hatte das Böse in den Reitern der Bruderschaft gespürt, war aber nicht durch sie eingeschüchtert. Doch diese neue Bedrohung hatte ihm fast den Mut genommen. Warum das Lager verlegen? Waylander legte Zweige auf das Feuer nach und wärmte sich die Hände. Die nächtliche Brise raschelte in den Blättern der Bäume, und in der Ferne heulte ein Wolf.
    Der Mörder kümmerte sich um seine Waffe und wetzte die Klingen seiner Wurfmesser. Dann prüfte er seine Armbrust, eine schöne Waffe, die nach seinen Vorstellungen entworfen und von einem ventrischen Waffenschmied gefertigt worden war. Der Rahmen bestand aus poliertem Ebenholz und die beiden Auslöser aus mattierter Bronze. Die Handwerkskunst, die in dieser Waffe steckte, war unvergleichlich, und Waylander hatte dem Mann ein Vermögen in Opalen gezahlt. Daß es gestohlene Juwelen gewesen waren, schmälerte die Gabe nicht, und der Waffenschmied hatte vor Erstaunen geblinzelt, als Waylander sie in seine ausgestreckten Hände schüttete.
    »Du bist ein Künstler, Arles, und das ist ein Meisterwerk.«
    Plötzlich wieherte Waylanders Pferd erschreckt, und der Mörder erhob sich geschmeidig, legte rasch die Sehne auf die Armbrust und legte zwei Bolzen ein. Das Tier zerrte an den Zügeln im Versuch, sie von dem niedrigen Ast zu ziehen, an denen sie festgebunden waren. Seine Ohren lagen flach am Schädel, die Augen waren vor Angst weit aufgerissen.
    »
Kämpfe nicht. Fliehe
!« Die Worte des alten Mannes dröhnten in seinen Ohren.
    Waylander nahm seine Decke, die neben dem Feuer lag, rollte sie zusammen und rannte zu seinem Pferd. Er brauchte einige

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