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Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Titel: Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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stand auf und betrat das Haus des Vaters. Es war geplündert worden – Schränke waren aufgerissen, Schubladen aus Kommoden gezerrt, Teppiche von den Wänden gerissen. Aber das Geheimversteck an der hinteren Wand war unentdeckt geblieben, und Druss brach die Dielen auf und hob die Kiste heraus, die im Staub unter dem Fußboden lag. Sie war verschlossen. Er ging in die Werkstatt seines Vaters und kehrte mit einem großen Hammer und einem Meißel zurück, mit denen er die Scharniere aufbrach. Dann packte er den Deckel und riß daran, bis das Messingschloß nachgab.
    Drinnen lag, eingeschlagen in Öltuch, eine Axt. Und was für eine! Ehrfürchtig wickelte Druss sie aus. Der schwarze Metallstiel war so lang wie der Arm eines Mannes; die Doppelköpfe waren wie die Flügel eines Schmetterlings geformt. Druss prüfte die Schneiden mit dem Daumen. Die Waffe war so scharf wie das Rasiermesser seines Vaters. Silberne Runen waren in den Stiel eingraviert, und obwohl Druss sie nicht lesen konnte, kannte er die Worte, die dort standen. Denn dies war die schreckliche Axt Bardans, die Waffe, die während ihrer Schreckensherrschaft Männer, Frauen und selbst Kinder getötet hatte. Die Worte waren Teil der dunklen Volkssagen der Drenai.
    Snaga
, Todesbringer, Klingen ohne Wiederkehr
     
    Er nahm die Axt heraus, staunte über ihr geringes Gewicht und die perfekte Ausgewogenheit in seiner Hand.
    Darunter, in der Truhe, lagen ein schwarzes Lederwams, dessen Schultern mit Streifen aus Silberstahl verstärkt waren, zwei schwarze Lederhandschuhe, ebenfalls mit geformten, metallenen Knöchelschützern versehen, und ein Paar schwarze, knielange Stiefel. Unter den Kleidern schließlich lag eine kleine Börse, in der Druss achtzehn Silberstücke fand.
    Er streifte seine weichen Lederschuhe ab und zog Stiefel und Wams an. Auf dem Boden der Truhe lag ein Helm aus schwarzem Metall, mit Silber verziert; auf der Stirn war eine kleine Silberaxt eingraviert, flankiert von zwei Silberschädeln. Druss setzte den Helm auf und nahm die Axt wieder in die Hand. Er blickte auf sein Spiegelbild in den schimmernden Klingen und sah ein Paar kalte, sehr kalte blaue Augen, leer und ohne Gefühl.
    Snaga, geschmiedet in den Älteren Tagen, gefertigt von einem Meister. Die Klinge war noch nie geschärft worden, denn sie war trotz der vielen Schlachten und Kämpfe, die Bardans Leben erfüllt hatten, nie stumpf geworden. Und schon zuvor war die Klinge benutzt worden. Bardan hatte die Streitaxt im Zweiten Vagrischen Krieg erworben, hatte sie aus einem alten Grabhügel geraubt, in dem die Knochen eines längst vergangenen Kriegskönigs lagen: ein Ungeheuer aus der Legende, Caras, der Axtschwinger.
    »Es war eine böse Waffe«, hatte Bress einmal seinem Sohn erzählt. »Alle Männer, die sie jemals besaßen, waren Schlächter ohne Seele.«
    »Warum behältst du sie dann?« fragte sein dreizehnjähriger Sohn.
    »Wo ich sie aufbewahre, kann sie nicht töten«, war alles, was Bress geantwortet hatte.
    Druss starrte die Klinge an. »Jetzt kannst du töten«, flüsterte er.
    Dann hörte er ein Pferd näher kommen. Langsam stand er auf.

2
    Shadaks Pferde waren unruhig; der Todesgeruch machte die Tiere nervös. Er hatte seinen eigenen Dreijährigen von einem Bauern südlich von Corialis gekauft, und der Wallach war nicht für den Krieg ausgebildet. Die vier Pferde der Räuber waren weniger nervös, aber auch sie hatten die Ohren zurückgelegt, und die Nüstern bebten. Shadak sprach beruhigend auf sie ein und ritt weiter.
    Er war fast sein ganzes Erwachsenenleben hindurch Soldat gewesen. Er hatte den Tod gesehen – und er dankte den Göttern, daß Leid und Tod immer noch die Kraft besaßen, seine Gefühle aufzuwühlen. Trauer und Zorn stritten in seinem Herzen um die Vorherrschaft, als er die stillen Toten, die Kinder und die alten Frauen, betrachtete.
    Keins der Häuser war in Brand gesetzt worden – der Rauch wäre kilometerweit zu sehen gewesen und hätte einen Trupp Lanzenreiter aufmerksam machen können. Sanft zog Shadak an den Zügeln. Ein goldhaariges Kind lag vor der Mauer eines Hauses, eine Puppe neben sich. Sklavenhändler hatten kein Interesse an Kindern, denn für sie gab es in Mashrapur keinen Markt. Dagegen waren junge Drenaifrauen zwischen vierzehn und fünfundzwanzig Jahren in den östlichen Königreichen Ventria, Sherak, Dospilis und Naashan immer noch beliebt.
    Shadak stieß seinem Wallach die Fersen in die Flanken. Es hatte keinen Sinn, an diesem Ort zu

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