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Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Titel: Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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der Wille der QUELLE?«
    Der Bruder lächelte. »Oh, Chareos, wie engstirnig du denkst! Glaubst du denn,
dies
ist alles, was es gibt? Du warst ein Jünger, mein Sohn. In fünf oder zehn Jahren wärst du bereit gewesen, die wahren Mysterien zu studieren. Du hättest die Magie des Universums geschaut. Gib mir noch einmal deine Hand.«
    Chareos reichte sie ihm, und der Mönch nahm seine Finger und drehte die Handfläche nach oben. Dann schloß der Seniorbruder die Augen und saß still wie eine Statue. Er schien nicht einmal zu atmen. Langsam verstrichen die Minuten. Chareos wurde allmählich die Schulter steif, da er mit ausgestrecktem Arm dasaß. Er entwand seine Hand aus dem Griff des Ältesten und wartete schweigend. Schließlich öffnete der Mönch die Augen, schüttelte den Kopf und griff nach einem Becher Wasser.
    »Deine Reise wird lang sein, mein Freund, und gefahrvoll. Möge der Herr aller Harmonie mit dir reisen.«
    »Was hast du gesehen, Vater?«
    »Mancher Kummer darf nicht vor seiner Zeit geteilt werden, mein Sohn. Aber in dir ist nichts Böses. Geh jetzt, denn ich muß ruhen.«
    Chareos schlenderte ein letztes Mal über das Klostergelände, ehe er zum Bergfried in der Mitte der Stadt wanderte. Dieser Bergfried war vor ein paar hundert Jahren erbaut worden, um die nördliche Mautstraße zu bewachen. Doch als die Nadirhorden Ulrics sich sammelten, zerstörten sie die große Stadt im Süden, Gulgothir, die Hauptstadt des Königsreichs Gothir, und das Land wurde entzweigerissen. Flüchtlinge strömten nach Norden, über die Berge, fort von der Tyrannei der Nadir. Eine neue Hauptstadt wurde am westlichen Ufer des Ozeans erbaut, und der Bergfried in Talgithir wurde zum südlichsten Punkt im Land der Gothir. Die Stadt war seit jenen längst vergessenen Tagen gewachsen, und jetzt war der Bergfried nur noch eine kleine Insel inmitten einer geschäftigen Stadt.
     
    Die Großen Tore aus Eiche und Eisen waren geschlossen, doch Chareos schloß sich der Schlange am Nebentor an, die langsam in den äußeren Hof vorrückte. Dort waren die Bittsteller – Männer und Frauen mit Klagen, über die nur der Graf entscheiden konnte. Mehr als zweihundert Menschen waren bereits versammelt, und jeder trug eine flache Scheibe aus Ton, in die eine Nummer eingedrückt war. Wenn diese Nummer aufgerufen wurde, ging der Bittsteller in die Haupthalle und trug dem Grafen seinen Fall vor. Von den Hunderten, die warteten, wurden nur etwa ein Dutzend gehört. Die anderen kamen am nächsten Petitionstag wieder.
    Chareos schritt die breiten steinernen Stufen zu den beiden Wächtern empor. Ihre Speere waren gekreuzt, doch die Männer hoben sie, um Chareos in die inneren Gemächer hindurchzulassen. Dreimal hatte er bereits versucht, mit dem Grafen Kontakt aufzunehmen, um ihm von den Taten seiner Soldaten zu berichten. Doch jedesmal war er mit dem Bescheid abgewiesen worden, der Graf sei zu beschäftigt, um gestört zu werden.
    Ein Diener führte Chareos in den Speisesaal. Die langen Tische waren abgeräumt worden, und jetzt saßen der Gral und sein Gefolge der Tür zugewandt. Der erste Bittsteller stand bereits vor ihnen und erzählte von einem gebrochenen Versprechen beim Verkauf von drei Bullen. Er hatte die Hälfte der Zahlung bei Lieferung erhalten, aber der Rest war ihm verweigert worden. Der Angeschuldigte war ein Adliger, ein entfernter Verwandter des Grafen. Es wurde festgestellt, daß der Mann recht hatte, und der Graf befahl, daß das Geld bezahlt wurde. Außerdem sprach er dem Kläger fünf Silberstücke für den Zeitverlust zu, den die Sache ihn gekostet hatte. Der Adlige erhielt darüber hinaus die Strafe von zwanzig Goldstücken.
    Der Kläger verbeugte tief und ging. Die nächste Person, die aufgerufen wurde, war eine Witwe. Sie erklärte, ein Mann, der behauptete, sie zu lieben, habe ihr Erbe gestohlen. Der Mann wurde in den Saal gezerrt, in schwere Ketten gelegt. Sein Gesicht war angeschwollen und blutig, und er gestand, was ihm zur Last gelegt wurde. Der Graf befahl, ihn zu hängen.
    Einer nach dem anderen traten die Bittsteller vor, bis der Graf sich mittags erhob. »Genug für einen Tag, bei den Göttern«, sagte er.
    Ein junger Mann drängte sich durch die Haupttüren, verfolgt von den Wachen. »Mein Herr, hört mich an!« rief er. Die beiden Wachen packten die Arme des Mannes und wollten ihn fortzerren.
    »Wartet!« rief der Graf. »Laßt ihn sprechen!«
    Chareos erkannte den großen jungen Dörfler und drängte sich vor,

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