Die dritte Ebene
die wir hinunterklettern müssen.« Lazards ungläubiger Blick streifte den Sheriff.
»Was ist?«
»Klettern? Du meinst so richtig in den Felsen?«
Dwain Hamilton zuckte die Schultern. »Ein Problem für dich?«
»Weißt du, wann ich das letzte Mal geklettert bin? Das war, als ich noch aufs College ging.«
»Keine Angst, dein Onkel ist ja bei dir. Ich lass dich schon nicht hängen.« Dwain präsentierte das orangerote Seil.
Lazard verzog das Gesicht.
»Kommst du?«, fragte der Sheriff.
»Habe ich eine andere Wahl?«
Das kleine Tal, das sie durchwanderten, öffnete sich und gab den Blick auf die Südwestseite des Mount Withington frei. Nackter, kalter Stein sah ihnen aus der Ferne entgegen. Sie gingen weiter. Der Wald wurde lichter und der Pfad zu einem breiten Weg. Eine ganze Weile folgten sie dem Lauf eines kleinen Bachs. Sie füllten ihre Feldflaschen mit dem kühlen und kristallklaren Nass und rasteten einige Minuten, ehe sie ihren Weg fortsetzten. Nachdem der Wald wieder dichter geworden war und der Pfad wieder schmaler, folgte ein erster steiler Anstieg. Schnaufend, den Oberkörper nach vorn gebeugt und jeden Halt nutzend, kämpften sie sich voran. Das Gelände wurde flacher, doch noch ehe sie das Plateau erreicht hatten, verwehrte ihnen ein hoher rostiger Zaun den Weg.
No Trespassing! Military Area, stand in roten Buchstaben auf dem wurmstichigen Holzschild, das am Zaun befestigt war.
Erschöpft ließ sich Lazard zu Boden fallen. »Und was machen wir jetzt?«, stöhnte er.
Dwain Hamilton betrachtete den Metallzaun, der oben mit einem dichten Kranz aus Stacheldraht versehen war. Hinter dem Zaun lagen mehrere aufgeschichtete Rollen aus rostigem Stacheldraht. »Da will wohl jemand auf Nummer sicher gehen.« Er seufzte. »Ein Tor wird es hier wohl kaum geben …«
Kennedy Space Center Hospital, Florida
Um ein Uhr in der Nacht hatten sie die Schlafstudie ihres Patienten abgebrochen. Nachdem Brian Ziegler mithilfe zweier hinzugerufener Pfleger auf das Bett zurückgelegt hatte, fixierten sie ihn mit Lederbändern. Gemeinsam waren Suzannah und Brian vom Krankenhaus zu ihren Bungalows hinübergeschlendert. Einen kurzen Augenblick lang dachte Suzannah daran, Brian noch auf einen Drink in ihr Apartment einzuladen, doch nach reiflicher Überlegung unterließ sie es. Auch wenn ihr Brians Nähe gutgetan hätte, und sosehr sie sich nach seiner Berührung sehnte, so fühlte sie, dass die Zeit noch lange nicht reif dafür war. Eine zweite Enttäuschung würde sie nicht überleben. Und Brian spürte ihre Zerrissenheit, deswegen unternahm er erst gar keinen Versuch, sie zu etwas zu drängen, das sie nicht wollte. Er hauchte ihr einen Kuss auf die Wange, wünschte ihr eine gute Nacht und ging drei Türen weiter, wo er in seinem Zimmer verschwand. Diesmal war Suzannah seiner Berührung nicht ausgewichen, wie er erfreut registrierte.
Sie hatten sich zum Frühstück verabredet, und Brian wartete vor ihrer Tür, als sie ihr Apartment verließ. Ihr mitleidiger Blick traf Brian, als sie seine gerötete und leicht angeschwollene Wange erblickte.
»Da hast du ordentlich eine abgekriegt«, sagte sie mitfühlend. »Komm rein, ich habe eine Salbe.«
Brian schüttelte den Kopf. »Ist schon gut, es ist nicht das erste Mal, dass ich mir eine einfange. Ich war einfach zu langsam .«
»Er war nicht zu bändigen. Wir hätten auf die Pfleger warten sollen.«
»Wir mussten zu ihm rein. Er war nicht bei Sinnen, er hätte sich verletzen können.«
»Heute Nacht werden wir ihn von Anfang an mit zwei soliden Bändern fixieren. So etwas passiert uns nicht mehr.«
Im Casino nahmen sie ein ordentliches Frühstück zu sich. Später, im Krankenhaus, gingen sie zuerst die Aufzeichnungen der vergangenen Nacht durch. Die restliche Nacht hatte Ziegler vergleichsweise ruhig verbracht. Zwar waren noch immer außergewöhnlich lange REM-Phasen mit gleichzeitig gesteigerter physischer Erregung aufgezeichnet worden, aber zu bedrohlichen Spitzenwerten war es nicht mehr gekommen. Gesprochen hatte Ziegler ebenfalls nicht mehr. Jetzt lag er auf seinem Bett, wirkte beinahe ausgeglichen und lauschte entspannt der beruhigenden klassischen Musik aus den Lautsprechern.
Brian zog sich einen Stuhl heran und betrachtete den ASA- Astronauten, der auf ihn beinahe einen verklärten Eindruck machte. »Ich würde einiges darum geben, wenn ich einen Blick in sein Gehirn werfen könnte. Was denkt er jetzt? Was geht in ihm vor?«
»Wir sind hier, um es
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