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Die Drenai-Saga 3 - Waylander

Die Drenai-Saga 3 - Waylander

Titel: Die Drenai-Saga 3 - Waylander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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stoßen.«
    »Stimmt es, daß du den Berg hast einstürzen lassen?« fragte ein anderer Mann.
    »Ich fürchte ja, alter Knabe. Meine Techniker hatten Winschen und Flaschenzüge im Tunnel eingebaut und an einem der Deckenbalken eine raffinierte Vorrichtung installiert. Man darf ja keinen offenen Zugang zu einer Festung lassen.«
    »Wir hörten, du seist tot«, sagte Jonat.
    »Guter Gott, Mann, glaubst du etwa, ein einfacher Berg könnte mich umbringen? Wie wenig Glauben du doch besitzt! Aber, wie geht es euch allen?«
    Ein paar Minuten blieb Karnak sitzen und plauderte mit ihnen, ehe er weiterzog. Zwei Stunden später kehrte er in sein Zimmer zurück. Sein Auge war ein einziger brennender Schmerz, seine Kraft fast am Ende. Er ließ sich auf sein Bett fallen, rollte sich auf den Rücken und stöhnte.
    In der darunterliegenden Halle öffnete Dardalion die Augen und sah sich um. Acht Priester sahen ihn an, und weitere neun regten sich, doch sechs leblose Körper waren am Tisch zusammengesunken.
    »Die Bruderschaft ist keine Bedrohung mehr«, sagte Astila, »aber der Preis des Sieges ist hoch.«
    »Der Preis ist immer hoch«, sagte Dardalion. »Laßt uns beten.«
    »Um was sollten wir beten, Dardalion?« fragte der junge Priester mit Namen Baynha. »Daß wir noch mehr Feinde töten? Mehr als sechzig Angehörige der Bruderschaft sind diese Nacht gestorben. Ich kann dieses endlose Töten nicht mehr lange aushalten.«
    »Glaubst du, wir sind im Unrecht, Baynha?« fragte Dardalion sanft.
    »Es hat mehr damit zu tun, daß wir nicht wissen, ob wir im Recht sind.«
    »Darf ich sprechen, Dardalion?« fragte Astila, und Dardalion nickte.
    »Ich bin intellektuell nicht so begabt wie einige andere unseres Ordens«, begann Astila, »aber habt Nachsicht mit mir, Brüder. Ich erinnere mich an einen Spruch, den der Abt gebrauchte, als ich noch Novize war. Er sagte: ›Wenn ein Narr sich selbst als solchen sieht, ist er kein Narr mehr; und wenn ein weiser Mann seine eigene Weisheit erkennt, wird er ein Narr.‹ Das hat mich sehr beunruhigt, denn es schien mir eine reine Wortspielerei. Doch nach vielen Jahren bin ich zu diesem Schluß gekommen: daß nämlich nur in der Gewißheit eine moralische Gefahr liegt. Der Zweifel ist die Gabe, die wir hegen müssen, denn er zwingt uns, ständig unsere Motivation zu hinterfragen. Er führt uns zur Wahrheit. Ich weiß nicht, ob es weise war, den Pfad zu wählen, den wir eingeschlagen haben. Ich weiß nicht, ob wir im Recht sind in dem, was wir tun. Aber wir gehen unseren Weg im Glauben.
    Ich verabscheue das Töten, aber ich werde auch weiterhin die Bruderschaft mit allen Kräften bekämpfen, die die QUELLE mir gegeben hat. Aber wenn du, Baynha, glaubst, daß dies falsch ist, solltest du nicht mehr kämpfen.«
    Baynha senkte kurz den Kopf, dann lächelte er.
    »Ich bin nicht weise, Astila. Da ich das weiß, macht mich diese Erkenntnis nun weise?«
    »Sie macht dich menschlich, mein Bruder, und ich für mein Teil bin froh darüber. Meine größte Furcht war, daß wir beginnen würden, die Schlacht zu lieben.«
    »Ich werde weiterkämpfen«, sagte Baynha, »und deinen Rat annehmen und meine Zweifel hegen. Doch frage ich mich, was die Zukunft für uns alle bereithält. Was geschieht, wenn wir gewinnen? Gründen wir dann einen Tempel von Kriegerpriestern? Nehmen wir unser früheres Leben wieder auf? Wir haben hier etwas begonnen, was auf dieser Welt neu ist. Worin liegt unser Daseinszweck?«
    Dardalion hob die Hand, und alle wandten sich ihm zu.
    »Meine Freunde, das sind große Fragen. Aber wir sollten nicht versuchen, sie jetzt zu beantworten. Diejenigen von uns, die überleben, müssen über unsere Zukunft entscheiden. Doch muß ich sagen, daß ich in den letzten Tagen viele Träume hatte, schreckerfüllte Träume. Aber jeder endete gleich. Ich sehe eine Wüste der zerbrochenen Seelen und untoten Ungeheuer. In der Mitte dieser Wüste ist eine Oase – und daneben ein Baum. Unter seinen Zweigen sammeln sich Menschen, um Schatten, Ruhe und Frieden zu finden. Nicht eins der untoten Ungeheuer noch irgendein anderes Wesen des Bösen kann diesem Baum nahe kommen.«
    »Und was, glaubst du, soll das bedeuten?« fragte Astila.
    »Der Baum hat dreißig Zweige«, antwortete Dardalion.

23
    Waylander schlief, und in seinen Träumen war er wieder einmal auf dem einsamen Hügel mit dem blinden König Orien. Er öffnete die Augen und betrachtete den Himmel und die unbekannten Sterne.
    »Willkommen!« sagte

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