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Die Drenai-Saga 3 - Waylander

Die Drenai-Saga 3 - Waylander

Titel: Die Drenai-Saga 3 - Waylander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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eine Entscheidung treffen – wir können die Mauer nicht halten.«
    »Du findest, wir sollten den Rückzug einleiten?« fragte Dundas.
    »Ich glaube, wir müssen.«
    »Aber die Verwundeten …«
    »Ich weiß.«
    Dundas fluchte bitter, dann kicherte er humorlos. »Weißt du, ich wollte immer General sein – ein Erster Gan mit einer Kavallerieabteilung unter meinem Kommando. Weißt du warum? Dann hätte ich ein weißes Pferd und einen roten Samtumhang. Bei den Göttern, ich glaube, ich weiß, wie sich der arme Degas gefühlt hat!«
    Gellan lehnte sich zurück und schloß die Augen. Dardalion beobachtete die beiden Männer einen Moment, dann sprach er. »Wartet auf Karnak – laßt ihn die Entscheidung fällen«, riet er ihnen leise.
    Gellan riß die Augen auf. »Wäre das nicht zu einfach? Es stehen schwere Entscheidungen an, also bürden wir sie den breitesten Schultern auf? Uns gehen allmählich die Pfeile aus – wenn wir sie nicht schon alle verschossen haben. Wir haben kein Fleisch mehr, das Brot ist madig, der Käse grün vor Schimmel. Die Männer sind erschöpft, und manche kämpfen wie in Trance.«
    »Für die Vagrier ist es fast genauso schlimm, Gellan«, sagte Dardalion. »Sie haben vielleicht noch Kraft, aber Lebensmittel werden knapp, und in ihrem Lager sind Krankheiten ausgebrochen. Sie haben Eisenfaust im Süden vielleicht aufhalten können, aber zu einem hohen Preis. Sie sind ausgelaugt, und es sind nur noch zwei Monate bis Winteranfang.«
    »Wir haben keine zwei Monate mehr«, sagte Dundas. »Sobald sie Purdol eingenommen haben, können sie entlang den Delnoch-Bergen und durch Skoda stürmen, um Eisenfaust einzukreisen. Dann bedeutet Winter verdammt wenig für sie.«
    »Ich bin über diese Mauern gewandert«, entgegnete Dardalion, »aber anders als du. Du siehst Männer im Krieg. Aber ich bin im Geiste über die Mauern gewandert und habe dort die Kraft gespürt. Sei dir des Verlierens nicht so sicher.«
    »Wie du schon sagst, Dardalion«, fauchte Gellan, »du bist nicht so über die Mauern gegangen wie wir.«
    »Verzeih mir, Gellan, ich wollte nicht herablassend wirken.«
    Gellan schüttelte den Kopf. »Nimm auf mich keine Rücksicht, junger Priester. Ich kenne meine Männer. Sie sind stärker, als sie selbst glauben, und sie haben bereits Wunder vollbracht. Niemand hätte erwarten können, daß sie so lange durchhalten. Ich frage mich nur, wie lange sie noch aushalten.«
    »Ich pflichte Gellan bei«, sagte Dundas. »Die Entscheidung ist eine, die wir vielleicht für den Rest unseres Lebens bereuen, aber sie muß getroffen werden. Wir müssen uns zurückziehen.«
    »Ihr seid die Militärs«, stimmte Dardalion zu, »und ich will nicht versuchen, euch umzustimmen. Aber die Männer kämpfen wie Dämonen, und sie geben nicht nach. Man hat mir erzählt, daß heute morgen ein Mann, dem ein Arm abgehackt worden war, drei Vagrier tötete, ehe er von der Brustwehr fiel. Und als er stürzte, zog er noch einen feindlichen Soldaten mit sich. Das klingt nicht, als fühlten sie sich schon der Niederlage nahe.«
    »Ich habe das vom Torturm aus beobachtet«, sagte Dundas. »Der Mann war Bauer, ich habe einmal mit ihm gesprochen – er hat seine ganze Familie durch Söldner verloren.«
    »Ein Mann allein ändert die Lage nicht«, erklärte Gellan. »Was wir von den Männern verlangen, ist unmenschlich, und früher oder später müssen sie zusammenbrechen.«
    Die Tür zum Schlafzimmer wurde aufgerissen. Die drei Männer fuhren herum und sahen, wie Karnak in der Tür stand und sich mit einer Hand am Rahmen festhielt.
    »Sie werden nicht zusammenbrechen, Gellan«, sagte er. Blut sickerte durch den Verband über seinem Auge, und sein Gesicht war aschfahl, aber seine Kraft beherrschte den Raum.
    »Du solltest dich ausruhen, General«, sagte Dardalion.
    »Ich habe mich im Tunnel ausgeruht. Du hast ja keine Vorstellung davon, wie ich mich ausgeruht habe, alter Knabe! Aber jetzt bin ich wieder da. Ich habe euch schon eine ganze Weile zugehört, und für jedes Argument läßt sich etwas sagen. Aber meine Entscheidung ist endgültig, und sie lautet: Wir halten die Mauer. Es gibt keinen Rückzug in die Festung.
    Die Männer da draußen sind großartig gewesen, und sie werden es auch weiterhin sein. Aber wenn wir sie zurückziehen und sie mitansehen lassen, wie ihre Kameraden abgeschlachtet werden, werden sie diese eiserne Härte verlieren. Dann wird die Festung in wenigen Tagen fallen.«
    Er trat ins Zimmer und ließ sich in

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