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Die dritte Ebene

Die dritte Ebene

Titel: Die dritte Ebene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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wenn wir uns von der steilen Seite an das Lager heranmachen, dann ist unsere Chance, unentdeckt zu bleiben, weitaus größer.«
    »Ich bin wirklich gespannt, ob sich der ganze Aufwand lohnt«, sagte Lazard. »Am Ende treffen wir auf ein paar ausgezehrte Marines, die in den Bergen Krieg spielen.«
    »Und wenn es so ist, dann wissen wir zumindest sicher, was da oben im Lager vor sich geht.«
Westlich der Galapagosinseln, südpazifische Region
    Es war ein überwältigendes Schauspiel, als die Sonne in einem rötlichen Schimmer in der ruhigen See versank. Selbst die wenigen Wolken am tiefblauen Himmel hatten sich in ein rosafarbenes Laken gehüllt. An Bord der Timbury herrschte eine feierliche Stimmung. Die Besatzung hatte ihre Arbeiten eingestellt und verfolgte, fasziniert von der Schönheit des Augenblicks, wie die tiefrote Scheibe langsam hinter dem Horizont verschwand. Eine mäßige Brise wehte von Südosten und blies den Matrosen salzige Luft in die Nase.
    Die Timbury war ein Forschungsschiff der National Oceanic and Atmospheric Administration und kreuzte in der Nähe der Galapagos-Schwelle südlich der Isabela-Insel zwischen dem Äquator und fünf Grad südlicher Breite. Die Mission hatte das Ziel, weiteren Aufschluss über die vermutete Strömungsanomalie, kurz El Nino genannt, zu erlangen. Mit modernsten Geräten, Tiefensonar und mehreren Streamern zur Messung der Tiefenströmungsverhältnisse ausgestattet, war das Schiff seit drei Tagen in der Region unterwegs, um Licht in das Dunkel der außersaisonalen Wirbelstürme zu bringen. Nachdem die Suchaktion nach der Portland im Pazifik erfolglos abgebrochen worden war, hatten sich drei weitere Schiffe aus ihren Häfen auf den Weg gemacht. Die NOAA brauchte Gewissheit, der Druck der Öffentlichkeit auf Politik, Wirtschaft und natürlich auch auf den Wetterdienst und die Meeresforscher wuchs angesichts der Zerstörungen, die die Wirbelstürme der vergangenen Wochen verursacht hatten.
    Die Wetterdienste und Klimatologen arbeiteten mit Hochdruck an der Erforschung der Ursachen, die zu den Wetterphänomenen geführt hatten. Die meisten der verantwortlichen Politiker hofften, dass genügend andere Erklärungen gefunden würden, die über das langjährige Versagen ihrer Umweltpolitik hinwegtäuschten.
    Doch egal, wie man es drehte und wendete, bislang blieb der in den letzten Jahren immer wieder auftretende El-Nino-Effekt im Südpazifik zwischen dem südamerikanischen Kontinent und Australien unerklärlich. Die Messdaten hingegen waren eindeutig. Eine im Durchschnitt erhöhte Temperatur des Oberflächenwassers und eine zu hohe Lufttemperatur für die Jahreszeit in der südatlantischen Region erhöhten die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung tropischer Zyklone. Und gerade dies war ein wesentliches Indiz für eine drastische globale Erderwärmung.
    Nach acht Stunden konzentrierter Arbeit waren die Besatzungsmitglieder der Timbury am Ende ihrer Kräfte. Drei Streamer hatten sie in die Tiefenschichten des Meeres abtauchen lassen. Und überall das gleiche Ergebnis. Der südliche Äquatorialstrom zwischen der Westküste Südamerikas und Australien war in den oberen und mittleren Meeresschichten verebbt. Gerade so, als hätte es ihn nie gegeben. Außerdem waren die in normalen Jahren zu verzeichnenden Südostpassatwinde ausgesprochen schwach. Das natürliche Umwälzsystem zwischen den kalten Wassermassen in der Tiefe und dem warmen Oberflächenwasser, natürlich gewachsen in Zehntausenden von Jahren, war nachhaltig gestört. Das südpazifische Hoch, das normalerweise in der Nähe des Südlichen Wendekreises lag, hatte sich in Richtung Norden vorgeschoben. Die Folge waren ein gleichmäßig warmes Gewässer zwischen dem Äquator und dem zwanzigsten nördlichen Breitengrad sowie Südwinde, die stetig warme Luft in dieses Gebiet schaufelten, und eine Verlagerung der planetarischen Frontalzone nach Norden. Solche Umstände begünstigten schon bei kleinsten Luftdruckschwankungen die Entstehung tropischer Wirbelstürme. Sollte sich diese Entwicklung fortsetzen, dann wäre bis zum Spätherbst beinahe wöchentlich mit einem neuen Hurrikan zu rechnen.
    Im Grunde genommen war absehbar, wie sich das Szenario in den nächsten Jahren weiterentwickeln würde, darüber waren sich die Besatzungsmitglieder der Timbury einig, sollten nicht weitreichende und einschneidende Maßnahmen seitens der Verantwortlichen getroffen werden. Computersimulationen gab es zuhauf. Doch entgegen der landläufigen

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