Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst
bist?«
Der Hengst ging weiter, doch als Chareos ihn in Trab fallen ließ, um über die Hügel zu reiten, gehorchte das Pferd augenblicklich. Nach einer Stunde lag die Stadt weit hinter ihnen, wenngleich Chareos ihre Türme im fernen Dunst noch erkennen konnte. Er beschloß umzukehren, da es rasch dunkel wurde und der große Hengst nun doch ermüdete. Als er das Tier einen kurzen Abhang hinunterlenkte, sah er dicke Rauchwolken im Süden, jenseits der Hügel, aufsteigen. Er ritt weiter, in ein Wäldchen hinein. Auf einer Lichtung traf er auf eine Gruppe von Soldaten, die um ein paar kleine Lagerfeuer saßen. Chareon erkannte den Offizier – der abseits von seinen Männern saß – als Logar, den Streiter des Grafen.
»Südlich von euch hinter dem Hügel brennt es«, sagte Chareon zu ihm. »Habt ihr den Rauch nicht gesehen?«
»Was geht dich das an?« fragte Logar und erhob sich geschmeidig. Er war hochgewachsen und schlank, ein junger Mann mit kalten Augen und einem dunklen, dreifach gegabelten Bart. Er kam heran und baute sich dicht vor dem Hengst auf. Das Pferd mochte die Nähe des Soldaten nicht und wich zurück. Chareos beruhigte das Tier.
»Es geht mich gar nichts an«, sagte er. »Ich wünsche euch einen guten Tag.« Er verließ die Lichtung, erklomm den Hügel und blickte auf einen Schauplatz der Verwüstung hinunter. Zwölf Häuser brannten, und mehrere Leichen lagen auf der Erde. An anderer Stelle versuchten Menschen, die Flammen an einer großen Gemeinschaftsscheune unter Kontrolle zu bringen. Chareos fluchte und kehrte zum Lager der Soldaten zurück.
Logar würfelte mit einem Unteroffizier. Beide Männer blickten auf, als Chareos herankam. »In der Nähe ist ein Dorf«, erklärte Chareos, »das angegriffen wurde. Nimm deine Männer und helft bei den Löscharbeiten. Und das sage ich dir – ich werde dich dem Grafen wegen Pflichtversäumnis melden.«
Alle Farbe wich aus Logars Gesicht, als er aufstand und nach dem Griff seines Säbels griff. »Steig ab, du Hurensohn! Von deinesgleichen lasse ich mich nicht beleidigen!«
»Schon passiert«, erwiderte Chareos. »Und jetzt tu, was ich dir sage.« Er riß den Hengst herum und galoppierte ins Dorf, wo er das Pferd so anband, daß es den Rauch nicht wittern konnte. Dann rannte er los, um den Dörflern zu helfen. Das Feuer an der Scheune war außer Kontrolle. Als ein Mann mit einem Eimer Wasser an ihm vorbeirannte, hielt Chareos ihn an. »Ihr müßt herausholen, was ihr könnt. Die Scheune ist nicht mehr zu retten«, sagte er. Der Mann nickte und lief zu den anderen, als die Soldaten ins Dorf gelangten und sich in die Arbeit stürzten. Drei der Häuser wurden gerettet, aber die Scheune brannte lichterloh weiter. Einige Männer hieben mit Äxten einen Zugang an der Rückseite der Scheune frei, so daß die anderen hineinkommen und so viele Kornsäcke wir möglich herauszerren konnten. Der Kampf zog sich bis weit in den Abend hinein; aber schließlich erstarben die Feuer.
Chareos ging zu einem Wasserlauf in der Nähe und wusch sich den Ruß von Händen und Gesicht. Er betrachtete seine neuen Kleider. Das Wams war versengt, ebenso die Hosen. Das Hemd war schwarz vom Rauch und die Stiefel abgescheuert.
Er setzte sich. Seines Lungen brannten, und er hatte den Geschmack von Holzrauch auf der Zunge. Ein junger Mann näherte sich ihm.
»Sie haben elf unserer Frauen mitgenommen, Herr. Wann reitet ihr ihnen nach?«
Chareos stand auf. »Ich bin kein Soldat. Ich war nur zufällig in der Nähe. Du mußt dich an den Offizier des Trupps wenden. Er heißt Logar.«
»Tausend Verwünschungen über ihn!« fauchte der junge Mann. Chareos sagte nichts, besah sich den Dörfler jedoch genauer. Er war groß und schlank, hatte langes, dunkles Haar und scharfe, blaue Augen unter den dichten Brauen – ein attraktives Gesicht, obwohl es durch Rauch und Holzkohle geschwärzt war.
»Gib acht, was du sagst, Jüngling«, warnte Chareos ihn. »Logar ist der Streiter des Grafen.«
»Das ist mir egal. Der alte Paccus hat uns vor dem Überfall gewarnt, und wir haben vor drei Tagen beim Grafen um Hilfe gebeten. Wo waren die Soldaten, als wir sie brauchten?«
»Woher wußte Paccus von dem Überfall?«
»Er ist Seher. Er hat uns Tag und Stunde genannt. Wir haben versucht, gegen die Angreifer zu kämpfen, aber wir haben keine Waffen.«
»Wer waren sie?«
»Nadren. Gesetzlose, die mit den Nadir Handel treiben. Um Sklaven! Wir müssen die Frauen zurückbekommen! Wir
müssen!«
»Dann
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