Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Drenai-Saga 3 - Waylander

Die Drenai-Saga 3 - Waylander

Titel: Die Drenai-Saga 3 - Waylander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
Vom Netzwerk:
vagrische Armee in Schach.
    Doch Gellan selbst blieb in dem trügerischen Tunnel und wischte wütend den Protest seiner Mitoffiziere beiseite.
    »Er ist tot – was soll das also?« sagte einer.
    »Wir brauchen ihn«, erklärte Gellan.
    »Die Decke ist eingestürzt, Mann! Mit jedem Meter, den wir vordringen, wächst das Risiko, daß noch mehr einstürzt. Das ist Wahnsinn!«
    Aber er ignorierte sie, weigerte sich, ihre Argumente in seinen Verstand dringen zu lassen, denn er wußte, daß er sich dann ihrer Logik nicht mehr widersetzen könnte. Es war eine Art von Wahnsinn, er wußte das. Aber er würde nicht aufhören. Ebensowenig wie die Männer. Sie arbeiteten unermüdlich, drängten ihre zerbrechlichen Körper in die Finsternis. Über ihnen und um sie herum schwebten Tonnen um Tonnen Gestein in labilem Gleichgewicht.
    »Wie zum Teufel willst du ihn finden? Die Männer, die ursprünglich bei ihm waren, sahen ihn vorwärts stürmen. Es dauert Jahre, bis du dich bis zur anderen Seite durchgegraben hast – und die Seile waren hundert Schritt von der ersten Biegung angebracht.«
    »Verschwinde und laß uns in Ruhe.«
    »Du bist verrückt, Gellan.«
    »Verschwinde, oder ich bringe dich um.«
    Am zweiten Tag hatten selbst die unermüdlichen Arbeiter die Hoffnung aufgegeben, aber sie wühlten weiter.
    »Wir brauchen dich auf den Mauern, Gellan. Verzweiflung macht sich breit.«
    Diesmal drangen die Worte zu ihm durch und trafen Gellan an einer Stelle, wo er sie nicht abwehren konnte.
    »Noch eine Stunde«, sagte er. Die Hoffnung verließ ihn. »Ich bin in einer Stunde bei euch.«
     
    Der Schmerz in seinem Auge weckte Karnak, und er versuchte sich zu bewegen. Panik stieg ihn ihm auf, als ihm klar wurde, daß er in der Falle saß … lebendig begraben. Irrsinn durchzuckte ihn, er kämpfte wie besessen und hielt nur inne, wenn er spürte, daß sich die Felsen um ihn bewegten. Er atmete langsam und tief, um sich zu beruhigen.
    »Warum bist du nicht zum Abendessen umgezogen, Karnak?«
    »Ein Berg fiel auf mich drauf, Vater.«
    Irres Gelächter stieg aus seiner Kehle empor, doch er kämpfte es nieder und begann zu weinen.
    Hör auf damit! Du bist Karnak, befahl seine Stärke ihm.
    Ich bin ein Stück Fleisch, das in einem Felsengrab gefangen ist, schrie seine Schwäche.
    Alle seine Pläne waren nun hinfällig, und vielleicht war es gut so, dachte er. In seiner Arroganz hatte er geglaubt, er könne die Vagrier besiegen, sie aus dem Land der Drenai hinausdrängen. Sein neuerworbener Heldenstatus hätte ihm die Führerschaft über das Volk garantiert. Egel hätte sich nie gegen ihn gestellt. Egel konnte nicht mit dem Volk umgehen – er hatte kein Charisma. Und außerdem gab es noch andere Möglichkeiten, politische Feinde loszuwerden.
    Aber jetzt würde es nichts geben. Keine Purpurroben. Kein öffentlicher Jubel.
    Warum, fragte er sich, hatte er ganz allein den Feind angegriffen?
    Weil er sich nicht die Zeit genommen hatte nachzudenken. Dundas hatte ihn durchschaut: ein Held, der so tat, als wäre er etwas anderes.
    Nicht gerade der Tod, den du dir ausgesucht hättest, Karnak, sagte seine Stärke. Wo bleibt das Drama? Wo die jubelnde Menge?
    Wenn ein Baum im Wald umfällt und niemand es hört, macht er dann trotzdem ein Geräusch?
    Wenn ein Mann allein stirbt, wie wird sein Tod dann in den Geschichtsbüchern geführt?
    »Verdammt, Vater«, flüsterte Karnak. »Zur Hölle mit dir.«
    Gelächter schüttelte ihn. Tränen folgten. »Hol dich der Teufel!« brüllte er.
    Der Stein neben ihm bewegte sich, und Karnak erstarrte, wartete darauf, zu Tode zerschmettert zu werden. Licht fiel auf sein Gesicht, Jubelschreie entrangen sich den Männern. Karnak blinzelte ins Licht der Fackel, dann zwang er sich zu einem Grinsen.
    »Du hast dir Zeit gelassen, Gellan«, flüsterte er. »Ich dachte schon, ich müßte mich selbst ausgraben!«

22
    Danyal lag auf dem Deck des Flußkahns und lauschte auf das sanfte Plätschern der Wellen gegen den Rumpf. Ein paar Schritt links von ihr lehnte Durmast an der Reling und suchte mit den Augen das Ufer ab.
    Sie beobachtete ihn eine Zeitlang, wobei sie jedesmal die Augen schloß, wenn sein zotteliger Kopf sich in ihre Richtung drehte. Seit drei Tagen war er entweder schweigsam oder mürrisch gewesen, und immer, wenn sie zu ihm hinschaute, sah sie, daß seine glitzernden Augen auf sie gerichtet waren. Zuerst war sie verärgert gewesen, aber inzwischen war daraus Angst geworden, denn Durmast war kein

Weitere Kostenlose Bücher