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Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Titel: Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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um zu hören, was er vorzubringen hatte.
    »Mein Dorf wurde von Räubern überfallen. Elf unserer Frauen wurden gefangen, um an die Nadir verkauft zu werden. Wir müssen sie zurückholen, Herr.«
    »Ach ja, das Dorf. Eine traurige Angelegenheit«, sagte der Graf. »Aber da können wir nicht viel tun. Wir sind den Spuren der Räuber bis in die Berge gefolgt, doch sie sind ins Land der Nadir entkommen, und das unterliegt nicht meiner Gerichtsbarkeit.«
    »Dann willst du gar nichts tun?« rief der Mann.
    »Erhebe deine Stimme nicht vor mir, Bauer!« brüllte der Graf.
    »Wir zahlen dir Steuern, und wir erwarten Schutz von dir. Aber deine Soldaten blieben in ihrem Versteck im Wald, während unsere Leute dahingemetzelt wurden. Regieren jetzt Feiglinge die Gothir?«
    »Ergreift ihn!« rief der Graf, und die Wachen sprangen auf den Dörfler zu und packten ihn. »Er soll ausgepeitscht werden. Schafft ihn raus!«
    »Ist
das
deine Antwort?« rief der Jüngling. »Ist
das
Gerechtigkeit?«
    Der Graf beachtete ihn nicht, und der junge Mann wurde weggezogen. Die Türen schlössen sich hinter ihm. »Ah, Chareos«, sagte der Graf. »Willkommen. Bist du bereit für die Vorstellung?«
    »Das bin ich, Graf«, erwiderte Chareos und trat vor. »Aber darf ich zuerst ein Wort zu den Vorwürfen des jungen Mannes sagen?«
    »Das darfst du nicht!« fauchte der Graf. »Logar!« Der Streiter erhob sich aus seinem Sessel und ging zu den beiden Männern. »Ich habe mir letzte Woche bei den Übungen die Schulter verletzt«, sagte der Graf, »und sie macht mir noch immer zu schaffen. Aber um meine Gäste nicht zu enttäuschen – würdest du meinen Platz im Kampf gegen den Helden von Bel-Azar einnehmen?«
    »Es ist mir ein Vergnügen«, antwortete Logar. »Darf ich vorschlagen, daß wir unsere Fähigkeiten ohne Masken und Kettenhemd unter Beweis stellen, um den Übungskampf spannender zu gestalten?«
    »Ist das nicht gefährlich?« wollte der Graf wissen. »Ich möchte keinen tragischen Unfall erleben.«
    »Eine gewisse Gefahr besteht, Herr, aber sie könnte der Vorstellung Würze verleihen.«
    »Also gut«, stimmte der Graf zu, ohne auf Chareos zu achten. »Es sei, wie du sagst.«
    Ein Page kam mit zwei Degen heran. Chareos wählte die linke Klinge und ging ein paar Schritte beiseite, um seine Muskeln aufzuwärmen. Er legte seinen Säbel und das Messer auf ein Sims. Seine Gedanken überschlugen sich. Er hatte keinen Zweifel daran, daß Logar versuchen würde, ihn zu töten. Wenn er jedoch Logar tötete, würde der Graf ihn festnehmen lassen. Mechanisch machte er seine Übungen, streckte die Muskeln der Arme, Schultern und Schenkel. Er warf einen Blick auf die zwei Zuschauerreihen und erkannte den jungen Graf Patris. Der Junge grinste wölfisch. Chareos wandte sich ab und ging auf Logar zu.
    Die beiden Männer hoben ihre Waffen, grüßten einander und ließen ihre Klingen sich dann berühren. »Fangt an!« rief der Graf.
    Logar griff plötzlich an, vollführte die
Klassische Chare,
doch Chareos parierte den Hieb und sprang geschmeidig nach rechts. Logars Augen wurden schmal. Dreimal warf der Soldat sich nach vorn, und jedesmal wurde sein Angriff pariert. Chareos wurde allmählich zornig. Logar machte keinen Versuch, sich zu verteidigen; denn er wußte ja, daß Chareos bei diesem Schaukampf keinen tödlichen Stoß anbringen konnte. Zweimal zuckte seine Klinge an Chareos’ Kehle vorbei, und der Mönch wußte, daß es nur eine Frage der Zeit war, ehe der Streiter des Grafen seine Deckung durchbrechen würde. Aber war das der Plan des Grafen, oder lag es lediglich an Logars verletztem Stolz? Logars Schwert zielte nach Chareos’ Auge, doch er wich aus, wirbelte auf dem Absatz herum und sprang zurück. Logar fuhr herum und grinste breit. Hin und her, durch die ganze Halle, fochten die beiden Schwertkämpfer. Die Zuschauer hielt es nicht mehr; wild bejubelten sie jeden Angriff Logars. Einige Minuten vergingen, und noch immer war der Ausgang des Kampfes nicht abzusehen. Logar stieß zu. Chareos blockte den Hieb nur zum Teil ab und spürte, wie die Klinge seines Gegners ihm die Haut an der Wange ritzte.
    Beim Anblick von Blut verstummten die Zuschauer schlagartig. Sie blickten den Grafen an, ob er den Schaukampf nun beendete. Aber er regte sich nicht. Also ist es sein Plan! schoß es Chareos durch den Kopf, und Zorn flackerte in ihm auf, doch er hielt ihn im Zaum. Er konnte Logar nicht töten. Dann würde der Graf ihn verhaften und wegen Mordes anklagen

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