Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar
Hier an dieser Stelle lobe ich Quing-chin von den Flinken Ponys, der von den
gajin
verstümmelt und ermordet wurde. Hier an dieser Stelle lobe ich Lin-tse von den Himmelsreitern. Und ich bringe den Wölfen einen neuen Krieger. Komm her, Gorkai.«
Gorkai stand auf und ging nach vorn. Über seiner Schulter trug er einen langen Hammer mit einem Kopf aus schwerem Eisen. »Dies ist Gorkai, der ein Keista war und jetzt ein Wolfsschädel ist.
Nosta Khan hat euch gesagt, daß der Tag des Einigers bevorsteht, und er hat recht. Jetzt ist die Zeit, die Dummheiten der Vergangenheit beiseite zu legen. Seht euch an! Ihr seid Wolfsschädel und doch sitzt ihr hier, eure Streiter hinter euch, weil ihr die Brüder fürchtet, die neben euch sitzen. Und zu Recht! Denn wenn er die Gelegenheit bekäme, wäre nicht einer unter euch, der den anderen nicht erschlüge, um zu herrschen. Jeder Mann hier ist eines jeden Feind. Das ist Dummheit der schlimmsten Sorte. Während die Gothir immer reicher werden, hungern wir. Während die Gothir unsere Dörfer überfallen, planen wir Kriege untereinander. Warum? Sind wir dumm geboren?
Vor Jahrhunderten begingen weise Männer der Nadir eine Tat von bestürzender Dummheit. Sie zogen die Magie aus dem Land und schlossen sie hier drin ein.« Mit diesen Worten holte er die Augen von Alchazzar aus der Tasche seines Ziegenfellwamses. Die Juwelen schimmerten im Fackelschein, als er sie hochhielt.
»Die Macht der Steppe und der Berge«, sagte er. »Die Macht der Götter von Stein und Wasser. Gefangen hier drin … mit diesen purpurnen Juwelen könnte ein jeder hier der Khan sein. Er könnte unsterblich sein. Ich sah ihre Macht. Ich wurde am Schrein niedergestochen, ein Speer fuhr durch meinen Körper, doch ich habe nicht einmal eine Narbe.«
Aller Augen ruhten jetzt auf den Juwelen, und er spürte die Gier in jedem Blick.
»Die Augen von Alchazzar!« rief er. Seine Stimme hallte in der Höhle wider. »Aber glaubt irgendjemand hier, daß Bartsai oder Kzun oder Quing-chin starben, damit ein eitler Wolfsschädel über die Magie der Götter von Stein und Wasser gebietet? Ist einer von euch wert, diese Macht zu haben? Wenn er hier ist, dann soll er aufstehen und uns sagen, warum er diese Ehre verdient!«
Die Anführer sahen einander an, aber niemand rührte sich.
Talisman machte kehrt und ging zu dem Steinernen Wolf. Er streckte sich und drückte die Steine zurück in die Augenhöhlen. Dann drehte er sich wieder um und winkte Gorkai, der den langen Hammer durch die Luft warf. Talisman fing ihn auf.
»Nein!« kreischte Nosta Khan.
Talisman trat einen Schritt zurück, dann schwang er den Hammer, und mit einem mächtigen Hieb zertrümmerte er den Kopf des Wolfes. In diesem Augenblick flammten die Augen in einem blendenden, purpurnen Licht auf, das Talisman einhüllte und die ganze Höhle erfüllte. Blitze knisterten zwischen den Stalaktiten, und ein tiefes Grollen wie ferner Donner ließ den Höhlenboden beben und stöhnen.
Staub rieselte von der Decke, in dem purpurnen Licht strahlten die Staubflocken wie Tausende von Juwelen. Als der Staub sich legte und das Licht verblaßte, ließ Talisman den Hammer fallen und starrte auf die Reste des Steinernen Wolfes. Von den Augen von Alchazzar war nichts mehr zu sehen.
»Was hast du getan?« schrie Nosta Khan, lief auf ihn zu und packte ihn am Arm. Talisman drehte sich um, und der Schamane rang nach Luft und wich zurück. Sein Unterkiefer fiel herab, er blinzelte heftig.
Gorkai trat vor … und hielt inne. Talismans Augen hatten sich verändert, als ob sich das gleißende purpurne Licht der Juwelen dort niedergelassen hätte und im Fackelschein glitzerte. Sie waren nicht mehr dunkel, sondern strahlten in violettem Licht.
»Deine Augen …«, flüsterte Gorkai.
»Ich weiß«, sagte Talisman.
Talisman ging an dem erstarrten Schamanen vorbei und stellte sich vor die gebannten Anführer.
»Heute nehme ich meinen Nadirnamen an«, erklärte er. »Ab heute gibt es Talisman nicht mehr. Er starb, als die Magie in das Land zurückkehrte. Von diesem Tage an bin ich Ulric von den Wolfsschädeln.«
Dros Delnoch
Dreißig Jahre später
Druss die Legende saß neben dem jungen Soldaten Pellin und lachte leise, als er seine Geschichte beendete. »Am Ende«, sagte er, »haben wir all das also für eine junge Hure getan! Sieben schien das nichts auszumachen, er hatte Niobe. Er nahm sie mit nach Hause und kaufte ihr einen wundervoll verzierten Feuereimer. Sie war eine gute
Weitere Kostenlose Bücher