Die Drenai-Saga 3 - Waylander
sehr beliebt sein.«
»Er ist ein Schwein. Aber ich muß ihn finden.«
»Schuldet dir wohl Geld, was?« Der Wirt grinste, wobei er fleckige und abgebrochene Zähne sehen ließ.
»Ich muß zu meiner Schande gestehen, daß er ein Freund von mir ist.«
»Dann solltest du wissen, wo er ist.«
»Ist er in solchen Schwierigkeiten?«
Der Wirt grinste wieder und füllte Waylanders Krug mit schäumendem Bier. »Wenn du ihn suchst, wirst du ihn auch finden. Zum Wohle.«
»Wieviel?«
»Geld hat hier nicht so großen Wert, Freund. Daher geben wir es gerne aus.«
Waylander nahm einen tiefen Zug. »So, wie das schmeckt, solltest du den Leuten Geld dafür geben, daß sie es trinken!« Der Wirt schritt davon, und Waylander legte die Arme auf die Theke und wartete. Nach einigen Minuten berührte ein dünner junger Mann; mit Raubvogelgesicht seinen Arm.
»Folge mir«, sagte er. Sie schoben sich durch die Menge zu einer schmalen Tür an der Rückseite der Schänke, die auf einen kleinen Hof und eine Reihe von Gassen hinausführte. Der zierliche Mann ging rasch voraus, bog in dem Labyrinth von Gassen links und rechts ab, bis er schließlich vor einer breiten, messingbeschlagenen Tür stehenblieb. Dort klopfte er dreimal, wartete und klopfte dann noch zweimal. Die Tür wurde von einer Frau in einem langen grünen Kleid geöffnet. Mißtrauisch führte sie die beiden zu einem Raum an der Rückseite des Hauses, und der junge Mann klopfte erneut. Dann grinste er Waylander an und ging.
Waylander legte die Hand auf den Türgriff, hielt dann aber inne. Er stellte sich mit dem Rücken an die Wand neben die Tür, hob den Riegel an und stieß die Tür auf. Ein Armbrustpfeil schoß in die gegenüberliegende Wand, so daß ein Schauer von Funken durch den Gang flog.
»Begrüßt man so einen alten Freund?« fragte Waylander.
»Ein Mann muß vorsichtig sein unter Freunden«, kam die Antwort.
»Du schuldest mir Geld, du verkommenes Subjekt!«
»Komm rein und hol’s dir!«
Waylander trat von der Tür zurück auf die andere Seite des Flurs. Mit zwei Laufschritten warf er sich, Kopf voran, in das Zimmer und kam, ein Messer in der Hand, wieder auf die Füße.
»Das Spiel ist vorbei, und du bist tot!« kam die Stimme, diesmal von der Tür her. Waylander drehte sich langsam um. Hinter der Tür stand ein gewaltiger Bär von einem Mann mit einer schwarzen Armbrust, deren Pfeil auf Waylanders Magen zielte.
»Du wirst alt und langsam, Waylander«, bemerkte Durmast. Er nahm den Bolzen von der Waffe, löste die Sehne und stellte die Armbrust gegen die Wand. Waylander schüttelte den Kopf und steckte sein Messer ein. Der große Mann kam durch das Zimmer und hob ihn mit einer Bärenumarmung, die ihm fast die Knochen brach, von den Füßen. Bevor er ihn losließ, drückte er einen Kuß auf Waylanders Stirn.
»Du stinkst nach Zwiebeln«, sagte Waylander.
Durmast grinste und ließ seine massige Gestalt in einen lederbezogenen Stuhl sinken. Der Mann war noch größer, als Waylander ihn in Erinnerung hatte, sein brauner Bart zottig und ungepflegt. Wie immer trug er grüne und braune handgesponnene Wolle, die ihm das Aussehen eines menschlichen Baumes verlieh: ein durch Zauberei erschaffenes Wesen. Durmast war knapp zwei Meter groß und wog mehr als drei große Männer. Waylander kannte ihn seit elf Jahren, und soweit er überhaupt einem Menschen traute, traute er diesem Riesen.
»Nun, komm zur Sache«, sagte Durmast. »Hinter wem bist du her?«
»Hinter niemandem.«
»Wer ist dann hinter dir her?«
»Ungefähr jeder. Aber vor allem die Bruderschaft.«
»Du suchst dir deine Feinde gut aus, mein Freund. Hier, lies das.« Durmast wühlte in einem unordentlichen Haufen von Pergamentrollen und förderte ein fest zusammengerolltes Päckchen zutage, das mit einem Kreis aus schwarzem Wachs versiegelt war. Das Siegel war erbrochen. Waylander nahm die Rolle und las sie rasch.
»Fünftausend Goldstücke? Ich bin ja richtig wertvoll.«
»Nur tot«, erklärte Durmast.
»Daher die Begrüßung mit der Armbrust.«
»Berufsstolz. Wenn die Zeiten rauh werden, kann ich mich immer auf dich verlassen – und den Preis auf deinen Wolfsschädel.«
»Ich brauche deine Hilfe«, sagte Waylander, zog einen Stuhl heran und setzte sich dem Riesen gegenüber.
»Hilfe für dich wird aber teuer.«
»Du weißt, daß ich bezahlen kann. Du schuldest mir bereits sechstausend in Silber.«
»Dann ist das der Preis.«
»Du weißt noch nicht, welche Hilfe ich
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