Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes
sollten aufbrechen.«
Sie schloß die Augen. »Belash hat die Pferde gefunden und wird bald hiersein.«
Er nahm sie bei den Schultern und zog sie noch einmal an sich. »Du könntest mit Angel nach Süden reiten«, sagte er. »Ich habe Geld in Drenan.«
Sie schüttelte den Kopf. »Du brauchst mich.«
»Ich möchte nicht, daß du … verletzt wirst.«
»Alle Menschen sterben, Vater«, sagte sie. »Aber das ist kein privater Krieg zwischen dir und Karnak mehr. Ich frage mich, ob er das je war.«
»Was ist es dann?«
»Ich weiß es noch nicht, aber Karnak hat die Bruderschaft nicht geschickt. Als ich den letzten Krieger tötete, hatte er ein Bild vor Augen. Er dachte an einen großen Mann mit schwarzem Haar, das mit Öl an den Kopf geklebt ist. Schräge Augen, lange Purpurgewänder. Er war es, der sie geschickt hat. Und er ist derselbe Mann, der versucht hat, Krylla und mich zu töten – der Mann, der die Dämonen herbeigerufen hatte.«
»Woher kamen die Dunklen Ritter?«
»Aus Dros Delnoch, und vorher aus Gulgothir.«
»Dann liegen dort die Antworten«, sagte Waylander.
»Ja«, stimmte sie ihm traurig zu.
Angel beobachtete, wie der Nadir die fünf Pferde über die Lichtung führte. Abscheulicher kleiner Wilder, dachte er. Alles an Belash verursachte ihm Übelkeit: die schrägstehenden, seelenlosen Augen, der grausame Mund, seine barbarische Art zu töten. Es verursachte Angel eine Gänsehaut. Er warf einen Blick nach Norden zu den fernen Bergen. Dahinter vermehrten sich die Nadir wie Läuse, lebten ihr kurzes, gewalttätiges Leben in einem blutigen Krieg nach dem anderen. Es hatte noch nie einen Dichter unter den Nadir gegeben, oder einen Maler oder einen Bildhauer. Und den würde es auch nie geben. Was für ein elendes Volk! dachte Angel.
»Er ist gut mit dem Messer«, stellte Senta fest.
»Er ist ein Nadirbastard«, knurrte Angel.
»Ich dachte, deine erste Frau wäre eine halbe Nadir gewesen?«
»War sie nicht!« fuhr Angel auf. »Sie war eine … Kiatze. Sie sind anders. Die Nadir sind nicht menschlich. Sie sind Teufel, alle miteinander.«
»Aber geschickte Kämpfer.«
»Rede von etwas anderem!« verlangte Angel.
Senta kicherte. »Woher wußtest du, daß sie kamen? Du gingst, um dein Schwert zu holen.«
Angel runzelte die Stirn. Dann lächelte er; seine Stimmung besserte sich. »Ich roch Pferdemist – der Wind kam aus Süden. Ich dachte mir, es könnten noch mehr Kopfgeldjäger kommen. Ich wünschte, sie wären es gewesen. Bei allen Göttern, hatte ich eine Angst, als der Zauberer auf mich fiel. Ich habe es noch immer nicht verwunden. Einfach dazustehen, unfähig, mich zu rühren, während ein Kerl mit gezogenem Schwert auf mich zukommt …« Er schauderte. »Es war wie in meinen schlimmsten Alpträumen.«
»Ich möchte das auch nicht gern noch einmal erleben«, gestand Senta. »Waylander sagte, es war die Bruderschaft. Ich dachte, sie wäre in den Vagrischen Kämpfen ausgemerzt worden.«
Angels helle Augen schweiften prüfend über die Toten hinweg. »Nun, offensichtlich war das nicht der Fall.«
»Was weißt du über sie?«
»Herzlich wenig. Es gibt Legenden über einen Zauberer, der den Orden gegründet hat, aber mir fällt weder sein Name ein, noch wo der Orden entstand. In Ventria, glaube ich. Oder weiter im Osten? Sie hießen mal die Blut-Ritter, wegen der Opferungen. Oder waren es die Roten Ritter?«
»Vergiß es, Angel. ›Herzlich wenig‹, war wohl zutreffend.«
»Ich war nie gut in Geschichte.«
Belash kam zu ihnen. »Sie heißen die Ritter des Blutes«, sagte er. »Der erste ihrer Tempel wurde vor dreihundert Jahren in Kiatze errichtet, gegründet von einem Zauberer namens Zhi Zhen. Sie wurden sehr mächtig und versuchten, den Kaiser zu stürzen. Nach vielen Schlachten wurde Zhi Zhen gefangengenommen und auf einem goldenen Pfahl gepfählt. Aber der Orden starb nicht aus. Er breitete sich nach Westen aus. Der vagrische General Kaem setzte bei der Belagerung von Dros Purdol Priester der Bruderschaft ein. Jetzt haben sie sich in Gothir neu formiert, unter einem Zauberer namens Zhu Chao.«
»Du bist gut informiert«, sagte Senta.
»Einer von ihnen hat meinen Vater getötet.«
»Na, sie können ja nicht alle schlecht sein«, meinte Angel. Belash verharrte einen Moment reglos, das flache Gesicht ausdruckslos, die dunklen Augen starr auf Angels Gesicht gerichtet. Dann nickte er langsam und ging davon.
»Das hättest du nicht sagen dürfen«, tadelte Senta ihn.
»Ich mag ihn
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